Blauer Himmel.
ich höre „chasing cars“, aber eine coverversion, nicht das original. eine version, die ich mittlerweile eigentlich nur noch selten höre, aber gerade wurde die im zufallsmodus angespielt und ich habe es laufen lassen.
witzig. wo ich doch immer darauf bedacht bin, mich ständig selbst zu reflektieren und bewusst zu leben und zu erleben, renne ich doch die meiste zeit meines alltags komplett kopflos, unreflektiert und fast schon.. numb durch die gegend. was heißt numb nochmal auf deutsch? keine ahnung. passiert mir irgendwie oft, dass mir nur noch die englischen begriffe einfallen, auch wenn ich weit davon entfernt bin, englisch fließend zu sprechen. mit kopflos, unreflektiert und numb meine ich noch nicht mal diesen … allgemeinen automatismus, den man so im alltag hat, dass man einfach nur funtioniert. damit meine ich aber auch nicht dieses ads-ding, dass ich meist neben mir stehe und alles an mir vorbeizieht, ohne, dass ich es mitbekomme.
sondern ich meine damit hauptsächlich, dass ich meist in irgendeinem wahn bin und dann alles um mich herum vergesse und so hart auf die eine sache fokussiert bin, dass ich mich in einem kompletten tunnel befinde. ob das nun die backstreet boys sind, eine neue „liebschaft“, die zocker-sucht oder preparations für thanksgiving. vielleicht ist das – auch dieses ads-ding – so ein unbewusster auslöser für meine ständige selbstreflexion. dass ich meistens das gefühl habe, alles entgleitet mir, weil ich nicht in dem maß aufmerksam bin wie andere (oder sagen wir in der weise, da es kein defizit ist, sondern nur eine verschiebung). zumindest einer der gründe.
man steckt dann so in seiner sache drin, manchmal für monate und jahre, ohne, dass man abstand gewinnt. ein gutes beispiel dafür ist die holger-geschichte, wobei ich rückblickend gar nicht sagen kann, was mir abstand gebracht hätte. eigentlich gar nichts.
und nur ganz selten öffnet sich mal so ein kleines „fenster“, wo man den eindruck hat, man hat mal seinen kopf aus dem wahn draußen und kann mit distanz auf die ganze sache blicken. ich verbinde das irgendwie mit einem himmel voller wolken und dann tut sich da so ein kleiner spalt auf, durch den man hindurch und einfach nur auf ein stück hellblauer himmel blicken kann. manchmal ist da ein kleiner spalt an.. klarheit.
und ich hab habe angst, dass die klarheit erst hinterher kommt. wenn die sache eigentlich schon getan und vorbei ist.
wobei .. um mal wieder auf das holger-beispiel zurückzukommen.. ich hatte nach dem holger-spektakel eigentlich nie diesen… blauen himmel. selbst danach kam nicht diese .. erleuchtung, von wegen: „oh man, was haste denn da gemacht?!“ .. vielleicht hätte ich das aber gedacht, wenn alles ganz anders gelaufen wäre. nehmen wir an, ich wäre damals nicht so .. konsequent gewesen, um nach dieser einen weihnachtsfeier, als wir uns im arm hielten und ich über seine wangen strich, die situation abzubrechen und ins haus zu gehen, sondern.. wie alles gelaufen wäre, hätte ich das zugelassen oder sogar noch forciert. vielleicht hätte es dann einen blauen himmel gegeben. wobei ich diese klarheit in dem fall nicht so positiv gesehen hätte, sondern mehr mit einem… „oh gott, was hast du da bitte für eine scheiße gebaut!?“ und dem einsetzen dieses altbekannten, schlimmen angstgefühls in der brust.
naja. das aktuelle.. ‚beispiel‘ kann man nur bedingt mit der geschichte vergleichen, eigentlich.. gar nicht, da sich die dinge auf einer ganz anderen ebene abspielen. aber… auch hier gibt es das gleiche, wie bei … backstreet boys, holger, zocken, thanksgiving. immer boom, rein damit, ohne nach links oder rechts zu sehen.
und diesen eintrag zu schreiben, dauert schon so lange, dass ich diesen kleinen, wolkenlosen spalt schon längst wieder verloren habe. alles ist grau in grau, dicht mit nebel bedeckt und ich habe keine klarheit mehr. das fenster hat sich längst wieder geschlossen und ich versuche trotzdem noch dem hauch hinterherzurennen und zu erfassen, zu beschreiben, was ich vorher kurz empfunden habe.
das witzige daran ist, dass ich .. eigentlich irgendwie schon weiß, wie tief ich schon mittlerweile drin stecke. zumindest weiß ich vom nebel, weiß aber nicht, wie es ohne ist. außer eben in diesen kurzen momenten, wo ich das blau hoch oben erkennen kann.
und manchmal frage ich mich, ob ich der einzige bin, der das weiß. oder ob es da noch jemanden gibt. und wenn ja, .. dann will ich wissen, wie ein anderer sich in der gleichen situation fühlt. ich meine.. da muss doch was sein. da muss doch noch jemand mit genau den gleichen gedanken sein. oder sind das dann komplett andere gedanken? ist das nur meine denkstruktur? .. andere erleben vielleicht genau die gleiche geschichte, aber .. sehen das ganz anders. nehmen alles vielleicht viel lockerer. machen sich null gedanken. oder viel mehr. keine ahnung. mir drängt sich aber immer mehr die frage auf, am liebsten würde ich manchmal platzen und schreien: „SAG MAL, BIN ICH BESCHEUERT ODER WAS IST MIT EUCH LOS!? ICH BIN NORMAL UND ALLE ANDEREN SIND UNNORMAL!“
und ob nicht alle anderen genauso denken wie ich, nur alle schweigen und tun, als wäre nichts, quasi the elephant in the room, das kriege ich nur raus, wenn ich genau das eine tue. was jetzt .. ganz lange nicht möglich war. und immer noch nicht so einfach ist. aber da habe ich angst, dass ich dann vor einer ähnlichen „ach du kacke, was war denn das jetzt für eine scheiße?!“-aussage stehe, wie ich es damals bei holger befürchtet hatte, die nie kam. wie ich es damals befürchtet hatte, als ich mein indonesien-ticket gebucht habe, wo es aber auch nie dazu kam.
und ich frage mich, ob ich alles anders sehen würde, wenn ich frei darüber schreiben würde. anders auf jeden fall, doch ob besser oder schlechter, hmm. vermutlich nur anders.
gestern habe ich etwas auf youtube angesehen, als ich nicht schlafen konnte. eigentlich wollte ich nur eine kleinigkeit nachgooglen, eben zu diesem thema, meinem thema, und dann bin ich über youtube auf ein video gestoßen. dinge, die ich sehen würde, würde ich diese eine sache machen. dinge, die ich erleben würde, würde ich mich dazu überwinden. und da überkam mich diese.. nervosität. nicht vor der eigentlichen sache, sondern vor meiner gefühlswelt. eigentlich habe ich immer in erster linie angst vor meiner .. angst. vor meinen gefühlen.
als ich damals nach indonesien geflogen bin, nein, nach warschau, das erste mal mit dem flugzeug irgendwoanders hin, da hatte ich eigentlich nicht direkt angst davor.. entführt zu werden und in einer badewanne ohne nieren aufzuwachen, sondern ich hatte angst vor meiner eigenen verzweiflung. dass ich dann da stehe, mitten im nirgendwo, und nicht weiß, was ich tun soll. nicht, dass ich dann da stehe, sondern vor der panik, die mir dann in den kopf steigt. irgendwie kommt man immer raus und irgendwie kommt man immer weiter und irgendwie wird mans schon überleben. meistens zumindest. aber dieses schreckliche gefühl in dem moment von absoluter überforderung, angst, verzweiflung, das ist das eigentlich schlimme daran.
und eigentlich komme ich gar nicht drum rum. ich denke die ganze zeit, was wird, wenn ich es tue? .. was wird dann. was hat das für konsequenzen? .. nicht nur für mich, sondern auch auf andere, die da mit drin hängen. die ganze zeit stelle ich mir vor, wie .. wird das alles? .. wird das das dümmste, was ich je tun könnte? .. das ist wie .. ein tag vor der klinik. war das die richtige entscheidung? hat das überhaupt so.. weitreichende folgen?
ich denke immer nur daran, was passiert, sollte ich es tun.
nicht eine sekunde verschwende ich damit, mir vorzustellen, was wäre, wenn ich es einfach lasse. lass es einfach. einfach nicht weitermachen.
das kann ich nicht. allein bei dem gedanken kommt schon so eine mini-version von … diesem angstgefühl, diesem: „was für eine scheiße hast du da gebaut?!“ .. ich kann es nicht nicht tun. ich wusste, dass ich irgendwann mal in die klinik gehen werde. ich konnte es nicht einfach.. sein lassen. und genau die gleiche situation ist es wieder. ich meine, diese sache ist .. unausweichlich. wie die klinik. ich meine, man kann jahre so weitermachen und vor sich immer dieses… ding schweben haben. wie damals der innere drang, eine therapie machen zu wollen, zu müssen. und so ist es wieder. das verfolgt mich für immer und ewig.
ich glaube, das ist so ein klassisches beispiel von.. man bereut es nur, wenn man nichts getan hat und nicht, wenn man das falsche getan hat. oder?
ich gebe mir einfach zeit. ich sage mir, vor nächstem jahr schaffe ich es eh nicht. quasi: „am montag fange ich mit abnehmen kann“. von daher… passt. wenn dann aber nächstes jahr da ist, dann.. puh.
witzig. indem ich gerade von diesem youtube-video erzählt habe, habe ich mir total dieses.. nervositätsgefühl abgespeichert. ich muss nur an dieses video denken und dann .. ist der blaue himmel ganz nah. ach du scheiße. das ist alles wahnsinn. wahnsinn.
boah keine ahnung. blickt eh kein mensch, was ich hier sagen will. vermutlich werde ich es nicht einmal mehr selber blicken, wenn ich nach jahren diesen eintrag mal wieder durchlese.
suzaku
2 Gedanken zu „Blauer Himmel.“
„Die Angst vor der Angst“ war schon immmer ein Thema bei mir, zu Zeiten meiner Panikattacken bekam ich diesen Spruch oft genug zu hören, im Studium ebenfalls. Dazu kam dann noch ein zweiter: „Da wo die Angst ist, ist dein Weg.“ Damals fand ich den richtig, heute nicht mehr. Will damit nur sagen… ich verstehe das, denke ich zumindest.
Der zweite erinnert mich an meinen Therapeuten, der immer zu sagen pflegte: „wenns unangenehm wird, isses richtig.“ 🙂