Gut.
montagabend kurz vor acht und tobi ist mal wieder oben im büro und zockt mit seinen kumpels irgendwas online. eroberung des weltalls, mehr weiß ich nicht.
passend zum „weltall“ höre ich gerade den sailor star song von sailor moon…
wieder so eine sache, die keiner nachempfinden kann, für die meisten ist das wohl nur japanisches zeichentrickgekrächze.
dieser song kommt in der allerletzten, in der 200. episode, von sailor moon beim „endkampf“. sailor moon waren quasi meine backstreet boys der kindheit, ich weiß noch, wie ich die allererste folge gesehen habe. und zwar war das freitagnachmittags, ich saß oben im wohnzimmer, das war das zweite haus, in dem wir gewohnt haben, also von meinem siebten lebensjahr bis ich dann schließlich mit mitte/ende zwanzig mit tobi zusammengezogen bin. wir hatten bauarbeiter im haus und ich habe mich nicht getraut nach unten zu gehen zum spielen, da ich dann durch das treppenhaus musste und da hätte jederzeit einer der bauarbeiter sein können. und so saß ich oben im wohnzimmer, ich war ja als kind quasi 24/7 immer vor dem fernseher geparkt worden und kannte somit alles auf prosieben, sat1, rtl, tele5 und wie die ganzen privatsender heißen auswendig. die coolen sender quasi, nicht so ein schrott wie zdf oder ard. irgendwie hatten die gerade auf rtl2 dann eine sendung abgesetzt, das war eh immer das schlimmste, wenn nachmittags dann irgendeine geile serie kam und dann die letzte folge lief und man sich wieder an was neues oder eben anderes gewöhnen musste. ich weiß noch, wie ich immer fiebernd jede fernsehzeitschrift, wenn sie neu war, geholt hatte und immer guckte, was wäre die nächste serie, die dran käme. ich kannte die ganzen serien natürlich alle schon, ob mila, lady oscar, sailor moon, etc, und immer, wenn sich eine serie dem ende neigte, war ich gespannt, was dann wieder an der reihe war. und immer diese freude, wenn dann was geiles kam, wie zum beispiel hikari oder lady oscar. nun ja, zurück, das war nämlich schon die rtl2 zeit. jedenfalls saß ich oben und langweilte mich, weil wieder irgendeine tolle serie abgesetzt wurde, es war so .. 15.15 rum und ich schaute dann in den videotext (haha), ich glaube, das war seite 333 (xD), ob irgendwas cooles noch kommen würde. und dann standen da immer die sender, die sendung, die gerade lief und in welche kategorie das fiel. bei zdf stand dann: „sailor moon – zeichentrick“ – und ich dachte: „wtf, was ist das“ (VORALLEM WEIL ICH AUCH WHAT THE FUCK DACHTE, GENAU XD) und so schaltete ich auf zdf und tatsächlich, ein super cooler zeichentrick. vorallem dieses… menschenähnliche. ich hab dazu immer gesagt: „wie menschen“, damit meinte ich natürlich animes ohne damals den begriff zu kennen. jedenfalls das tierzeug, das war immer disney, sprechende hunde und enten, so ein scheiß, wer will das sehen? (WEIL BEI SAILOR MOON AUCH GAR KEINE SPRECHENDEN KATZEN VORKOMMEN XD) ich war sofort verliebt in sailor moon, das war sowas ganz neues, was ganz anderes. und irgendwann setzten sie die freitagnachmittagszeit ab und strahlten, wo sonst nur die wiederholung kam, die folgen samstagmorgen um kurz nach sieben aus. jedes mal den wecker gestellt, um ja nicht sailor moon zu verpassen und beim mittagessen mussten jeden samstag alle mit mir die aufgenommene sailor moon folge angucken, pflichtprogramm. nachdem die serie dann nach der ersten staffel auf zdf abgesetzt wurde (gut, ich wusste damals noch nicht, dass es mehrere staffeln gab), war ich todtraurig. ich hab sogar zdf einen brief geschrieben, die haben mir dann geantwortet, dass rtl2 die serie bald ausstrahlen würde, daraufhin hab ich denen dann einen brief geschrieben. mensch, was fand ich mich damals cool, briefkontakt zu fernsehsendern. xD aber hey, ich war auch erst.. keine ahnung… neun, zehn? .. zehn, ich hab nachgeguckt, deutsche erstausstrahlung. dreizehn war ich, als die letzte episode auf rtl2 dann ausgestrahlt wurde. das war eh so ein absoluter luxus, jeden werktag eine sailor moon folge, krass ey. vorher musste man die ganze woche drauf hinfiebern. ich weiß noch, wie dann die letzte folge anstand. die letzte folge ever. für so ein kind, dessen allerbester freund, familie, vertrauter, alles, der fernseher ist und somit auch all die schönen charaktere, die diesem entsprungen waren, war das schon ein großes ding. zumal sailor moon so viel mehr war als nur eine serie, die ich gerne geguckt habe.
und dieses lied… das hat so ein gefühl von abschluss inne. dieser song waren die letzten minuten der letzten folge, ich habe damals auch auf die uhr gesehen bzw. auf die aufnahme vom videorekorder und mir war dann auch klar, wie viele minuten mir noch blieben. das letzte, für immer. wenn ich mir vorstelle, dass das 22 jahre her ist. für mich fühlt sich das an wie gestern, ich spüre noch, wie sich die plastikfolientischdecke mit den lila und rosa blumen drauf an den fingern anfühlte. wie sie am unterarm immer klebte, wenn man da drauf hausaufgaben gemacht hat oder gezeichnet hat.
wenn ich da heute dran denke, wie ich damals immer im esszimmer saß, an diesem großen esszimmertisch mit dieser an den armen klebenden tischdecke und ich, mein sitzplatz neben dem aquarium. wie viele, viele stunden ich da saß, gezeichnet habe, hausaufgaben gemacht habe, keine ahnung, was nicht noch alles, und immer lief der fernseher nebenbei. immer, auch während der hausaufgaben, böse böse. war ja keiner da, ders mir hätte verbieten können. montags war immer der krasseste tag, da fings dann an mit zeichentrick auf rtl2, direkt von der schule bis .. keine ahnung so um vier, um vier kam immer „unsere kleine farm“ auf pro7, anschließend dann simpsons, taff, alle unter einem dach und die ganzen amerikanischen sitcoms.. dann war um 20.00 für ne viertelstunde pause, denn da kamen nachrichten, ergo langweilig. und um 20.15 ging es dann weiter mit akte x und danach kam outer limits. und dann wars 22.00 und dann konnte ich ins bett gehen. und wie viele videokassetten ich brauchte, denn ich habe auch feinsäuberlich meine lieblingsserien aufgenommen, natürlich immer mit komplettem intro und ohne werbung, beschriftet und sortiert.
in letzter zeit befasse ich mich mit dingen von ganz früher. ich meine, ich befasse mich immer mit dingen aus meiner vergangenheit, zumindest sehr oft. aber alles, was vor dem tagebuch war, vor funonline, vor r., vor alledem, das ist für mich kindheit. und in letzter zeit befasse ich mich wieder ganz intensiv damit. aber es fühlt sich keineswegs so an, wie als ob… „der stein ins rollen“ kam und man gräbt dann immer mehr und mehr aus, das gar nicht. sondern… es fällt mir einfach irgendwie so ein. mit einem schlag kam mir neulich sailor moon und ein (anderer) song daraus in den sinn und so hab ich den gehört und fertig. da war die zeit wieder präsent. genauso wie celine dion. mit einem schlag kam mir celine dion in den sinn und da war die zeit wieder.
vorher hatte ich dieses gefühl ganz intensiv, als ich nach hause gefahren bin. ein gefühl, das ich seit.. wochen habe und nicht mehr loswerde. mal mehr, mal weniger. gerade ist es leider weniger, aber vielleicht kommt es ja mit dem schreiben wieder.
ich weiß, dass es krass und vielleicht sogar beängstigend klingt, aber auch hier, ich beschreibe einfach nur, was ich fühle. und auch wenn es sich vielleicht esoterisch, creepy oder nach einer spinnerei anhört, aber.. ich fühle mich, als ob etwas passieren wird. ich fühle mich, als ob ich kurz vor einem einschneidenden erlebnis stünde, einem schicksalsschlag. und damit meine ich nicht, dass es irgendetwas ist, was in meiner macht läge oder etwas, das ich gar forcieren könnte oder überhaupt schon davon weiß, nein, es ist einfach nur so ein.. gefühl. mehr noch, ich fühle mich, als.. hätte ich genug. als ob es jetzt gut wäre. damit will ich nicht sagen, dass ich vorhabe mich umzubringen oder sonstwas, aber.. es ist so, wie ich neulich schon vor ein paar wochen im tagebuch geschrieben habe, ich habe das damals auch schon so empfunden, aber wollte es nicht aussprechen, weil es so krass klingt. aber ich fühle mich, als wäre ich am ende angekommen und dass es gut ist. ich fühle mich, als ob finally alles gut ist. ich habe erreicht, was ich erreichen wollte, ich habe gelebt, was ich leben wollte, es gibt keine wünsche mehr. und das meine ich nicht in einem depressiven kontext, sondern ich meine es zufrieden. ich empfinde, als hätte ich meinen zweck erfüllt und .. als ob ich das alles nicht mehr brauchen würde.
früher waren da noch so viele sachen, die ich noch unbedingt machen wollte. ich wollte nach neuseeland in urlaub, ich wollte unbedingt mal für eine weile selbstständig im ausland leben, ich wollte .. reisen, sachen erleben, ich wollte.. eine lange beziehung führen, nicht emotional-instabil mit streit und herzschmerz, on-off, sondern stabil und liebend. aber ich merke, dass ich das alles gar nicht mehr erreichen will. und nochmal, nicht mit diesem traurigen hintergrund, nicht mit enttäuschung, resignation oder sowas, sondern.. ich bin gesättigt. es ist gut so.
und dann sehe ich mir zum beispiel solche leute wie meine eltern an.. mein vater, der mit 72 in einem verhassten altersheim sitzt, dessen einziger wunsch es – wie seit jahrzehnten – nur noch ist, auf die philippinen auszuwandern. und meine mutter, die alleine in ihrer einzimmerwohnung hockt mit ihrer mickrigen rente, die nur „nach hause“ will, beide, die es seit jahren wollen, aber durch ihre eigene unfähigkeit, unsicherheit, unreife bisher immer noch nicht geschafft haben. die so viel älter sind als ich und so sehr noch fiebern, so sehr noch hoffnung haben, dieses ziel zu erreichen.
ich habe da nichts mehr. ich habe da kein „iiiiirgendwann mal, da mach ich dies und das!“ – seit wochen habe ich dieses gefühl von.. abschluss. und wenn ich niemals nach neuseeland komme, niemals alleine mal im ausland lebe, niemals .. keine ahnung, mir ein tattoo steche, nie bungeejumpen war, ich brauche das gar nicht mehr. für mich fühlt es sich an, als hätte gäbe es nichts mehr zu entdecken. klar, es gibt noch tausende orte, an denen ich noch nicht war, so viele länder, die ich noch nicht gesehen habe, aber.. ich bin gesättigt, nein, ich bin.. fertig. selbst, wenn es da noch etwas zu sehen gäbe, da ist keine .. neugier mehr, ich muss gar nicht alles gesehen haben. und so geht mir das gerade .. an so vielen ecken. vielleicht ist es auch eine art „versteckte depression“ oder vielleicht spinne ich einfach nur, aber ich sehe das nicht mit einem.. traurigen gefühl, mit schmerz oder tränen, sondern.. ich weiß nicht, ich sehe es neutral, mit einer inneren ruhe, als hätte ich eben alles erledigt, was ich noch erledigen wollte. und ich habe so viel mehr erreicht, als ich es mir damals als 13jährige, die da an dieser blumentischdecke saß und die letzte folge sailor moon geschaut hat, je ausgemalt hätte.
und es fühlt sich so an, als gäbe es nichts mehr, was ich noch über mich lernen könnte. es gibt nichts mehr, was ich noch zerpflücken könnte. denn jedes mal, wenn ich einen neuen ansatz habe oder zu haben glaube, kenn ich die antwort schon drauf. und selbst, wenn es noch etwas zu analysieren gäbe, .. da ist keine neugier mehr, kein drang mehr. vielleicht muss ich gar nicht alles zerpflücken, vielleicht ist auch alles so, wie es ist, schon in ordnung.
man kommt immer zu dem zurück, was schon am anfang da war.
um diesen eintrag zu vervollständigen, ein zitat aus einer fernsehserie, natürlich. dawsons creek.
…und am anfang, da war zum beispiel sailor moon. da war philippinen, da war celine dion. und ich habe das gefühl, als ob es einen bestimmten grund hat, dass … ich wieder hier bin. und wenn ich am ende angekommen bin, blättere ich wieder zurück auf die erste seite und lese alles nochmal von vorn. – noch so ein zitat, natürlich auch aus einem film, misery. ich bin wieder hier, um es abzuschließen. wie ein kreis, der sich schließt.
keine angst, ich werde mich jetzt nicht vor einen zug werfen oder so einen scheiß. vermutlich ist auch das wieder… so eine phase. eine der vielen, vielen phasen, die das leben schier unendlich machen, und so kurz wie ein fingerschnippen zugleich. aber vielleicht fühle ich auch irgendwas anderes, irgendetwas anderes, das kommt. keine ahnung.
es ist nun 21.06, ich bin müde und ich habe nicht das gefühl, als hätte ich das thema .. ordentlich gewürdigt, als hätte ich es so toll gefühlvoll niedergeschrieben, wie ich es schon oft gefühlt und dann doch nicht aufgeschrieben habe. aber .. es ist genau das. vielleicht muss das auch alles gar nicht so toll sein. vielleicht ist es so, wie es ist, auch einfach… gut.
suzaku
4 Gedanken zu „Gut.“
Fuer mich hoert sich das nicht nach Ende, sondern nach Erdung an.
Bin derzeit auch in einer aehnlichen Phase. Und irgendwie glaube ich auch, dass 2021 ganz schoen was los sein wird in meinem Leben und eine Menge durcheinanderwirbelt. Von daher ist es jetzt in der Ruhe vor dem Sturm das Beste, was man machen kann: Zu sich selbst finden – wissen wer man ist und was man will bzw. was man braucht im Leben um zufrieden zu sein.
Nur dann kann man die richtigen Entscheidungen fuer sich treffen, wenn das Leben einem um die Ohren fliegt.
Danke fuer den schoenen Beitrag! 🙂
Danke dir noch für deine message! ich hoffe, du triffst für dich auch die richtigen Entscheidungen. Liebe grüße 🙂
Alles okay bei dir?
Ja alles gut, danke dir. Ich melde mich wohl am Wochenende mit einem Eintrag 😉