Gedanken zum Todestag.
gerade höre ich „a new day has come“ von celine dion, aber diese slow-version. lied aus 2002. das erinnert mich total daran, wie ich damals mit anne zusammengekommen bin, meine erste freundin. und ans chattertreffen in darmstadt.
immer, wenn ich mich jetzt an solche sachen erinnere oder daran zurĂŒckdenke, dann fĂ€llt mir automatisch mein vater ein. an den hĂ€tte ich vor drei jahren nicht gedacht, wenn ich das lied gehört hĂ€tte, aber jetzt gehört der unweigerlich mit dazu. nicht, dass mich das interessiert, ob das „normal“ ist, aber irgendwie interessiert es mich nun schon, ob das immer so ist. dass auf jeden ersten gedanken an die vergangenheit immer der zweite gedanke an meinen vater folgt.
letzten freitag war der todestag, es ist mittlerweile schon zwei jahre her. ich finde es krass, wie schnell zwei jahre vergangen sind. und obwohl es schon zwei jahre sind, fĂŒhlt es sich immer noch so unwirklich an und ich glaube, das wird sich immer unwirklich anfĂŒhlen. ich ertappe mich auch regelmĂ€Ăig dabei, dass ich an meinen vater denke, weil ich unbewusst dem mechanismus folge, dass ich mich gegen was unangenehmes, blödes immun machen will. ich bin so ein typ, der immer auf den blauen fleck drĂŒckt in der hoffnung, dass er dann irgendwann weniger weh tut. konfrontationstherapie. aber das funktioniert hier nicht und ich bin mir sehr sicher, dass das mein leben lang so bleiben wird, trotzdem hĂ€tte ich gerne diese unterbewusste sportart, immer wieder nachzudrĂŒcken, vom tisch. das nervt nĂ€mlich und ist sinnlos.
was sich auch geĂ€ndert hat, ist.. naja, ich wĂŒrde es nicht „verlustĂ€ngste“ in dem sinne nennen, ich hab nicht wirklich panik davor, aber mir ist sehr stark bewusst geworden, dass im leben noch viele tode folgen werden. ich frage mich ganz oft, wie ich verkraften soll, wenn tobi mal stirbt und ertappe mich manchmal auch dabei, wie ich ganz egoistischerweise hoffe, dass es mich zuerst erwischt. andererseits wĂŒrde ich auch nicht wollen, dass tobi da durch muss, also wenn ichs mir aussuchen mĂŒsste, wĂŒrde ich dann in den sauren apfel beiĂen und ihn zuerst gehen lassen. manchmal, wenn tobi und ich so auf der couch liegen und fernsehen, denke ich dran, wie meine eltern vielleicht mal mit 25, 30 oder 40 auf der couch zusammenlagen und es jetzt einfach.. nicht mehr ist. und dann denke ich mir, dass da jeder durch muss und man so krass im hier und jetzt leben muss, es genieĂen muss, jede sekunde auskosten muss.
die angst, dass etwas passieren kann, die ist da, aber die war schon immer da. immer, wenn tobi mal ne runde mitm motorrad dreht, bin ich froh und erleichtert, wenn er wieder zurĂŒck ist. aber das war auch schon vor dem tod meines vaters so. die angst, dass vorzeitig ein unfall passiert, eine krankheit kommt oder irgendwie was doofes, die ist bei mir nicht mal im vordergrund. wenn sowas kommt, dann kommt es, ich halte es fĂŒr totale zeitverschwendung sich ĂŒber potentielle gefahren den kopf zu zerbrechen, die angst vor „was wĂ€re wenn“ hat mich in die klinik gebracht und – hashtag immun – da bin ich mittlerweile immun dagegen. wenns so kommt, kommts halt so. darĂŒber mach ich mir gedanken, wenns soweit ist. aber mir ist noch bewusster geworden, wie die zeit einfach verrinnt. und wenn du nicht wirklich acht gibst, dann lĂ€ufst du nicht nur gefahr, sondern dann *ist* es so, dass… die jahre vorbeiziehen und irgendwann stellt man fest, man hat das ende erreicht. und dann liegt man nicht mehr zusammen auf der couch und guckt sich irgendwelche dummen katzenvideos auf youtube an oder ernĂ€hrungsdocs oder die final destination reihe, wie jetzt am wochenende, sondern dann denkst du an genau solche momente zurĂŒck. genauso wie ich jetzt gerade „a new day has come“ und daran denke, wie ich mit 16 in meinem zimmer saĂ und die fotos von anne und mir vom chattertreffen an meine wand gepinnt habe, wĂ€hrend es sich so anfĂŒhlt, als ob das letzte woche gewesen wĂ€re. ich wĂŒrde sagen, vorallem auch durch das tagebuch und das stĂ€ndige reflektieren des lebens war mir das ganze schon immer sehr bewusst, aber der tod meines vaters hat nochmal eine schippe draufgelegt.
meine mutter redet ĂŒbrigens wieder mit mir, also ganz normal. hat mich im urlaub angechattet und hat so getan, als wĂ€re nichts. vermutlich war halt auch nichts (mehr), aber .. ich find sowas assi. einfach auszurasten, monatelang nicht mehr auf den chat zu klicken und bockig zu sein, dann plötzlich einen wieder anschreiben und so tun, als wĂ€re nie was passiert. naja. mir egal. ich hab halt auch ganz normal reagiert, denn fĂŒr MICH war ja auch nie was, die hat ja gleich so .. gesponnen. aber ja.. ich dachte mir: „sei’s drum“, hab nix dazu gesagt, ist auch sinnlos, mit knapp 70 bringste jemandem auch nix mehr bei, schon gar nicht der und schon gar nicht ich.
mehr nicht fĂŒr heute..
suzaku