Wie ein vollgesaugter Schwamm.
heute bin ich fast krank vor vermissen.
heute ist mein vater ein jahr tot und ich vermisse eigentlich gerade wen anders. ich hab in verschiedenen artikeln über trauer gelesen, dass für manche der erste todestag etwas ganz besonderes ist, etwas ganz schlimmes, bewegendes, irgendwas und für wieder andere ist es ein tag wie sonst auch. ich gehöre dann wohl zur letzten sorte. man denkt kurz daran, aber deshalb fehlt einem die person nicht mehr oder weniger, denn sie fehlt jeden tag, nicht nur am todestag. auch wenn es natürlich komisch ist, wenn man weiß, dass mein vater in einundzwanzig minuten genau ein jahr tot ist.
und trotzdem fehlt mir heute jemand anders ganz besonders. ich hab heute von ihm geträumt. eigentlich träume ich immer mal wieder von ihm, also das ist jetzt nichts seltenes, aber heute war er nicht nur einen kleinen gastauftritt im traum, dieses mal ging quasi die komplette geschichte um ihn.
ich hab geträumt, ich wäre bei ihm zuhause. ich war eh „in town“, und er meinte, ich soll einfach vorbeikommen. ich verbrachte dann den ganzen tag bei ihm und irgendwann, da war es schon kurz vor zehn, meinte ich, es wäre besser, wenn ich jetzt gehen würde, da seine frau bestimmt mal nach hause käme. hat mich eh gewundert, wo sie so lange bleibt. er meinte: „ach, die is gerade eh ziemlich eingespannt auf der arbeit, so früh kommt die noch nicht heim.“ und genau in dieser sekunde höre ich, wie die haustür aufgeht. mir ist sofort das herz in die hose gerutscht und ich habe ihn erschrocken angesehen. er ist sofort aufgestanden und ihr entgegengelaufen, während ich mich hinter einer tür versteckt habe, weil ich da eh schon stand. ich habe nur die augen geschlossen, mich ganz ruhig verhalten und mich gefragt, wie ich verdammt nochmal nun unbemerkt aus dem haus verschwinden soll. nach ein paar minuten, ich hörte schritte in meine richtung, merkte ich – mit geschlossenen augen – wie die tür sich bewegte, denn das, was ich durch die geschlossenen augen noch sehen konnte, war, dass nun statt schatten licht auf mich schien. ich öffnete die augen vorsichtig, sie stand vor mir und meinte sarkastisch grinsend, unterschwellig aggressiv, ironisch überrascht und zu recht von oben herab: „oh, hi!“ dieser ton von: „na wen haben wir denn da?!“ .. ich grinste ängstlich und sagte auch vorsichtig fröhlich: „äh, hi!“ .. sie wollte gleich, dass ich mitkomme, wir sind dann ins wohnzimmer gegangen, von ihm war nirgendwo mehr die spur zu sehen, sie setzte sich mit mir hin und hat mich zur rede gestellt. ich versicherte, da würde nichts laufen, da wäre absolut gar nichts, kein kuss, kein sex, keine gefühle, null, und hoffte innerlich, das würde sich mit dem decken, was er ihr bestimmt gerade gesagt hatte. – „also eigentlich genau das gleiche, was er dir auch schon gesagt hat!“, betonte ich noch so, in der lausigen hoffnung, wenn ich sie an aussagen von vor ewigkeiten erinnern würde, würde es eventuell aktuellere aussagen von gerade eben überdecken. sie wirkte ziemlich gefasst und cool und meinte: „ach echt? .. ja dann.. ich dachte nun, ihr hättet sex.“ – er kam rein. er hatte sich zwischenzeitlich die haare, seltsamerweise, ganz kurz rasiert, weil er wusste, dass mir das nicht gefällt. er wollte gleich super unattraktiv auf mich wirken. (das klingt schon so traummäßig, total unrealistisch, sich in so einer situation erstmal den kopf zu rasieren XD) er setzte sich und sprach kein wort, während ich mehr oder weniger dort zum kreuzverhör saß. sie wirkte auf mich ziemlich lässig und locker drauf, schien mir auch nicht wirklich so böse, und ich war innerlich erstmal etwas weniger angespannt, dennoch weit entfernt von komplett relaxed. sie lächelte sogar einmal ganz leicht, nicht zu mir, aber grundsätzlich und ich dachte, ok, die ist wohl wirklich nicht mehr richtig sauer. sie erzählte irgendwas, woran ich mich nicht mehr erinnere und ich fand sie innerlich total .. cool. sie wandte sich wieder zu mir und fragte: „was arbeitest du eigentlich?“ – ich fing an, ihr meinen job zu erklären, ich fühlte mich in dem moment einfach schuldig und als eindringling in ihr reich, der ich auch war, sodass ich mir dachte, egal, was für eine frage sie mir stellte, ich sei verpflichtet ihr eine antwort zu liefern. plötzlich kam die tochter rein. oh gott, nicht die noch. sie setzte sich mir gegenüber und meinte so: „mein vater hat erzählt, du würdest wieder studieren?“ – achso ja, stimmt ja. ich hatte meinen job gekündigt, um meinen master in maschinenbau zu machen. die tochter war total gespannt und freudig drauf, mich kennenzulernen, was mir schon klar machte, dass sie nicht wusste, in welcher konstellation ich zu ihrem vater stünde. aufgrunddessen war mir total unangenehm mit ihr zu reden, ich versuchte die antwort knapp und höflich zu halten, weil ich ja eigentlich dabei war, ihrer mutter für meine komplette existenz rechenschaft abzulegen. irgendwann bin ich aufgewacht.
was für ein weirder traum mit komplett ambivalenten gefühlen. und alle gefühle entsprechen der wirklichkeit, ich glaube, deshalb nimmt mich der traum auch irgendwie „mit“, weil ich auch in echt so empfinde.
„h, du hast nichts falsch gemacht“, hat er mal gesagt, er hat mich dabei angelächelt, mitfühlend, mitleidig, als ich voller tränen vor ihm saß und wir über so vieles geredet haben. so fühle ich mich aber nicht und so ist es auch nicht. gehören immer zwei dazu. *er sieht das nur so, denn in seiner welt hat er immer an allem schuld. und alle anderen menschen sind unschuldig.
heute fühle ich mich wieder genauso wie in dem gespräch, als er das zu mir sagte. mit schlechtem gewissen ihr gegenüber, aber komischerweise einer unheimlichen „zuneigung“ ihr gegenüber. kann das gar nicht so genau beschreiben. komischerweise ist dieses gefühl für mich unter „eva“ abgespeichert. ich fand eva damals, vor über zwanzig jahren, auch so super interessant. also kais eva. keine ahnung, ich kannte sie nicht und ich hatte einfach irgendwie …. bewunderung? für sie. und so empfinde ich auch seiner frau gegenüber, weil ich sie charakterlich einfach sau cool finde. und auch wenn das echt komisch klingt, aber sie erinnert mich charakterlich irgendwie an mich (LOL). keine ahnung, das klingt doof, aber in einer anderen welt könnte ich mir vorstellen, dass wir richtig gute freundinnen sein könnten.
das ist so ein .. eintrag, von dem ich irgendwann denke: „goooosh *face palm* really?!“ .. so hab ich das gefühl. manchmal bin ich emotional so .. wie ein schwamm, der alles in sich aufsaugt, und handle dann auch danach, obwohl ich weiß, dass ich eigentlich nur wie ein voller schwamm bin und nicht wie .. normal. ein normaler schwamm lol. aber trotzdem fühlt es sich dann auch in der sekunde richtig an, eben weil man ein mit emotionen aufgesaugter schwamm ist. (ICH WEISS SCHON, DASS DAS MEIN TITEL WIRD XD)
heute vermisse ich ihn richtig doll. heute vermisse ich ihn so sehr, dass ich heulen könnte. das letzte mal kontakt zu ihm hatte ich am wochenende und da nicht viel.
ich vermisse es, mich länger mit ihm zu unterhalten. nicht nur oberflächliche larrifarri 0815 witze.
mein vater ist nun ein jahr und siebenundzwanzig minuten lang tot.
suzaku