Ich will Vielfalt.

Ich will Vielfalt.

ich sitze gerade im gästezimmer, was quasi „mein“ zimmer ist (während das büro das zimmer von tobi ist), es ist 17:37 und ich höre patrick fiori mit „les blessures de son âge“. letzteres ist aber eher „unwichtig“, also ich habe jetzt nicht vor über patrick fiori zu schreiben oder irgendetwas, was damit zu tun hätte.

gerade eben war ich noch schnell duschen, bevor wir dann so in einer stunde zu abend essen werden und während ich so unter der dusche stand, musste ich irgendwie nochmal an den jahresrückblick denken, den ich heute online gestellt habe. und auch so über dessen inhalt, quasi, was mich so dieses jahr begleitet hat, bzw. nicht nur das, sondern was mich generell so im leben begleitet und beschäftigt.

eine freundin hatte mir neulich mal einen link zu einem bericht geschickt, den ich sehr interessant fand. ich hatte auch schon angefangen darüber tagebuch zu schreiben, wurde dann aber gestört bzw. irgendwie war ich dann nicht mehr in dieser laune. ich hab mir den angefangenen fetzen aber trotzdem abgespeichert, weil ich wusste, dass ich darüber noch schreiben werde. ich stell das jetzt einfach mal hier rein.

 

was anderes. eine freundin hat mir neulich einen interessanten artikel geschickt über verschiedene lebensmodelle, weil eines sie an mich erinnere. diesem artikel zum anlass genommen habe ich da dann noch ein bisschen weiter gegoogled, weil ich das total interessant fand.

und zwar unterscheiden philosophen schon seit jahrhunderten zwischen zwei „formen des wohlbefindens“ bzw. lebensmodelle. mit „lebensmodell“ ist einfach nur gemeint, was die menschen im leben motiviere, was so das erstrebenswerte sei und wodurch menschen halt für sich ein gutes leben ausmachen oder es als gutes leben empfinden.

das erste sei das hedonistische lebensmodell bzw. das hedonistische wohlbefinden, sprich, ein mensch strebe nach glück und zufriedenheit. also man möchte eigentlich immer, dass es einem (und auch seinen mitmenschen) gut gehe und dazu gehöre auch die vermeidung von schlechtem. man will sich halt sein leben so schön wie möglich machen.

bei der zweiten variante, der „eudaimonischen“ form (hab ich vorher noch nie gehört), stellt sich der sinn des lebens in den vordergrund. also wie kann man etwas sinnhaftes tun, für sich, für andere, für die gemeinschaft, etc. (bitte nagelt mich jetzt nicht an den begriffen fest, ich gebe es nur so in etwa wieder, wer will, kann sich ja selber damit beschäftigen.)

und forscher haben aber rausgefunden, dass es eigentlich noch ein drittes lebensmodell gäbe, nämlich psychologischer reichtum. ein glückliches leben im sinne des hedonistischen wohlbefindens sei durch komfort, freude und stabilität geprägt, während sich ein sinnhaftes leben durch zweck, bedeutung und kohärenz auszeichnet. ein psychologisch reiches leben hätte vielfalt, interessantheit und perspektivwechsel im vordergrund. zum beispiel, eine reiche person, die nie in berührung mit armut kam, macht freiwilligenarbeit und hilft für obdachlose zu kochen und erfährt dadurch, wie es ist, wenn man kein geld hat.

das ist das, was ich bisher dazu getippt hatte.

manchmal denke ich darüber nach, ob ich mich nicht häufiger „erwachsenenkram“ widmen sollte. zum beispiel investieren oder so. mehr so .. finanzkram. um ehrlich zu sein, hasse ich es, mich mit sowas auseinander zu setzen, ich habe dafür einen finanzmann (ein freund von tobi, dessen firma quasi die finanzen der ganzen familie im auge behält), der soll das regeln, rest mir egal. tobi ist auch nur minimal interessierter in sowas, hier und da investiert er mal in dieses und jenes, aber so richtig bock auf das thema hat er auch nicht. tobi sieht das ganze auch etwas gelassener, ich muss jetzt auch sagen, an seiner stelle würde ich das auch etwas gelassener sehen. ich meine, nicht, dass mich das jetzt echt hart stresst, aber ab und zu denk ich halt dran, ob ich mich mehr solchen themen widmen sollte. was so die zukunft bringt, gerade im hinblick auf finanzen. oder auch in hinblick auf gesundheit, oder auf politik oder was weiß ich. bleiben wir mal den finanzen.

warum ich jetzt zum beispiel an tobis stelle das ganze etwas gechillter sehen würde, ist.. naja, tobi verdient gut. ich meine, wenn man mal so die gehälter in deutschland anschaut, dann gehöre ich auch zur oberschicht, aber dass ich nicht schlecht verdiene, kann man sich eigentlich aufgrund meiner aktivitäten, urlaube, dem bsb-mist und so weiter schon zusammenreimen. aber verglichen zu tobis gehaltszettel fühlt sich mein einkommen wie ein müdes lächeln, gepaart mit einem trockenen furz an. (lol) abgesehen davon, ich weiß, dass tobi so nicht denkt – der denkt auch nicht so in bezug auf sein gehalt, sondern ist wie immer bescheiden – aber früher oder später sieht es auch nicht ganz so schlecht aus, dass er mal was erben wird. ich meine, klar, damit darf man eigentlich nicht rechnen, zumal man nie weiß, wie das ganze weitergeht, da muss nur altersbedingt was passieren und zack, die pflegeheime fressen dein vermögen in windeseile auf.

ich hingegen denke mir aber manchmal: naja, du hast keine immobilie. witzigerweise zählen für mich verträge überhaupt nicht. scheißegal, was ich irgendwo investiert habe (ist ja nicht so, als würde ich das nicht auch tun, nur interessierts mich halt nicht und ich mach halt blindlings irgendwie das, was mein finanzmann mir rät), für mich zählt im kopf nur: du besitzt keine wohnung, du besitzt kein haus, also haste mal gar nichts. was witzig ist, denn bevor ich auf der straße lande, landen nen haufen anderer leute zuerst auf der straße. ich will aber auch gar nicht zu sehr in diese investmentthematik rein, die dient mir nämlich nur als vorlage für etwas anderes.

witzigerweise denke ich oft so, ich mache immer scherze – gerade wenn es zum beispiel auf der arbeit um meine bsb-geschichten geht – dass ich später als rentnerin dann mal pfandflaschen sammeln gehe, weil ich alles in meet and greets und urlaube verprasst habe. man könnte jetzt meinen, dass ich tief im innern angst davor habe, auf zu großem fuß zu leben und ich eigentlich eher bescheidener mit meinen ausgaben sein sollte, aber tatsächlich… ist das nicht so. nicht, weil ich jetzt total blind nur im hier und jetzt, yolo-mäßig, leben will, ich mache mir sehr wohl, wie man sieht, öfter gedanken darüber, wie meine zukunft mal sein wird. aber auch hier kommt mein charakter raus und das, wonach ich lebe und im leben auch handle.

mal unabhängig davon, ob das ein realistisches szenario ist oder nicht, aber der gedanke im alter mal wenig geld zur verfügung zu haben, macht mir keine angst. und hier komme ich wieder darauf zurück, warum mir das investmentthema eigentlich nur als einstieg zum eigentlichen thema, worauf ich hinaus will, dient, denn ich habe auch keine angst vor anderen szenarios.

ich stelle mir im leben öfter mal vor, wie es wäre, keine ahnung, einen autounfall zu haben und dann den rest meines lebens im rollstuhl sitzen zu müssen. oder eine sepsis zu erleiden und sämtliche körperteile zu verlieren. oder vergewaltigt zu werden. aber auch wie das wäre, wenn ich plötzlich im lotto gewinne oder wenn ich bei vollster gesundheit und super glücklich über ein reiches leben meinen 100. geburtstag feiere. – aber gerade bei den negativen sachen.. klar, die will ich nicht erleben, aber ich sehe eigentlich jedes dieser szenarios als chance. ich weiß nicht, wodurch diese einstellung im leben kam, und ich weiß auch nicht, ob ich die nicht schon immer irgendwo tief in mir drin hatte, oder ob die erst durch die therapie, durch das „alter“, durch das leben, meine familie oder sonst irgendetwas sich entwickelt hat, aber jede scheiß situation, jede lage, die einfach total kacke und beschissen ist, ist für mich auch immer mit einer gewissen ….. freude? .. verbunden, weil ich dann etwas habe, wodurch und woran ich wachsen kann. ich freue mich, dass es etwas gibt, das mir komplett das hirn auf neue art und weise wegfegt, etwas, was mein weltbild total auf den kopf stellt und mich dazu zwingt die perspektive zu wechseln. und dinge zu wertschätzen, die man jetzt hat und vielleicht irgendwann nicht mehr.

und hier wären wir wieder bei dem, was oben schon in kursiv steht.

ich sage jetzt nicht, dass es „schön“ ist, dass mein vater zum beispiel gestorben ist. aber mal abgesehen davon, dass das eine unausweichliche sache ist und früher oder später einfach immer irgendein nahestehender mensch sterben wird und man damit klarkommen muss, hat es doch chancen. alles hat chancen im leben. ich kann jetzt die erinnerungen, die ich an ihn habe, viel mehr wertschätzen, als ich es davor tat. ich kann unsere verbindung, die guten momente, an die ich viele jahre nicht mehr gedacht habe durch den ganzen stress und vielen streitereien, nun anerkennen und schätzen und tief für mich im innern aufbewahren. und auch im hinblick auf mein eigenes leben kann ich sein leben.. ich will nicht sagen, zum negativ-beispiel hernehmen, aber es untermalt, warum ich mein leben so lebe wie ich es tue. jede sekunde nutzen, jeden atemzug spüren, jeden moment erleben. und auch, wenn das vielleicht komisch klingt, aber ich will auch nicht krampfhaft positives aus dem tod meines vaters – oder irgendeiner anderen negativen sache in meinem leben – ziehen, sondern ich will den moment auch so nehmen und schätzen und leben, wie er kommt. und wenn das nun mal auch ein moment ist, in dem ich das erste mal meinen vater als verstorbene person sehe.

aber das ist es, was ich am leben schätze. ich will kein durch und durch schönes leben, ich will kein leid umgehen. und ich will auch nicht unbedingt ein sinnhaftes leben führen, ich will nicht die jeanne d’arc der gesellschaft werden. ich will vielfalt. ich will so lange lachen müssen, bis mir der bauch weh tut, und ich will vor schmerzen und trauer schreien. vor motivation durch die gegend springen und vor hass irgendwas quer durch den raum werfen, weil mich alles ankotzt. das leben in allen facetten leben.

und wisst ihr, was das schöne an einer solchen einstellung im leben ist? – wenn ich irgendwann mal doch pfandflaschen sammeln gehe, dann … freue ich mich in gewisser weise auch irgendwie darauf. dann ist es eine neue erfahrung, die ich in meinem leben mache. ich weiß, viele würden mich jetzt für verzogen oder für komplett bescheuert halten, denn kein mensch wünscht sich doch freiwillig negatives!? es ist auch nicht, dass ich auf biegen und brechen möchte, dass mein leben beschissen und voller schicksalsschläge verläuft, nur damit ich an allem wachsen kann, denn man kann auch zerbrechen, wenn die last zu groß wird. aber wenn ich auf mein bisheriges leben zurückblicke – auch die negativen sachen, die passiert sind, sofinde ich sie eigentlich im nachhinein gut. ich kann mir kein reicheres leben vorstellen als eines, das durch vielfalt geprägt ist.

klar, im endeffekt hält mich ja nichts davon ab, mich nicht doch ein bisschen um investment zu kümmern, um die pfandflaschen nicht unbedingt zu forcieren (XD), aber .. ja, dafür hab ich ja dann meinen finanzmann. irgendwie fand ich es auch witzig, dass meine sichtweise auf das leben so richtig mit „fachbegriff“ deklariert nachzuschlagen ist. deshalb war es für mich auch so interessant, denn alles, was google zu „psychologischen reichtum“ ausgespuckt hat, hat mir einfach so sehr aus der seele gesprochen.

irgendwie würde ich bei dem thema gerne noch ein bisschen weiterschreiben, aber ich weiß gar nicht, was ich dazu sonst noch sagen soll. außer, dass ich alles in allem .. zufrieden bin. ich bin ein ziemlich zufriedener und glücklicher mensch und freue mich darüber, dass ich das so sehen kann und sehe. ich empfinde tiefsten seelenfrieden und eine innere ausgeglichenheit, egal, was vielleicht noch passiert oder was eben da im leben noch kommen mag. egal, ob es gut, oder ob es schlecht wird, ich bin bereit für ein nächstes kapitel. das ist doch mal ein netter schluss für dieses jahr – auch wenn es vielleicht gar nicht der schluss des jahres sein wird, wer weiß? ha.

in diesem sinne, bis demnächst..

suzaku

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