Ich bewundere, wie das Leben funktioniert.
als ich heute morgen zur arbeit gefahren bin, ist die sonne aufgegangen und schien mir von der seite ins gesicht. sie war goldgelb, so, wie man es kennt, wenn ein sehr heiĂer sommertag bevorsteht. ich hatte vor ein paar tagen eine cover-version von einem tokio hotel lied entdeckt, von einem mĂ€del, das mich witzigerweise total an anne, also meine ex, erinnert hat. und diese kombination aus der cover-version zusammen mit der sonne, die mir ins gesicht schien, hat mich plötzlich gedanklich sofort ins jahr 2002 zurĂŒckkatapultiert, als ich in den zug nach darmstadt stieg, um anne das erste mal zu treffen. das war meine erste gröĂere zugfahrt alleine und fĂŒr mich fĂŒhlte sich das genauso an wie als ob ich das erste mal alleine in ein fremdes land fliegen wĂŒrde. es war ein warmer sommertag und die sonne ging unter und schien mir dabei genauso goldgelb ins gesicht wie heute morgen. auf den ohren war „cry ophelia“ von adam cohen.
seitdem ist dieses gefĂŒhl, das ich damals bei der zugfahrt hatte, in diesem gitarrenriff am anfang prĂ€serviert und wird fĂŒr mich auch fĂŒr immer unlöslich mit diesem lied verknĂŒpft sein. und wie ich so daran dachte, an das wochenende auf dem chattertreffen in darmstadt, wie die luft gerochen hat frĂŒh morgens, als noch alle in ihren zelten geschlafen hat, ehe lautstark „jump“ durch die boxen gedröhnt wurde, um alle aufzuwecken, an diesen sand auf dem groĂen platz, der die schlaghosen verdreckte, und auch an annes weiĂblond gebleichte haare, die ich damals total hammer fand (xD), hatte ich irgendwie lust darauf, einfach nochmal kurz von diesem wochenende fĂŒnf minuten erleben zu dĂŒrfen. manchmal bekomme ich bei erinnerungen genauso lust darauf, ganz genau das nochmal zu erleben wie man auch lust auf eine bestimmte sĂŒĂigkeiten wie schokolade oder chips bekommen kann. nur können diese sachen nicht nochmal erlebt werden, die bleiben einfach nur in deiner erinnerung (wenn sie denn dort ĂŒberhaupt bleiben). und je Ă€lter man wird, desto schwieriger wird es, sich solche erinnerungen zu schaffen. solche, die ein leben lang bleiben und die sich, wenn man irgendwann wieder daran denkt, genauso anfĂŒhlen, als wĂŒrde man immer noch in diesem moment stecken.
wenn ich daran denke, wann ich in den letzten fĂŒnf jahren solch einen moment erlebt habe, irgendeinen davon, dann war das 2019 bei dem backstreet boys konzert in mannheim, das quasi „erste“, womit die bsb-Ă€ra eingeleutet wurde. das, womit der wahn losging. bzw. der moment, den ich meine, ist auch der moment, mit dem alles losging. bei dem meet and greet, als mike (dessen namen ich damals noch gar nicht kannte) mich hinter die leinwand geschickt hat, rebecca noch da stand und die jungs wie eine traube um sie herumstanden. einer mit einer schwarzgrauen lederjacke, drehte sich um und erst da hab ich gecheckt, dass es kevin – mein kevin – war und mich direkt angeschaut hat. dieser blick und der ganze moment fuhr mir durch mark und bein, aber im positiven sinne. das ist auch so ein moment, in dem man nur funktioniert und ĂŒberhaupt keine kontrolle ĂŒber sich hat, ĂŒber seine gedanken hat oder gar ein bewusstsein dafĂŒr, dass man eigentlich ja normalerweise… kontrolle und gedanken hat. es gibt wirklich nur wenige situationen und momente im leben, wo das gehirn einfach komplett runterfĂ€hrt und man nur handelt. – und zwar nicht fĂŒr ne kurze minute, wie wenn zb einem etwas rausrutscht, was man vielleicht nochmal hĂ€tte ĂŒberdenken sollen, weil dann so schnell das gehirn wieder einsetzt und man sich denkt: „FUCK“, sondern .. wo man minutenlang einfach nur … irgendwie funktioniert. so stelle ich mir das im negativen sinne auch vor, wenn etwas passiert, keine ahnung, ein unfall und man versucht irgendwie zu ĂŒberleben. aber der moment in mannheim.. kevin hat sich umgedreht und mich angelĂ€chelt, ganz normal und nett halt, und ich hab ihn angestrahlt, ich denke mit solch funkelnden augen, dass er sofort gecheckt haben musste, dass er mein liebling ist. ich bin wie ferngesteuert auf ihn zugelaufen, nicht gerannt, nicht euphorisch, sondern schnurstracks, zielgerichtet, immer noch mehr am strahlen und hab ihn in den arm genommen. ich glaube, es kann sich kein mensch vorstellen, wie das ist, wenn man fan von jemandem ist und denjenigen mal umarmen kann, wenn man es nicht selber erlebt hat. und es ist auch witzig, wie viel man da ĂŒber sich selber lernt. ich dachte immer, ich wĂ€re jemand, der in so einem moment entweder anfĂ€ngt zu heulen oder zu kreischen. tatsĂ€chlich habe ich glĂŒck und bin wohl jemand, der einfach nur seine schnauze hĂ€lt und bewundernd strahlt, maximal vielleicht noch versteinert, wenn der moment zu spontan kommt, wie in warschau, als kevin plötzlich im hotel ums eck kam und ich wie son klotz da stand und nicht mal auf sein „hi“ antworten konnte.
keine ahnung, was ich mit diesem eintrag bewirken will. eigentlich gar nichts. ich husche von einer erinnerung zur nĂ€chsten und bewundere das leben. wie das leben so funktioniert. wie viele erinnerungen und informationen so ein kopf alles tragen kann. und ich bin auch gespannt, wie ich das leben empfinden werde, wenn ich Ă€lter bin. ich meine nicht mal die einstellung, so wie gestern im eintrag angerissen, sondern wie sich all die erinnerungen dann in meinem kopf sortieren. wenn ich an mein leben um 2002 als beispiel denke, dann fĂŒhlt sich das in erster linie so fĂŒr mich an wie .. hm. naja, als kind. ein kindlicher kopf eben. kindliche, unreife, dumme gedanken, auch wenn ich damals schon solche moment wie der im zug nach darmstadt wertschĂ€tzen konnte. dann so zeiten wie um 2008, was ich komischerweise viel mehr als „ich“ bezeichne, als jetzt zum beispiel um 2014. bei 2008 fĂŒhle ich mich – im nachhinein, hat man ja gestern gesehen, wie es tatsĂ€chlich damals war – viel mehr wie ich, viel authentischer, als um 2014 zum beispiel, keine ahnung wieso. 2008 war die zeit, in der ich so viel in köln war und das empfinde ich sehr zu mir zugehörig. eigenstĂ€ndig, meinem eigenen kopf nachgehend. 2014 fĂŒhlt sich zum beispiel an wie so ein … joa, faules jahr, wo ich mich auch hab gehen lassen, wo das ganze vegan-ding gestartet ist, aber trotzdem.. keine ahnung. da war ich auch noch bei dem alten arbeitgeber, bei dem schrecklichen, und alles war so .. keine ahnung. da hab ich mich zum beispiel auch nicht mehr jeden tag geschminkt, was ja eigentlich fĂŒr mich schon normalitĂ€t ist. (damals dachte ich noch, das wĂ€re halt eine phase aus 2008 gewesen, sich jeden tag zu schminken, mittlerweile weiĂ ich aber, das gehört das zu mir.)
keine ahnung. waren jetzt einfach irgendwie gedanken. vielleicht fands ja jemand unterhaltsam. manchmal hab ich echt so zweifel, wie viel unterhaltungsfaktor ich noch bieten kann, to be honest. eine gesunde psyche gepaart mit einem erwachsenenleben ist halt nicht mehr so interessant wie mental health issues.
in diesem sinne,
suzaku