Separieren.
so, nachdem ich gestern gefühlt den ganzen tag tb geschrieben habe, bin ich hier schon wieder! ..
ich muss sagen, das wochenende (obwohl es kein wochenende war, es ging ja von mittwoch bis freitag, aber irgendwie nennt es trotzdem jeder „wochenende“) hängt mir gedanklich immer noch nach. und witzigerweise weniger wegen den backstreet boys, sondern hauptsächlich so die dramen, die waren. liegt aber auch daran, dass ich mit den mädels noch die ganze zeit gerade kontakt habe und das drama eigentlich auch nicht endet, bzw. jeder sich gegenseitig updated, was so passiert ist. also jetzt zum beispiel das mit manu. mich beschäftigt aber auch hin und wieder die geschichte mit heike, die ich auf social media gelöscht habe und die sich darüber so aufgeregt hat. bei beiden, also sowohl manu, als auch heike, muss ich sagen, denke ich nicht so.. hm, wie beschreibe ich das jetzt? also ich denke nicht emotional an die beiden, im sinne von.. oh mein gott, wie schlimm.. und ich bereue und blabla, sondern ich nutze jeden konflikt meines alltags, um darüber etwas über mich selbst zu erfahren. ich glaube, diesen skill habe ich von der klinik auf mein ganzes leben übertragen. sobald in der klinik irgendein konflikt innerhalb der gruppe oder mit anderen mitpatienten oder so entstanden ist, hat man diesen in der therapiestunde hergenommen und analytisch zerpflückt, was genau das mit einem macht und warum das so ist. und genau so denke ich auch über die bsb dramen nach.
ich habe hierbei zum beispiel auch die letzten tage oft an heike gedacht und darüber, warum ich sie gelöscht habe. also nicht mal unbedingt die harten fakten, warum ich sie jetzt in dieser backstreet-boys-konstellation gelöscht habe, sondern was das vielleicht auch über meinen charakter aussagt. auch in anbetracht des treffens mit meiner leserin darüber, bzw. durch dieses treffen ist mir das vielleicht mehr im kopf als das normalerweise der fall wäre, aber ich glaube, das tagebuch trägt hier auch einen teil dazu bei.
allgemein gesagt bin ich ein mensch, der gerne separiert. also leute. gruppen. und so war ich schon immer, ich würde sogar behaupten, mit der zeit ist das etwas abgeschwächt, früher war das viel stärker. ich habe mich gefragt, ob das auch schon vor dem tagebuch der fall war, und ich muss sagen – ja. das tagebuch hat es nur verstärkt.
ich erinnere mich zum beispiel an eine zeit kurz vor dem tagebuch, nämlich als ich noch bei funonline war und tabris und co. so meine „clique“ gewesen sind. damals wäre das der absolute horror für mich gewesen, wenn zum beispiel meine homopin-clique meine klassenkameraden gekannt hätten. das homopin war mein kreis, meine freunde. und meine klassenkameraden waren ätzende „arbeitskollegen“, die man halt so hat und nicht ausblenden kann. viele jahre habe ich es auch so empfunden, dass der größte mist bei einer hochzeit wäre, es ist, dass man das dann groß feiern muss und da treffen alle aufeinander, freunde, familie, leute, die man aus der schule kennt und leute, die man von der arbeitsstelle mitgenommen hat. ganz furchtbar.
früher war das wesentlich schlimmer, heute macht mir das nicht mehr so viel aus, aber es *macht* mir immer noch was aus. ich hab es lieber getrennt. nicht unbedingt alles und jeden, aber … so grobe kategorien dürfen da schon sein.
und es ist – was bestimmt viele glauben würden – nicht die angst, dass meine freunde sich untereinander anfreunden und mich anschließend ausgrenzen könnten, das glaube ich überhaupt nicht, weil ich weiß, was für ein mensch ich bin und dass ich meinen freunden etwas wert bin. und wieso sollten sie das auch tun? – aber ich glaube, ich genieße, dass ich bei jedem menschen anders sein kann, auch wenn ich es vielleicht nicht bin, aber zumindest habe ich die option, immer das gesicht auszuleben, was ich gerade tragen möchte oder welches ich bevorzugt bei person a gerne zeige, welches person b nie sieht oder zumindest nicht gewohnt ist. als erstes fällt mir da meine schwiegerfamilie ein. die halten mich, glaub ich, für den absoluten langweiler und mega schüchtern, weil ich bei ihnen nie groß ein wort sage. oder für voll den guten zuhörer, dabei – seien wir mal ehrlich – kann ich schon mega die egozentrische rampensau sein XD
aber auch das tagebuch trägt einen teil dazu bei, wie ich schon schrieb. und diese „feinheiten“ sind mir wieder bewusst geworden, als ich mich mit meiner leserin getroffen habe. es ging nämlich oft auch um „hinter den kulissen“, also .. inwiefern dieses tagebuch auch mein echtes leben zum beispiel beeinflusst. ich merke diesen einfluss nicht (mehr), weil ich quasi damit groß geworden bin und es für mich vollkommen normal ist, ein öffentliches tagebuch im internet zu haben, aber ich richte schon .. ich will nicht sagen „viele“ dinge, aber einige dinge nach meinem tagebuch aus. für mich sind es nicht „viele“, aber ich glaube, für jemanden, der noch nie ein tagebuch hatte, wäre es das.
ein beispiel wäre eben auch social media. mir ist bewusst, dass ich eigentlich nie ein öffentliches profil auf social media haben kann. da ist immer die gefahr, dass leser meine social media accounts suchen und finden. wer weiß, welche figuren aus meinem tagebuch in meiner follower-liste sind? vielleicht findet sich da ein holger, eine schwägerin, ein affe, eine mutter, ein tobi, ein schwarzes loch oder sonst wer, der hier schon seinen auftritt hatte. zum einen ist es natürlich eine gefahr für mich, weil ich es mir damit bei vielen verkacke, zum anderen ist es auch unfair gegenüber besagten personen und deren privatsphäre. es ist okay, wenn diese personen anonym bleiben und das tun sie nur, wenn mein social media verdeckt bleibt.
um mal einen einblick hinter die kulissen zu geben, aber ich hatte es schon, dass tagebucheinträge personen aus meinem reallife erreicht haben. das ist viele, viele jahre her, aber es lässt einen vorsichtig werden. und ich hatte es auch schon, dass ich im reallife als suzaku erkannt wurde. oder anonyme hass-nachrichten bekommen habe. oder leute, die nicht akzeptieren konnten, dass ich außerhalb des tagebuchs nichts mit ihnen zu tun haben wollte, die mich als deren „freund“ angesehen haben, weil sie jeden tag von meinem leben lesen, wo ich doch im gegenzug keine ahnung habe, wer hinter dem bildschirm sitzt. man führt eigentlich ein doppelleben, denn man muss beides voneinander geheim halten. und da wären wir wieder bei separieren.
und dann treffe ich mich mit einem leser? .. ich würde sagen, die leserin ist auch ein.. sonderfall? ein schmaler grat? ich sehe sie nicht als meinen „leser“ an, sondern als eine entfernte bekannte, da sie mich eigentlich irgendwie zuerst aus dem reallife kannte und dann zum leser wurde. ich weiß, wer sie ist und das macht den unterschied. ich habe mit ihr somit lediglich zwei personen, zu denen ich kontakt pflege, die auch regelmäßige leser sind, aber bei denen fühlt es sich „richtig“ an.
aber zurück, ich war bei … heike. und social media. und löschen.
ein anderer punkt hierbei ist auch, dass ich .. mich sehr gewandelt habe und diesen wandel kann ich auch bis heute nicht ganz verstehen. ich würde behaupten, ich bin eigentlich vom inneren kern her eine rampensau. natürlich, denn sonst würde ich mich nicht seit 22 jahren öffentlich im internet darstellen. aber andererseits bin ich auch sehr zurückgezogen und ich hasse es zu viel kontakt zu anderen zu haben, oder sagen wir, mit zu vielen zu haben. ich will nicht vernetzt sein und mit jedem irgendwie in kontakt stehen. ist das irgendwie der drang besonders mysteriös zu sein und somit dann doch wieder irgendwie „hervorzustechen“? indem man nicht hervorsticht. in einer welt von instagram und co nicht zehn trilliarden stories zu posten und jeden tag fünf mal „outfit of the day“ hochzuladen. oder ist es insgeheim die angst, dass man eh keine drei milliarden follower hätte, selbst, wenn man dann mal sein profil öffentlich schalten würde? festzustellen, dass man gar nicht so „folgenswert“ ist. oder wird man einfach nur älter und will sich dem ganzen stress, der da mitkommen würde, nicht mehr aussetzen?
ich gebe leider zu, dass… mein leichter daumen auf social media, diese leichtigkeit einfach leute zu löschen, vom schwarzen loch auf mich abgefärbt ist. ich würde behaupten, allgemein ist das eine problematische eigenschaft (deshalb auch „leider“), weil sie viele leute verletzen kann, wie man gesehen hat, aber ich genieße diese eigenschaft auch sehr, weil sie freiheit schafft. fragt sich nur, wann freiheit in einsamkeit umschlägt oder ob es das überhaupt tun wird und ob ich nicht doch tatsächlich einfach „irrelevante“ kontakte aus meinem leben entferne. das schwarze loch ist sehr… schwierig. er hat einen sehr schwierigen charakter, oft erinnert er mich an daniel. er hat keine probleme damit, einfach … alles zu löschen. freundschaften, accounts, chatverläufe, bilder, erinnerungen. ihm bedeutet das alles nichts und er hat da einen sehr leichten daumen. und ich beneide irgendwie diese eigenschaft, wenn es auch sehr paradox ist, da es mein haupthobby ist, seit 22 jahren alles zu protokollieren. aber mich fasziniert das vermutlich genau deshalb, weil es einfach das komplette gegenteil von mir ist.
ich glaube, mich fasziniert das so, weil es eine gewisse .. unabhängigkeit und stärke ausstrahlt. selbstständigkeit. das sind alles so eigenschaften, die ich tief im innern für mich ersehne, einfach, weil das komplett meine psychomacke bedient. die hauptmacke meines lebens. ich bin dumm, ich krieg nichts geschissen. indem man leute von sich wegstößt und sich künstlich eine selbstständigkeit schafft, begibt man sich selber in die challenge, für sich alleine stark zu sein. wobei ich sagen muss, dass ich heike jetzt nicht künstlich von mir weggestoßen habe, sondern … ich wollte sie wirklich nicht in meinem kreis haben. und da wären wir wieder beim thema. warum eigentlich nicht? ich meine, warum ist da dieser innere drang, nur leute bei sich zu haben, die irgendwie… close sind? .. also ich meine, die leichtigkeit, die ich vermeintlich mit dem löschen verbinde – also die leichtigkeit, einfach jederzeit leute aus dem leben zu entfernen – könnte doch auch eine leichtigkeit sein, einfach leute, auch wenn sie wenig kontakt zu einem haben, in seinem leben zu lassen? .. hm.
keine ahnung, irgendwie ist dieser eintrag unvollständig. es fehlt nach einem langen gedankenritt so dieses fazit, auf das man zum schluss kommt. aber ich bin irgendwie … verwirrt. da kommt jetzt kein fazit mehr. keine erleuchtung. kein nachdenklicher, letzter satz, der wieder an den beginn des eintrags anknüpft, um ihn stimmig und hochwertig erscheinen zu lassen.
ich bin verwirrt.
suzaku