In diesem Leben werd‘ ich kein Familienmensch mehr.
hello peeps, gutes, neues jahr euch allen!
gleich vorab, ich hab gestern schon angefangen, einen tagebucheintrag zu tippen, aber ich hab spontan aufhören müssen, deshalb füge ich hier erstmal das zeug von gestern ein, damit ich nicht alles neu tippen muss:
und genauso wie das letzte jahr geendet hat, beginnt auch das neue, nämlich mit: gott, bin ich müde. mega müde. hardcore müde. die nacht habe ich gerade mal vier stunden oder so geschlafen, weil mein schlafrhythmus einfach so am arsch war bzw. ist von eben silvester und generell dem urlaub. und seit heute arbeite ich ja schon wieder, weil ich mir jede minute gefühlt für „richtigen“ urlaub aufheben und den nicht mit sowas unsinnigem wie winterurlaub, wo ich eh nicht fortfahre (und alles schweineteuer ist), verschwenden will.
um ehrlich zu sein, hab ich ein thema, über das ich schreiben möchte, aber ich weiß gar nicht, ob ich dafür nicht jetzt zu müde bin, denn das könnte ein bisschen länger werden. aber, so doof das klingt, ich hab gerade zeit. naja, vielleicht mal erstmal das unwichtige zeug, dann komm ich eventuell ein bisschen ins schreiben rein und bin nicht wie überfahren.
der urlaub war ganz okay, also tatsächlich weiß ich gar nicht so recht, wie wir den hinter uns gebracht haben lol. also man kennt das ja, man hat manchmal so ein bisschen „bewusstere“ tage und manchmal eher weniger, da blickt man zurück und denkt sich: „puh, was hab ich eigentlich gemacht?“ ..
der letzte arbeitstag in der firma war relativ wayne, früher war die weihnachtsfeier ja immer übelst die saufparty, wo jeder total dicht durch die büroräume getorkelt ist. aber nachdem das mal vor ein paar jahren übelst eskaliert ist, also mit unfällen und sowas, wurde das von jahr zu jahr von der firma aus übelst eingestampft, sodass es mittlerweile nur noch ein oberflächliches kurz-beisammen-stehen aka „weihnachtsmarkt“, wo man aber bis spätestens fünf, halb sechs abends zu gehen hat. ist aber für mich auch okay. früher, als ich noch so holly-verrückt war, wäre das für mich voll schlimm gewesen, weil somit ja eine saufgelegenheit weggefallen wäre, aber mittlerweile bin ich so weit, dass ich, wenn ich den irgendwo in der stadt zufällig sehe (wie letzte woche bei unserem sushimann) so tue, wie als ob ich ihn nicht gesehen hätte, weil ich keinen bock auf eine begegnung habe lol.
heiligabend selber haben tobi und ich wie immer alleine zu hause verbracht, das finde ich am besten. ich bin ja, wie ihr wisst, kein familienmensch und dieses weihnachten hat mir mal wieder gezeigt, in diesem leben werd ich das auch nicht mehr (uhuuu spoiler XD). am ersten weihnachtsfeiertag ging es dann wie jedes jahr zu tobis eltern, erstmal kaffee und kuchen und später dann abendessen, da kocht tobis mutter jedes jahr für alle, da kommt auch tobis schwester plus mann und kinder. joa. und am zweiten weihnachtsfeiertag treffen wir uns immer mit meiner mutter, bzw. früher sind wir halt ins altersheim oder, als sie noch zusammen gewohnt haben, dann zu meinen eltern nach hause. und später gehts dann zu freunden; jedes jahr treffen wir uns immer mit tobis zwei besten kumpels und jeweiligen anhängen bzw. von einem auch die kinder. der eine, das ist pille, von dem hab ich schon ein paar mal geschrieben, das ist der mit der chinesischen freundin (neuerdings verlobte), mit denen wir zum beispiel letztes jahr auch bei rock im park waren. und der andere ist halt auch ein kumpel, den ich schon 2006 kennengelernt habe (genauso wie pille). genauer gesagt war der dabei, als ich tobi das erste mal gesehen habe.
joa. … XD hach, ich muss jetzt schon ein bisschen lachen, wenn ich ehrlich bin. also das treffen mit tobis eltern und schwester war wie immer, alles gut. das mit unseren freunden war auch wie immer, auch alles gut. so und dazwischen … das treffen mit meiner mutter… XD errrrrm ja. also nee. also wir haben uns bei meiner mutter im wohnort (wo auch besagte freunde und auch tobis eltern wohnen, und wo auch mein vater beerdigt ist) getroffen und sind zum inder essen gegangen. ich muss zugeben, ich war schon von vornherein genervt von ihr. also sie hat so eine art an sich, die mich einfach aggressiv macht (oder vielleicht hat sie auch gar keine so nervige art und ich bin einfach aufgrund unserer schlechten beziehung von grund auf von ihr genervt), aber ich habe gelernt, sie von einer anderen sicht zu sehen oder es zumindest ganz oft zu versuchen. damit meine ich, dass sie ja auch ihre gründe hat, warum sie so ist wie sie ist, bzw. sie kann sich oft auch einfach nicht anders behelfen, das ist dann halt so, und damit kann ich mitterweile ganz gut bzw. ganz okay umgehen. also zumindest wenn ich sie im „real life“ treffe, kann ich ihr nett und, ich würde sagen, auch empathisch begegnen, aber per handy nervt sie mich innerlich schon manchmal ein bisschen, was ich aber zum glück auch gut kontrollieren kann, weil man ja seine antwort erstmal tippen und somit zumindest kurz überdenken muss. wobei ich auch sagen muss, sie hat mich jetzt auch wirklich schon sehr lange nicht mehr richtig aufgeregt, bestimmt schon jahre. also das letzte mal, wo ich mich richtig aufgeregt habe – also ich meine nur durch ihre art – war auf jeden fall vor dem tod meines vaters. und damit meine ich halt einfach nur durch ihre art und durch ihre anwesenheit. ich meine, sie regt mich durch aktionen wie zum beispiel das mit der auslandsüberweisung, wo sie mich nach hilfe fragt und es am ende sowieso nicht macht, auch auf, aber ich meine momente, wo sie mich einfach nur durch ihre person hin aufregt. das, was quasi tief in mir verankert ist aufgrund der schlechten beziehung und der sachen, die in der kindheit bzw. mein ganzes leben lang schon vorgefallen sind. da würde ich sagen, wirklich jetzt, da kann ich mir sehr auf die schulter klopfen, ich hab in den letzten jahren – wie gesagt eben vorallem seit dem tod meines vaters – echt viel in unsere beziehung investiert und finde auch, dass es für unsere verhältnisse echt gut gelaufen ist. nach dem tod meines vaters habe ich sie ja die erste woche bei mir daheim aufgenommen, damit sie nicht allein ist, und fortan habe ich die kommenden monate mich jeden tag (!) bei ihr gemeldet, um nach ihr zu „sehen“. und das, obwohl ja auch mein vater gestorben ist und nicht nur ihr ehemann. also ich habe defintiv den eindruck, speziell die zeit nach dem tod, dass ich mich da um sie gekümmert habe und nicht „wir uns um einander“. ich habe kraft geschöpft durch mich selber und wenn nicht aus mir selbst heraus, dann durch tobi und durch ein paar wenige bestimmte freunde. mir war klar, dass mein bruder zu „emotional dumm“ ist, um nach meiner mutter zu sehen bzw. um wirklich zu verstehen, wie es für meine mutter sein muss, meinen vater zu verlieren, und dass es gut wäre, wenn man sich da ein bisschen um die mutter kümmert. ich meine, mein bruder hat seine familie, die ihn auffängt, ich hab tobi, der mich auffangen würde (wobei ich immer noch behaupte, dass ich gerade bei solchen emotionalen dingern wenig hilfe von außen in anspruch nehme und brauche) und meine mutter, die hat den menschen, mit dem sie die meiste zeit ihres lebens zusammengelebt hat, jetzt verloren. selbst, wenn man keine gute beziehung zu seiner mutter hat (und das hat mein bruder auch nicht, wenn auch seine beziehung zu ihr nicht so krass belastet ist wie die, die ich zu ihr habe), finde ich, gehört es sich einfach irgendwie nach dem tod ihres ehemanns und des eigenen vaters „ein bisschen zusammen zu rücken“. auch wenn es vielleicht einem selber nichts bringt, aber es bringt doch hoffentlich der anderen person etwas. ich meine, ich habe mich mein ganzes leben irgendwie für meine eltern und speziell für meine mutter verantwortlich gefühlt, weil sie mir stets so labil erschien (klar, wer sagt seinem kind – ALS KIND und nicht als erwachsener – dass man sich am liebsten umbringen würde!?), da ist es doch klar, dass ich gerade bei so einem einschneidenden erlebnis wie den verlust des eigenen ehemanns dann noch mehr meinem wesen entspreche und nachgehe und ein bisschen zeit mit ihr verbringe. das war ja da, als mein bruder – wie halt immer – wochenlang nicht mit ihr gesprochen hat, also direkt nach dem tod hat er ja die erste woche geholfen, alles unter dach und fach zu kriegen (aber auch nur 10% von dem, was ich gemacht habe im vergleich) und als das erledigt war, ging quasi alles – für ihn – den gewohnten gang, was inkludiert, dass man sich halt auch wochenlang nicht bei seiner mutter meldet (was ich unter normalen umständen verstehen kann, sie meldet sich ja auch ewig nicht, aber – wie gesagt – mit dem hintergrund des verstorbenen mannes ist das für mich nochmal eine ausnahmesituation).
so, bis hier hin hab ich gestern getippt.
also wie gesagt, ich finde, so die letzten zwei jahre war die beziehung zwischen meiner mutter und mir echt okay. klar, da war einmal die geschichte, wo sie sich die 5000 euro von mir leihen wollte und ich sagte, ich fühle mich damit nicht wohl und sie war dann erstmal drei monate beleidigt und hat nicht mehr mit mir geredet, aber danach war sie auch wieder normal. – und nur der fakten wegen: ich hab ja nicht nein gesagt, ich hab nur gesagt, dass ich es nicht so dolle finde, dass ich quasi immer das sparschwein der familie bin, das man schlachten kann, wenns knapp wird, weil sonst ist da ja keiner, der geld hat. und seriously, damit liege ich ja nicht falsch, wann immer das geld knapp wurde, hab ich ausgeholfen oder sollte aushelfen (bis ich mich halt schlussendlich mal „gewehrt“ habe), angefangen damit, dass ich sämtliche rechnungen bezahlt habe, als mein vater 2009 den schlaganfall hatte und quasi erstmal „ausgeschaltet“ war (sprich, keinerlei überweisungen tätigen konnte und daher sämtliche konten „blockiert“ bzw. für meine mutter nicht zugänglich waren), dann habe ich eingewilligt, das neue familienauto für meinen nun halbseitig gelähmten vater mitzufinanzieren, obwohl ich selber bis dato keinerlei interesse an einem eigenen oder überhaupt einem auto und schon gar nicht an einem neuwagen für 23.000 euro hatte. dann war ich auch recht, als das zweite altersheim (in das mein vater vom ersten altersheim umgezogen war) ein paar monate vor dem tod meines vaters mit einem schlag 12.000 euro von meinen eltern verlangt hat, weil sie es selber (!) verplant haben, für das neue altersheim ein lastschriftverfahren einzurichten (und natürlich sich monatelang nicht darüber gewundert haben, dass man für das vorige altersheim monatlich einen eigenanteil überweisen musste und für das neue nicht mehr…..). wo natürlich dann zu hundert prozent nur das altersheim schuld war (klar, wie konnten die auch meinen vater weiterhin da wohnen lassen, obwohl der eigenanteil nicht bezahlt wurde). die 12.000 euro hab ich nicht komplett bezahlt, aber ich hab einen teil überwiesen, was halt meine eltern nicht vollends zusammenkratzen konnten. – das mal nur ein kleiner ausflug in mein ewiges sparschwein-dasein, worauf ich halt mittlerweile keinen bock mehr hab. achso und nur zum vergleich: mein bruder hat meine eltern noch nie, nicht mal mit 5 euro, finanziell unterstützt, weder auf geschenkter, noch auf leih-basis. im gegenteil, meine eltern haben seine schulden immer wieder bezahlt, die er als jugendlicher und als junger erwachsener gemacht hat, welche übrigens aus reinster dummheit entstanden sind. (hashtag konsumopfer)
aber gut, ich schweife ab – und oh, ich könnte bzgl. meiner eltern in so viele richtungen abschweifen, das ist der knaller, aber nur die ruhe, wir brauchen struktur! sonst checkt der leser hier gar nichts mehr XD (gut, wobei meine regelmäßigen leser ja bereits über ein ausgesprochen fundiertes wissen diesbzgl. verfügen XD)
jedenfalls.. meine mutter, tobi und ich sind ja dann am zweiten weihnachtsfeiertag zusammen essen gewesen und irgendwie war ich an dem tag nicht so gut drauf (also nicht laune-technisch, sondern von meiner „substanz“ her), also irgendwie ging sie mir da auf den wecker wie schon seit jahren nicht mehr. um ehrlich zu sein, wars an dem tag so wie als ob mein vater nie gestorben war bzw. wie als ob es diese zwei jahre, seit mein vater tot ist, nie gegeben hätte. sie ging mir einfach direkt von anfang an auf den sack, was ich aber versucht habe runterzuschlucken.
wir haben sie also an ihrer wohnung abgeholt und sind zum inder gefahren. ich muss auch echt zugeben, ich war schon nicht so überfröhlich und alles, aber ich war keinesfalls gemein oder unfair oder angefressen oder so, sondern .. ich denke mal, dass es am ehesten „distanziert“ und eher „kollegial“ trifft, aber nicht so … familiär. wobei ich „familiär“ eh nie bin, aber wie gesagt, die letzten zwei jahre wars ne echt gute beziehung. ich meine, ich war sogar mit ihr das verlängerte wochenende in erfurt, da, als ich sie eingeladen hatte. ich meine, allein nur das war absolut WHAT THE FUCK. genau so hat auch meine schwägerin reagiert, als ich ihr damals (beim muttertags-essen 2023, also knapp ein jahr nach dem tod meines vaters) gesagt habe, ich würde demnächst mit meiner mutter – MIT MEINER MUTTER !? – für ein verlängertes wochenende nach erfurt waren. sie war total … schockiert/überrascht/entrüstet, wie ich auf den abwegigen gedanken käme, gemeinsam mit meiner mutter ein paar tage zu verreisen – eben weil es für sie genauso undenkbar war. und genau DAS kann ich ihr, also meiner schwägerin, gar nicht verübeln, denn ich habe ja lange zeit auch so gedacht, aber gut, daran sieht man ja, dass die letzten zwei jahre meine beziehung zu meiner mutter echt ….. gut? war. und wir haben in erfurt auch eine gute zeit verbracht, es gab null streit, null drama, null geheule, gar nichts. im gegenteil, meine mutter hat sich voll gefreut und sie wollte direkt nach erfurt ziehen, weil es da so schön sei lol.
naja, wir saßen dann beim inder und haben bestellt, tobi war ja auch dabei und generell wenn jemand anderes dabei ist (vorallem ein kerl – man merkt bei meiner mutter halt ganz stark, dass sie sich generell bei jungs wohler fühlt, also sie liebt auch tobi total), ist sie halt viel freundlicher bzw. besser drauf als wenn ich jetzt zum beispiel mit ihr alleine bin, weil sie sich halt in meiner alleinigen anwesenheit nicht „benehmen muss“, während, wenn „fremde“ dabei sind, dann ist sie immer so … ja, höflich, nett, benimmt sich halt. versteht man, was ich meine? das ist, wie wenn man entweder daheim in seinen gammelklamotten rumgammelt mit nem loch im socken, während der partner mit dir auf der couch liegt oder engste freunde (die freunde, für die man nicht aufräumt XD) oder ob man zum familienessen bei den schwiegereltern eingeladen ist. genau DIESES „versus“ meine ich, so ist das auch bei meiner mutter, wenn zum beispiel ich mit ihr alleine bin oder wenn tobi noch dabei ist. bei tobi strahlt sie wie honigkuchenpferd.
immer, wenn ich innerlich genervt von jemandem bin, dann lenke ich – vielleicht zunächst paradox erscheinend – das gespräch auf denjenigen. also ich frage dann ganz viel, sodass der andere erzählt und ich quasi mir nur alles anhören muss bzw. dann gehts links rein und rechts wieder raus. ich genieße es, passiv zu sein und nur zuhören zu müssen, ich hab da meistens keinen bock etwas von mir zu erzählen, also nicht freiwillig, weil ich auch gar nichts von mir teilen möchte, also frag ich halt immer mehr und „interessiere“ mich für mein gegenüber, damit ich erst gar nicht in die bredouille komme, etwas von mir erzählen zu müssen. noch dazu wirke ich dann super selbstlos und interessiert, quasi zwei fliegen mit einer klappe. mich freut es dann eher, wenn der andere sich im gegenzug dazu dann doch für mich interessiert und dann doch etwas fragt, das hebt meistens meine stimmung und löst innere vorbehalte und ich bin schlussendlich oft gar nicht mehr genervt vom anderen, weil der ja so nett war, sich für mich zu interessieren und auch mal nachzufragen, wie es mir geht und was mich so beschäftigt. gleich vorweg: da kam nicht eine einzige frage, wie es tobi und mir geht, was wir so machen, wie wir die tage verbracht haben, gar nichts. wir haben das ganze essen über nur über sie und ihre probleme und ihre themen geredet, die waren teilweise auch schon wieder echt .. alter. kein kommentar.
jedenfalls haben wir über alles mögliche geredet, zum beispiel über meine oma (die mutter meines vaters), die nun im pflegeheim ist und deren pfleger wollen, dass meine mutter die vollmacht übernimmt, damit die sich um alles kümmert, obwohl meine oma einfach eine hinterfotzige kuh ist, die sich weder für meinen vater, noch für meine mutter, noch für sonst irgendjemanden aus meiner familie je interessiert hat. sie sucht halt einfach nur einen dummen, der jetzt die arbeit managed. und meine mutter lässt sich halt auf all die beknackten telefonate, die da kommen, ein, obwohl sie die vollmacht – gott sei dank – nicht in betracht zieht, weil sie selber sagt, dass meine oma eine blöde kuh ist. aber anstatt zu sagen: „nö, ich unterschreibe die vollmacht nicht, weil ich NICHT WILL“, sagt sie: „oh, ich kann nicht, ich wohne 100 km weit weg und ich bin auch schon so alt und oh, ich verstehe die deutsche sprache gar nicht richtig“ und blah blah BLAH. und all das BLAH trägt sie dann an mich weiter (aber gut, ist ja auch meine taktik, sie einfach reden zu lassen).
irgendwann, da waren wir schon fertig mit dem essen, ging es dann um ihren immobilienscout24-account. und zwar sucht meine mutter eine größere wohnung, weil sie jetzt natürlich nicht mehr die notwendigkeit hat, nahe am altersheim meines vaters zu wohnen (wo sie nur eine kleine wohnung bekommen hat). meine mutter ist so eine person, die kann sich gar nichts merken und vercheckt alles. deshalb hat sie auch bestimmt fünf facebook-accounts, weil sie immer, wenn sie das passwort vergessen hat (bzw. sie weiß es oft gar nicht, sie bleibt halt immer eingeloggt am jeweiligen endgerät), einfach einen neuen account erstellt. das gleiche auch mit emailadressen oder sonstigen .. accounts. sie will jetzt aber nun einen premium immobilienscout24-account, weil man damit mehr möglichkeiten hat an eine wohnung zu kommen. also sollte ich ihr am handy den account upgraden, denn das klappe irgendwie nicht. ich hab mir das dann angeschaut und erstmal festgestellt, dass sie zb für ihren immo-account die mailadresse blumen@garten.de verwendet, während die emailadresse, die sie halt immer für emails benutzt, baum@wald.de ist. ich meinte dann, sie brauche halt zum einen das passwort für den immobilienscout24-account und auch das passwort für die blumen-mailadresse, damit sie sich zum einen natürlich in den immo-account einloggen und zum anderen auch den kauf mit der email bestätigen könne. das hat sie dann schon gar nicht gecheckt, vorallem, weil die beiden mailadresse sich so hart ähnlich sind, dass man auch so durcheinander kommen würde, selbst wenn man sogar technisch affiner als sie ist. also nicht baum und blumen, sondern sowas wie 23blumen@garten.de und blumen23@garten.de oder blumen-23@garten.de – also da wirst du wahnsinnig, vorallem, wenn sie 92348092480 solcher accounts und mailadressen hat und zu jedem vergisst sie das passwort. mein bruder hat ihr dann aus lauter verzweiflung wie gesagt irgendwann die baum@wald.de-adresse angelegt, aber vermutlich nicht gecheckt, dass sie auf immo-account schon mit der blumen-adresse angemeldet war. und jetzt konnte sie halt weder sich in den immo-account einloggen, noch hat sie gecheckt, dass dieser auf die blumen-mailadresse läuft (sprich, „passwort vergessen“ funktioniert ja dann auch nicht, wenn sie den zugang zum mailfach auch nicht mehr weiß), noch hat sie gecheckt, dass die neue mailadresse die baum-adresse war. sie hat mir dann irgendwann auf einem fresszettel ein passwort gegeben und meinte so, das wäre das richtig passwort. – „ja wofür? für den immo-account, die blumen-adresse oder die baum-adresse?“ – ja für alles. aha. hat nur bei keinem account funktioniert. ich – schon ENDGENERVT – sag ihr so, dass das passwort falsch ist. sagt sie so von wegen, nö, das sei richtig. und ich so: „ja nee?! siehst du doch, dass es falsch ist?“ – „das ist aber richtig!“ – oh man. ich so: „na gut, dann logg dich jetzt damit ein, dann mach ich das mit dem premium account.“ – sie tippt das passwort ein, kommt: „fehlermeldung – falsches passwort“ – sagt sie: „ja das is aber richtig!“ – „ja offensichtlich nicht, sonst würds ja gehen?“ – „dann machen die da einen fehler, denn das ist das richtige passwort!“ – JA GENAU IMMOBILIENSCOUT24 HATS VERCHECKT. UND WEB.DE. UND GOOGLEMAIL. ALLE LIEGEN FALSCH! ABER DEIN LOSE RUMFLIEGENDER PAPIERZETTEL MIT IRGENDEINEM PASSWORT DRAUF GEKRITZELT IST NATÜRLICH RICHTIG. (wo sie noch nicht mal bei direkter nachfrage sagen konnte, wofür das passwort genau ist, sondern dann nach nem kurzen „äh“ rausgeschossen hat: „ja für alles!“) dann war sie angefressen, weil ich gesagt hab, dass das das falsche passwort sei und ich ihr den premium-account nun nicht einrichten kann. natürlich, jetzt sind nicht nur immobilienscout24, web.de und googlemail schuld, sondern auch ich.
und ab da ging es nur noch bergab. dann kam wieder das thema mit meinem bruder hoch, weil sie meine schwägerin dafür verantwortlich gemacht hat, dass mein bruder und ich keinen kontakt mehr hätten, weil ich ja das mit dem „horrorurlaub“ gesagt hab und meine schwägerin ja seither sauer auf mich ist und sie ja diese negativität in ihrem leben nicht braucht und mich überall gelöscht und/oder blockiert hat. seitdem ist mein bruder mir gegenüber auch nur noch patzig und meldet sich obligatorisch und pflichtgemäß nur kurz mit „happy b-day“ ohne emojis zum geburtstag und sonst gar nie. ich meinte daraufhin, dass sie nicht die gesamte schuld meiner schwägerin geben dürfe, denn hätte halt mein bruder bock auf mich oder wäre ihm eine gute beziehung zu mir wichtig, würde er sich von seiner frau nicht davon abhalten lassen, kontakt zu seiner schwester zu haben, oder er würde zumindest mit mir über „den horrorurlaub“ und diesen daraus entstandenen streit reden. mein bruder sei ein erwachsener mann und müsse sich auch abgrenzen können (diesen ausdruck versteht meine mutter nicht mal), aber er habe sich halt dazu entschlossen, mich genauso aus dem leben zu streichen und sie müsse halt damit leben, dass mein bruder auch für seine taten (und auch nicht-taten) selbst verantwortlich sei. das kommt bei meiner mutter aber gar nicht an, sie versteht die grundbedeutung von „eigenverantwortung“ oder „verantwortlich für seine eigenen handlungen sein“ gar nicht, sieht man ja an ihrem gesamten, ach so beschissenen leben, woran NUR mein vater schuld hat. die, die sie mag (sich selbst oder meinen bruder), sind immer nur opfer und werden gezwungen von anderen bösen menschen (meine schwägerin, mein vater, ich). der inbegriff von schwarzweiß-denken.
wir haben dann irgendwie über meinen bruder geredet, über eigenverantwortung und ich hab dann in einem nebensatz erwähnt: „ja wie damals, als er mein sparbuch geklaut hat.“ daraufhin hat sie ganz große augen gemacht und meinte: „hä, wann hat er dein sparbuch geklaut?“ – so, da muss ich kurz ausholen.
ich hatte als kind ja kommunion und hatte dazu von sämtlichen verwandten insgesamt 700 mark geschenkt gekriegt, die auf meinem sparbuch gelandet sind. meine eltern haben mir erlaubt über das geld frei zu verfügen wie ich lust hätte, sei ja mein geld. also hab ich das sparbuch gehütet wie meinen augapfel, es lag immer in der gleichen schublade, und ich hab mir nur dann, wenn ich echt urgently was haben wollte, ein bisschen geld davon abgehoben und mir das jeweilige dings gekauft. klar, ich war grundschüler, ich meine, da sind 700 mark ja UNENDLICH viel geld, was einem ja EWIG reicht. zu dem zeitpunkt waren dann noch so 550 mark drauf, bis das sparbuch eines tages weg war. es war einfach WEG. ich hab das wie eine verrückte gesucht, obwohl ich wusste, dass das immer in der gleichen schublade lag, trotzdem hab ich das zum einen natürlich wegen des geldes, aber auch aus panik heraus wie bekloppt gesucht, denn meine mutter hat mich ja – nicht nur einmal – schon für weniger mit schläge mit dem kochlöffel bestraft (just keep in mind: sie hat noch nie die hand gegen meinen bruder erhoben, das nur als … kleiner hint für den weiteren verlauf der geschichte), nur der liebe gott weiß, was mit mir passiert wäre, würde ich über 500 mark verlieren. ich bin dann zu meinem vater gegangen und hab ihm erzählt, dass das sparbuch weg sei, ich hab geheult wie ein schlosshund, auch aus angst. mein vater hat mir aber vertraut, denn er wusste, dass für mich mein sparbuch auch immer mein allerheiligstes war und ich immer pfleglich darauf aufgepasst habe, ich meine, holy shit, hunderte von mark sind ja millionen für einen grundschüler wie gesagt. das problem war aber zu groß, um das „hinter dem rücken“ meiner mutter zu klären, aber gut, ich hatte ja zum glück meinen vater als rückendeckung / schutz, ich dürfte bloß, solange das mit dem sparbuch nicht geklärt und somit meine unschuld noch nicht bewiesen wäre, nicht mit meiner mutter alleine bleiben. ich weiß noch, wie ich am boden zerstört, flennend auf dem thresen in der küche saß, traurig war, aber auch angst hatte, mein vater links von mir mit einem relativ klaren kopf und sich überlegte, wie man jetzt vorgehen müsse, und meine mutter rechts daneben, STINKSAUER. meine mutter meinte dann, dass steffi das sicherlich geklaut habe (wow, ich bin mal nicht schuld?); das war eine freundin aus der grundschule von mir, die einen vater hatte, der im gefängnis war, und deshalb war steffi immer sehr unbeliebt bei meiner mutter (ghetto-pack quasi) (achso, ich bin doch schuld, bin ja mit steffi befreundet gewesen xD). steffi hat mich aber geliebt und war eine sehr gute freundin von mir, ich hab keine sekunde lang geglaubt, dass steffi mich je bestehlen würde. – „ich rufe bei der bank an und lass das sparbuch sperren“, meinte mein vater. er rief also da an, meine mutter und ich daneben, und wir haben gehört, wie er sagte: „was? es wurden bereits 500 mark abgehoben?“ – ich hab laut losgeschluchzt. ich sags euch. meine mutter fast am zerplatzen vor wut. mein vater sagte: „wer hat denn auf der abhebung unterschrieben? was steht da? … “ und dann nannte er unseren familiennamen. ich hab es gar nicht verstanden, also ich konnte da die verbindung in meinem hirn noch gar nicht bilden, mein vater legte auf und meinte: „kevin hat das geld abgehoben. er hat mit seinem vollen namen unterschrieben.“ – da hab ich noch mehr geheult und meine mutter hat gar nichts mehr gesagt. mein bruder kam irgendwann später, als ich mich schon beruhigt hatte, nach hause, und legte das sparbuch etwas später klammheimlich zurück. ich meine mich sogar zu erinnern, dass ihn meine eltern fragten, ob er wüsste, wo mein sparbuch sei, er auf dumm getan hatte und es später – huuuuuuch – einfach wieder in der schublade lag. beim blick ins sparbuch stellte sich heraus, dass er das geld – bis auf 20 mark – still und heimlich wieder eingezahlt hatte, also es war knapp ne woche oder so dazwischen der aus- und einzahlung. keine ahnung, ob er es sich nur schnell geliehen hatte, also es von anfang an wieder zurückzahlen wollte oder ob er es klauen wollte und dann schlussendlich doch nicht mehr, keine ahnung, aber das war der verlauf der story. ich kann mich noch dran erinnern, wie meine eltern fassungslos meinten: „bestiehlt einfach seine eigene schwester…!“ mein bruder hat übrigens dafür weder je eine strafe bekommen oder noch ein gespräch, dass das so nicht in ordnung war. also auch keine „schimpfe“, und ich wurde quasi damit abgespeist, dass ich ja froh sein könne, dass das geld ja zumindest fast komplett wieder da sei. hab ja keinen grund quasi mehr zu heulen. ich weiß noch nicht mal, ob mein bruder überhaupt weiß, dass wir wissen, dass er das sparbuch genommen, das geld abgehoben und es wieder eingezahlt hatte. vielleicht dachte er auch, mir würde das nicht auffallen (wie dumm kann man eigentlich sein, man sieht doch die umbuchungen im sparbuch……).
nun ja, das war die story. und ich schwöre bei gott, es hat sich genau SO und nicht anders zugetragen, die ganze geschichte hat mich emotional so mitgenommen, ich hatte so eine angst vor der reaktion meiner mutter – ich dachte, ich würde die prügel des jahrhunderts bekommen -, dass ich die story selbst mit alzheimer im endstadium niemals vergessen könnte.
aber zurück – wir waren beim inder, mit meiner mutter und tobi. meine mutter meinte also: „hä, wann hat kevin dein sparbuch geklaut?“ – ich hab ihrem gedächtnis mit wenigen sätzen auf die sprünge geholfen, zumindest hab ich es versucht, und sie eiskalt: „nö, das weiß ich nicht.“ – „da warst du aber dabei.“ – „nein, war ich nicht.“ – puh. nun, die letzten zwei jahre hab ich es immer – immer immer immer – runtergeschluckt, wenn sie mir einfach knallhart eine LÜGE aufgetischt hat (die lüge, der sie selbst glaubt), aber diesmal war der ofen aus. mir egal, dann liege ich halt falsch und das passwort auf dem fresszettel war richtig, dann haben web.de, googlemail und immoscout24 einen fehler gemacht, meinetwegen ist auch der jetzige, schlechte kontakt zu meinem bruder zu hundert prozent die schuld meiner schwägerin und mein bruder ist einfach ein willen- und seelenloses wesen, der blind das tut, was meine schwägerin ihm befiehlt (kann ja froh sein, dass ich nicht schon wieder schuld bin, yesss! XD), aber HOLY FUCK, ich kann mich noch an den anblick jeder einzelnen, vor wut angeschwollenen ader in ihrer schläfe erinnern, als sie gehört hat, dass ICH anscheinend mein eigenes sparbuch verschlampern würde. und wie sie sich sofort sicher war, dass steffi – meine freundin – das sparbuch geklaut habe, nee, also sowas .. abscheuliches, absolut bodenloses, das konnte ich einfach nicht vergessen oder im kopf verdrehen, das hat sich in meine seele eingebrannt. diese entrüstung, die ich sogar schon als grundschulkind hatte, als sie plötzlich meinte, steffi sei so ein zigeuner und ihr vater wäre ja auch so ein knasti, dass sicherlich sie das sparbuch geklaut habe. alter. – und genauso wütend wie damals wurde sie jetzt, bestimmt 30 jahre später, heute, hier, in diesem indischen restaurant, als ich mal NICHT weiter runtergeschluckt habe, sondern beharrlich meinte: „doch, du warst da dabei.“ sie schaute mich gar nicht mehr an, sondern war in sich gekehrt, starrte vor sich auf den tisch und meinte: „nein nein nein, ich war da nicht dabei.“ ich merkte schon, dass sie wieder in ihrer eigenen welt war. wisst ihr, meine mutter zieht sich sauschnell – du musst noch was „falsches“ sagen – richtig hart krass in ihrer eigene blase zurück, man merkt richtig, wie sie sich quasi direkt vor deiner nase tausend sachen einredet, nur um ihre – nicht heile, sondern eigene – welt aufrecht zu erhalten. sie wollte es gar nicht hören und sie wollte es nicht glauben. ich meinte gleichgültig: „wahrscheinlich hast du es verdrängt, weil es so weh getan hat, was kevin gemacht hat. – aber selbst wenn,“ fuhr ich fort, „ist doch egal, das tut ja eh gar nichts zur sache.“ – weils halt auch einfach gar nichts zur sache tat, wir waren ja gerade thematisch bei meiner schwägerin und dem nicht-kontakt zwischen meinem bruder und mir. ich hatte das ja nur in einem nebensatz erwähnt, weil es in dem moment in dem kontext als gute metapher diente, ich hatte auch gar nicht damit gerechnet, dass sie sich plötzlich nicht mehr dran erinnert. dass es nix zur sache täte, hat sie dann aber schon gar nicht mehr aufgenommen, oder sie hing mit dem kopf noch am: „verdrängt, weil es weh tut, wenn kevin scheiße baut“, zumindest drehte sie sich plötzlich energisch zu mir und sagte wütend: „dein problem ist, dass du immer denkst, ich würde kevin anders behandeln als dich. das stimmt aber überhaupt nicht. wieso denkst du das?“ – dass sie da überhaupt nachfragt (natürlich nicht gewillt, meine antwort zu hören, sondern meiner meinung nach – vier seiten einer nachricht – nur als appell: „hör auf, sowas zu denken!“), hat mich in dem moment so überrumpelt, dass ich sofort intuitiv im affekt sagte: „weils so war?“ dann ging ein streit los, wo ich sagte, dass es durchaus mein eindruck wäre, dass sie kevin immer bevorzugen würde, ich räumte jedoch aber ein, dass ich es mittlerweile hinter mich gelassen hätte, dass es mittlerweile okay für mich sei, denn jeder mensch habe einen liebling und das war halt ihrer. ich hätte mich längst damit abgefunden und es wäre für mich mittlerweile in ordnung. – aber auch das konnte sie nicht ertragen oder dulden oder irgendwie als meine sichtweise akzeptieren, weil ich ihrer ansicht nach mir einfach irgendwelche sachen einrede und sie als böse mutter dastehen lasse, der ich nur vorwürfe mache. außerdem warf sie dann mir vor, dass ich meinen vater auch lieber als sie gehabt hätte. daraufhin meinte ich: „ja, gebe ich auch zu. ich sagte doch, jeder hat seinen liebling gehabt, deiner war kevin, meiner war papa. deshalb BIN ich dir ja nicht sauer.“ – worauf sie aggressiv hinterherschoss: „siehst du, du bist doch nicht besser!“ – jo mama, ich steh aber wenigstens dazu (sie mit dem satz jetzt nun endlich auch?). ich weiß nicht mehr genau, wie es dazu kam, sie warf mir irgendetwas vor, woran ich mich aber echt ehrlich nicht mehr erinnern kann. ich weiß nicht mehr, was es war. ich meinte dann: „ich war aber ein kind. ihr beiden wart die erwachsenen.“ und sie so: „jaja, du warst nicht immer ein kind!“ – „ich habe dir aber schon als kind gesagt, dass du dich scheiden lassen sollst. und du hast es nicht gemacht, was soll ich da machen, wenn du dich nicht scheiden lassen willst!?“ dann hat sie mir vorgeworfen, dass sie sich doch nicht hätte scheiden lassen können, dann wäre ICH ja ein scheidungskind gewesen und das, hallo, das ginge ja nicht! dass ich ja noch so jung war und sie musste das ganze durchstehen, sie musste verheiratet bleiben, wegen mir. – „ICH hab dir doch sogar dazu geraten, dass du dich scheiden lassen sollst?! ALS KIND hab ich dir gesagt: ‚mama, lass dich scheiden!'“ ich sags euch, mir wäre eine scheidung und seelenfrieden unendlich mal lieber gewesen als für das bisschen finanziellen luxus durch den gut bezahlten job meines vaters diesen psychoterror der beiden mitzumachen. ich hätte auf ein weiteres gameboy spiel oder einen neuen nintendo verzichtet, lieber wäre ich arm gewesen bei einem alleinerziehenden elternteil als immer zu befürchten, irgendwann die tür aufzumachen und meine tote mutter auf dem boden liegend vorzufinden, weil sie ihre drohung doch mal wahr gemacht hat, da sie es nicht mehr aushielt. ich hab immer innerlich gebetet, dass ich nicht diejenige sein möge, die meine mutter tot vorfindet, sondern hoffentlich jemand anderes. und zu all der angst schwingt natürlich dann auch das schlechte gewissen mit, denn ich wusste, dass ich – einfach nur, weil ich die jüngste war (bis ich quasi aus dem gröbsten raus bin) – der grund und somit „schuld“ bin, dass meine mutter weiterhin verheiratet bleibt, und sollte meine mutter sich tatsächlich doch mal irgendwann umbringen, bin ich schuld. deshalb habe ich auch immer inständig darum gekämpft, dass meine mutter sich scheiden lässt, weil ich nicht nur angst um ihr leben hatte, sondern weil ich nicht der grund für einen selbstmord sein wollte. (ich weiß, dass das krass und zum teil auch paradox klingt – hashtag „eigenverantwortung“, hashtag „mein vater trägt ja auch einen gehörigen teil zur schlechten ehe bei“ -, aber das waren halt die gedanken eines kindes.)
die wut und die vorwürfe meiner mutter entgegnete ich zum teil also mit gegenargumenten, zum anderen teil gestand ich ihr sogar dinge zu (von wegen, dass mir mein vater lieber war – natürlich war er das, mein vater hat auch nie meinen bruder oder andere kinder bevorzugt oder mich geschlagen, ich musste keine angst vor ihm haben) und zu einem weiteren teil meinte ich, dass ich mittlerweile erwachsen bin und ich die dinge so hinnehme, wie sie nun mal passiert sind und dass das ja okay sei. ich muss sagen, ich hab nicht geschrien (klar, wir waren ja in einem restaurant), ich war aber messerscharf in meiner miene, beharrlich in meinen argumenten und zum anderen gleichgültig in der vermeintlichen verletzung in mir (also von wegen, dass es ja schon okay sei). bei meiner mutter darf man aber bestimmte wörter gar nicht aussprechen, es reichen da so wörter wie: „früher“ oder „kevin hat..“ oder „papa hat..“ oder „scheidung“ oder „geld“. also meine mutter reagiert höchst allergisch, macht sofort dicht, selbst, wenn du zwar über ein altes, prekäres thema sprichst, jedoch auf eine ganz andere art und weise. früher hab ich zum beispiel tatsächlich ihr vieles vorgeworfen, mit einer verletzung in mir, mit trauer und wut ihr gegenüber, mittlerweile ist mir aber vieles.. naja, was heißt „egal“, aber ich bin erwachsen geworden. ich weiß, was für ein mensch ich bin, ich liebe mich, so wie ich bin, ich schätze mich. ich brauche ihre bestätigung nicht mehr, weil ich für mich selber weiß, was für ein mensch ich bin. und das rede ich mir nicht ein, um mich besser zu fühlen, sondern ich habe mich zuerst besser mit mir selbst gefühlt und dann habe ich erkannt, dass ich ihre aufmerksamkeit ja gar nicht mehr brauche. ich weiß, dass sie mich nicht kennt, ich weiß, dass sie in mir nicht den menschen sieht, der ich bin, denn .. ich sage immer, ich bin ein roman, aber sie kann ihn nicht lesen. sie quasi „judges the book by its cover“, und es ist nicht meine schuld, dass sie nicht lesen kann. es ist aber genauso wenig ihre, deshalb verzeihe ich ihr auch die vergangenheit und auch die gegenwart. sie weiß es nicht besser. – aber du kannst mit ihr so nicht reden, denn sobald das thema vergangenheit angeschnitten wird, macht sie dicht, hört in allem nur vorwürfe (egal, ob es welche sind oder nicht) und fühlt sich angegriffen. sie denkt immer noch, ich bin der mensch, der ich mal vor zehn jahren war, zwanzig oder dreißig. und nicht mal damals war ich der mensch, den sie mir vorwirft zu sein.
jedenfalls versuchte ich weiter mit ihr zu reden, und sie machte dicht, ihre wut schlug in gejammer um und von dahin in geheule. sie fing an zu weinen, während ich meinte, es sei doch in ordnung, so wie es war, ich werfe ihr doch gar nichts vor, sie brabbelte nur die ganze zeit heulend in sich hinein: „nein nein nein, hör auf, ich will nichts mehr hören, ich will jetzt nach hause, ich gehe jetzt, ich laufe nach hause, ich fahre nicht mit euch mit, ich zahle mein essen selbst.“ – sie zog sich sofort an, während sie weiterhin mit sich selber heulend redete, zitterte 30 euro aus ihrem geldbeutel, während tobi und ich schon längst die komplette rechnung bezahlt hatten, aber sie wolle sich von uns nicht einladen lassen. ich war total angefressen von ihrem dicht-machen und ihrer puren ignoranz und diesem fluchtcharakter, dass ich nur sagte: „das is doch lächerlich!“ sie heulte und machte einfach eine szene. genau das. ich stand also auch auf, zog mich an, tobi auch, ich lief als erste weg (ich saß auch am nächsten zum ausgang), während tobi kurz bei meiner mutter blieb, die wesentlich länger brauchte, um sich anzuziehen. ich lief erhobenen hauptes – genau so fühlte ich mich – raus, sagte lächelnd dem personal: „danke, einen schönen tag noch“, grenzte mich ab von diesem kindergarten. ich blieb draußen vor der tür stehen, tobi kam nach und fragte mich: „willst du sie jetzt so stehen lassen?“ und ich so: „na sie macht doch so ein drama?!“, sah aber ein, dass tobi recht hatte. also blieben wir draußen stehen, bis sie rauskam, sie war immer noch am heulen und brabbelte lauter zeug vor sich her von wegen, sie laufe jetzt nach hause und alles. ich meinte so: „komm, ich fahr dich jetzt heim..“ und sie weinend: „nein, ich laufe nach hause“, daraufhin drehte ich mich um, lief weg und sagte ebenfalls wutentbrannt: „ja dann pech!“ .. auf dem weg zum auto bin ich explodiert, hab geflucht und geschimpft wie ein rohrspatz und noch im auto habe ich geheult vor wut.
so und das war, was passiert ist. nun meine gedanken dazu. die analytische zerpflückung, die ihr von mir gewohnt seid und die ich teilweise schon während der erzählung habe mit einfließen lassen. bzw. hm. ich habe zwei sätze, die sie sagte, nicht erwähnt, bewusst nicht erwähnt, weil ich mir das – und was ich daraus ziehe – als bombe am schluss, quasi als .. quintessenz nach meiner analytischen zerpflückung aufheben will. oder erwähne ich das jetzt gleich? .. hm. ich muss zugeben, hier, also bei diesem abschnitt jetzt, habe ich wieder angefangen weiterzutippen, das da oben habe ich vorher geschrieben, als ich von der arbeit nach hause gekommen bin, habe gerade etwas gegessen und jetzt tippe ich weiter. jedoch hat diese essenspause mich irgendwie aus dem flow geschmissen und ich glaube, ich lass meine bombe jetzt vorzeitig raus, nur damit ich wieder in den schreibflow gerate.
jedenfalls, ich fange mal mit dem „harmloseren“ (bzw. dem, was mich weniger berührt hat) an, auch wenn das chronologisch gesehen erst danach war. aber eine sache, die ich weggelassen habe, ist, dass meine mutter, als sie meinte, sie wolle jetzt nach hause laufen, noch bevor sie ihre jacke anzog und die 30 euro auf den tisch legte (da hab ich übrigens gesagt: „das ist doch lächerlich, hier so eine szene zu machen, ich nehm das geld nicht. dann bleibt das jetzt als saftiges trinkgeld liegen!“) und sie lauter sachen in sich hineingebrabbelt hat, noch gesagt hat: „ich will keinen kontakt mehr zu euch.“ ich glaube jedoch, dass sie mit „euch“ nicht tobi und mich, sondern meinen bruder und mich gemeint hat. da mein bruder ja mittlerweile auch nur beschissen ist (aber längst nicht so beschissen wie ich =D), also sie klagt ja auch die ganze zeit über meinen bruder, nicht nur mehr nur über mich. ich meine, dass ich der unruhestifter nummer eins bin, ist mir klar, aber meine mutter ist einfach nur enttäuscht und sauer, dass mein bruder und ich nicht so funktionieren, wie sie es gerne gehabt hätte. sie hat sich in ihren augen in ihrer total beschissenen ehe mit dem egoistischen ehemann für ihre kinder ja ach so selbstlos aufgeopfert und deshalb sollen mein bruder und ich zutiefst dankbar sein und wir sollen uns alle lieben und glücklich sein. das war so ihr plan. der ist aber leider nach hinten losgegangen, auf meiner seite, weil sie mich als kind mehr als nur einmal geschlagen hat, noch als jugendliche hab ich ohrfeigen bekommen, ich musste mir mit eigenen augen ansehen, wie sie andere kinder bevorzugt hat, wenn klassenkameraden mich beklaut, gemobbt oder sonst irgendwas haben (ist alles vorgekommen), wurde grundsätzlich ohne nachzufragen immer den anderen recht gegeben und ich wurde dafür bestraft, dass ich a) ärger bei den klassenkameraden stifte und b) sie damit aufrege. mir wurden als kind lügen vorgeworfen (z.b. ich würde absichtlich meine hausaufgaben nicht machen [als adsler habe ich sie einfach vergessen bzw. nicht mitbekommen, dass wir hausaufgaben aufhatten], nur damit ich in die bezahlte hausaufgabenhilfe gehen darf [was ich gerne getan hätte, da die betreuer dort einem mit fürsorge und hilfe begegnet sind und nicht mit schläge so wie sie]), mir wurde vorgeworfen, ich würde andere kinder verprügeln (mich hat z.b. ein mädchen aus meiner klasse gehasst und sie hat sich selber – wtf! – ein blaues auge geschlagen und hat behauptet, ich wäre das gewesen, worauf ich ärger mit meiner mutter bekommen habe), ich durfte mir mit eigenen augen ansehen, wie meine mutter sich andere mädchen als tochter gewünscht hat (nur ein beispiel, die tochter einer bekannten bzw. freundin meiner mutter hat mal gesagt: „ich wünschte, du wärst meine mama, ich mag dich viel lieber als meine eigene mutter“ und sie hat ihr in meiner gegenwart geantwortet: „ja, ich wünschte mir auch, dass du meine tochter wärst.“) – das mal, warum ICH nicht meine mutter bedingungslos lieben kann. mein bruder kann es genauso wenig, denn auch er musste in dieser chaotischen familie groß werden, er diente meiner mutter zwar nicht als mülleimer so wie ich („irgendwann bringe ich mich noch um!“), ich räume aber ein, dass – zitat meiner therapeutin aus der klinik – „es einfach nicht genug war. es war nicht genug liebe und aufmerksam da, nicht für sie, aber auch nicht für ihren bruder. es hat bei ihnen beiden gefehlt.“ ich bin zwar nicht die allerbeste freundin meines bruders und ich finde vieles nicht korrekt, was er tut oder getan hat und ich empfinde ihn auch nicht gerade als emotional intelligent, ich gestehe ihm aber genauso eine kaputte beziehung zu meinen eltern zu wie ich sie habe. er hat seine größeren probleme mit meinem vater gehabt, ich die größeren mit meiner mutter. jedoch hat mein vater niemals die hand gegen meinen bruder erhoben, mein bruder hat – ich sag mal, wenn man leid objektiv irgendwie messen könnte – nicht so viel scheiße fressen müssen wie ich. was ich meinem bruder auch hoch anrechne (ich kann und will auch nicht immer nur auf ihn eindreschen), ist, dass er – unter vier augen – ehrlich und offen äußerte, dass ihm bewusst sei, dass in unserer familie in sachen „strafen“ mit zweierlei maß gemessen wird. als ich damals versehentlich den loveletter-virus auf den rechner meines vaters gezogen hatte, weil ich mir eine mp3 runtergeladen hab, und damit sämtliche laufwerke infiziert hatte, meinte mein bruder: „sag, dass ich es war. bei mir schimpfen sie nicht, du wirst nur wieder bestraft.“ also WAR es nicht meine einbildung, was meine mutter mir immer und immer vorwirft, sogar meinem bruder – quasi staatsfeind nummer 1 – war bewusst, wie unfair ich teilweise behandelt wurde. er wollte sich nur nie einmischen, denn auch mein bruder hat so einen fluchtcharakter wie meine mutter. (abgesehen davon, ist doch toll, wenn man in der position ist, dass man nie bestraft wird…)
nun ja, jedenfalls meinte sie, sie wolle ja keinen kontakt mehr zu uns. das hat sie einfach zu all dem anderen zeug zusätzlich gesagt, als sie geheult und sich selbst irgendwelche sachen zugebrabbelt hat. ich lass das mal so stehen, denn… naja, zum einen kann ich das nicht für voll nehmen, und wenn es so wäre, naja, dann wärs jetzt so. ist jetzt, ehrlicherweise, nichts, was mich sonderlich tief trifft.
was mich aber irgendwie getroffen hat, also nicht so, dass es mich verletzt hat oder dass ich deshalb weinen würde, eher im sinne von, was mich schockiert hat, war das andere, das zweite, was sie noch gesagt hatte und ich in meiner erzählung vorher erstmal weggelassen hatte. und zwar meinte sie, als wir noch am diskutieren waren, kurz bevor sie anfing loszuheulen, dass es „mit dir immer streit gibt, egal, ob ich mit dir auf whatsapp schreibe oder wenn wir uns treffen, mit dir gibt es immer nur stress und ärger!“ .. also. keine ahnung. das… leaves me speechless. echt jetzt.
vielleicht bin ich da auch zu zart besaitet, aber .. nach den letzten zwei jahren war das ein richtiger schlag voll in die fresse. aber volle kanone. nee, genauer gesagt nach meinem gesamten LEBEN war das ein schlag voll in die fresse. ich meine, MIT MIR gibt es immer nur stress. ich möchte auf die betonung „immer nur“ hindeuten und nochmal ein paar dinge wiederholen, die ich in diesem eintrag oder an anderer stelle im tagebuch bereits erwähnt habe.
nach dem tod meines vaters habe ich sie zu mir aufgenommen. monatelang nach dem tod meines vaters habe ich ihr jeden tag geschrieben und gefragt, wie es ihr geht und versucht sie aufzuheitern, ein offenes ohr für sie zu haben, freundlich ihr gegenüber zu sein, trost zu spenden, ihr ein gesprächspartner zu sein, wie es sonst eben nur familien-interne sein konnten (und mein bruder dies ja ganz offensichtlich nicht war, wenn er wochenlang nach dem tod unseres vaters keinen kontakt zu ihr hatte). habe sie aufgeheitert mit erfurt, habe sie jetzt ja auch zu patrick fiori eingeladen. all die letzten male, wie sie entweder mit tobi und mir oder sogar auch noch mit tobis eltern, essen gewesen ist, all die male, die nur in fröhlichkeit endeten. oder wie sie sich wegen der auslandsüberweisung an mich gewendet hat, weil sie nicht wusste, wo man das anmelden müsste, was sie schlussendlich trotz meiner hilfe ja noch nicht mal gemacht hat. nach all dem, nach all der bemühung meinerseits, dass ein einigermaßen gutes – nein, sogar ein für mich ECHT GUTES !!! – verhältnis herrscht, vorallem jetzt, wo sie meinen vater nicht mehr hat, nach ALL DEM GIBT ES MIT MIR IMMER NUR STRESS UND STREIT, EGAL, AUF WELCHER ART UND WEISE MAN MIT MIR REDET?
ich könnte ja jetzt mit „go fuck yourself“ hier an dieser stelle weiterschreiben, mich unendlich über sie aufregen und all das, aber .. im gegensatz zu ihr (und das ist keine abwertung, um mich selber aufzuwerten, sondern faktisch einfach nur korrekt) entwickle ich mich weiter und sage einfach nur, dass ich … schockiert bin und keine worte dafür habe. das war auch der grund, weshalb ich vor lauter wut erstmal schimpfend zum auto zurückgelaufen bin und im auto angefangen habe zu heulen, denn .. mir hat dieser satz einmal mehr bewusst gemacht, dass meine mutter – surprise surprise, i know – wirklich in ihrer eigenen welt lebt. also ja, mir war das lange klar, dass sie das tut und ich kenne ja genau dieses typische verhalten von ihr, dass sie bei diesen alten themen dicht macht, losheult und nur noch sachen in sich hinein blubbert, die sachen, die sie eben glaubt und auch weiterhin glauben will, aber … ja. puh. wisst ihr, ich hab überhaupt nicht damit gerechnet – nicht, dass ihr das denkt – dass ich jemals gegen meinen bruder ankomme. ernsthaft, das ist quatsch. und ich lasse mich nicht davon abbringen, dass es so ist oder zumindest so war, dass sie meinen bruder bevorzugt hat. aber was sich verändert hat, ist, dass es mir etwas ausmacht. ich meine, ehrlich, in meinem tagebuch kann ich das zugeben, ich möchte und kann es auch vor mir selber zugeben, denn ich möchte niemals so werden wie meine mutter, die aus angst vor schmerz und vollkommen in ihrer „comfort zone“ lebend sich sachen einredet, aber es ist wirklich echt okay. selbst, wenn sie sich diesem vielleicht auch echt gar nicht bewusst ist (das glaube ich nämlich), aber sie liebt meinen bruder mehr als mich. sie bevorzugt ihn, weil er ihr einfach näher ist. er ist auch mehr ihr typ. ich bin ihr zu aggressiv, ich bin kein fluchtcharakter, sondern ich bin angriffslustig. damit meine ich nicht im sinne von ihr gegenüber, sondern ich liebe herausforderungen, ich bin ein konfrontations-mensch, ich bin ein unruhestifter. und das ist nicht unbedingt immer nur negativ, sondern ich liebe es, der unruhestifter zu sein. ich bin der, der unangenehme sachen offen ausspricht, auch wenn mir das vielleicht manchmal auch ins eigene fleisch schneidet. und meine mutter mag solche leute nicht. das ist aber auch okay. ich mag dafür keine fluchtcharaktere, weil die für mich schwach und feige sind. für mich entwickeln sich solche leute nicht weiter, es sind solche menschen, die – ich verweise auf meinen letzten eintrag – meiner meinung nach um jedes preis ein hedonistisches lebensmodell bevorzugen und es einfach immer nur schön haben wollen ohne jegliche konfrontation mit schlechtem, bösem, angsteinflößendem. und so will ich nie sein. und genau deshalb beruht das auch mehr oder weniger auf gegenseitigkeit, meine mutter und ich, wir sind einfach nicht einander der typ, ich bin nicht ihrer, sie nicht meiner. man mag vielleicht meinen, dass sie das als mutter – zumindest, als ich noch ein kind war und natürlich jedes kind sich auch die (fair aufgeteilte) liebe der eigenen mutter wünscht – hätte zumindest überspielen müssen, dass sie hätte fair bleiben müssen, dass sie mich – wir schrauben die ganze sache noch ein stückchen runter – zumindest nicht hätte schlagen dürfen. man verprügelt kein grundschulkind mit dem kochlöffel. man schlägt auch keinem jugendlichen ins gesicht. schon gar nicht aus solche lapidaren gründen (sie hat mir mal ne saftige ohrfeige gegeben, weil ich angeblich ein buch verliehen und dieses nie zurück bekommen hätte. das buch hat vielleicht zwanzig mark gekostet, während mein bruder hunderte von euro durch radarkontrollen, durch habgierige käufe etc kaputt gemacht hat bis hin zu inkassobriefen, die meine eltern für ihn – er habe ja das geld nicht – bezahlt haben ohne je mit ihm darüber zu schimpfen oder gar drüber zu reden. – übrigens, das dumme buch, für das sie mich geschlagen hat, lag auf dem dachboden, als ich ihr das unter die nase hielt und ihr somit aufzeigte, dass die ohrfeige noch unfairer war als ohnehin schon hat sie nur gelacht, so von wegen, passiert ja mal, dass man sich irrt und jemanden mal ins gesicht schlägt…) aber ja, sogar das verzeihe ich ihr, weil .. sie kann es nicht anders. sie weiß es nicht anders. und es ist okay für mich.
aber .. ich dachte wirklich ehrlich, dass wir zumindest ein okayenes verhältnis schaffen. ein oberflächlich „gutes“. ich meine, dass die verletzungen der vergangenheit überwunden werden können, vorallem von ihrer seite aus, damit hab ich nie gerechnet oder hab es auch nie erwartet. auch nicht den kampf gegen meinen bruder, wie gesagt, zu gewinnen. aber ich hatte schon irgendwie den eindruck, dass ich es zumindest schaffe, eine okay-beziehung auf die beine stellen zu können. ein „jo passt“. aber – und genau das gleiche thema ist auch bei meiner schwägerin der fall – ich denke immer, dass menschen sich weiterentwickeln. dass man manches hinter sich lassen kann. ich denke das nicht aktiv, aber .. man schließt ja doch irgendwie immer von sich auf andere, unterbewusst. aber das ganze verhalten meiner mutter (und auch das meiner schwägerin mit omg, du bist diese negativität in meinem leben, die ich nicht brauche!) zeigt deutlich, dass es einfach ein ganz krasser irrglaube ist, wie gesagt, ein unterbewusster irrglaube, wenn man von sich – der stets nach weiterentwicklung „craved“ – irgendwie, aus der natur heraus, auf andere schließt. ich meine, jeder geht unterbewusst von sich selber als „maßstab“ aus, ob man das will oder nicht, man muss sich ja an irgendwas orientieren und man ist halt das ganze leben lang nur sich selber, ich bin nur ich, ich weiß nicht, welche gedanken andere menschen tagtäglich in ihrem kopf hören und welchen leitsätzen sie folgen, wo man selber – wenn man sie hören könnte – mit sicherheit das ein oder andere mal sagen würde: „what the fuck!“ – und ich dachte echt, dass meine mutter und ich eben dieses okay-dings aufbauen könnten. nicht gut, nicht durch und durch, ich meine, nicht so, dass es tief im innern für beide ehrlich GUT ist, „gut“ im sinne von „heilung“, aber so, dass man sich oberflächlich zumindest versteht – ohne in einem indischen restaurant loszuflennen und bei eiseskälte nach hause laufen will.
die ersten tage seit diesem essen beim inder und diesem streit, war ich echt… sauer. ich hab 24/7 nur daran gedacht, habe im kopf die ganze zeit die szenen, die gesagten worte, immer wieder durchgespielt, ohne, dass ich das aktiv machen wollte, sondern es lief einfach in dauerschleife in meinem kopf ab. ich habe mich innerlich gerechtfertigt, ihr innerlich dinge vorgeworfen, über alles nachgedacht, argumente gesammelt, und das alles immer und immer wieder. nachdem aber die sache irgendwann auch wieder für mich „zu ende gedacht“ war, nach ein paar tagen, da setzte für mich das ein, was ich irgendwie am krassesten finde. und zwar … unendliche freiheit. mit einem schlag war mir einfach klar, dass ich frei bin. richtig krass frei. nicht für immer frei und vielleicht fühlt es sich auch nur jetzt nach hundert prozentiger freiheit an, auch dieses gefühl verblasst sicherlich irgendwann wieder. was aber zurück bleibt, ist, dass ich nun weiß, wie freiheit sich angefühlt hat.
mit „freiheit“ meine ich folgendes. und zwar, dass es egal ist – es ist durch und durch vollkommen und zu tausend prozent EGAL – ob ich mich wie arsch benehme oder nicht. es ist auch egal, ob ich ihr sachen vorwerfe, sachen, die nur mein unreifes, pre-therapie-erfahrenes, mein jugendliches ich ihr vorgeworfen hätte, oder nicht. es ist auch egal, dass ich dieses gute verhältnis eigentlich mehr für sie als für mich wollte, aus mitleid, weil sie nun niemanden mehr hat. niemanden von dieser liebevollen bilderbuchfamilie, wo kinder immer nur aufmerksamkeit schenken und die eltern im übertriebenen maße einfach bedingungslos lieben, obwohl das umgekehrt nicht der fall ist (so ist sie nämlich mit ihren hinterwäldlerischen, philippinischen leitsätzen groß geworden – kindern schulden ihren eltern alles), die sie sich so sehr gewünscht hat. es ist egal, dass ich ihr gutes tun wollte, damit es ihr besser geht, nicht mir, es ist vollkommen wurscht, was ich tue und was nicht, was ich an schlechtem oder an gutem tue, denn… es hat sowieso gar nichts bestand. gar nichts. meine mutter lebt in ihrer bubble. ich habe unsere – und ja, natürlich kann ich das nur aus meiner sichtweise beschreiben, wie gesagt, ich bin ja nur ich und ich werde auch immer nur ich in meinem leben sein – welten auf den kopf gestellt in den letzten jahren, ich habe alles gegeben und alles gemacht, um ein akzeptables verhältnis zu erschaffen, um ihr wenigstens ein bisschen .. ja, mal hier und da wenigstens ETWAS, EIN WENIG, EIN BISSCHEN freude zu bereiten. mir sind meine begrenzten mittel von vornherein bewusst gewesen, zum beispiel, dass ich nicht mein bruder bin. wenn mein bruder ehrlich sagen würde: „hey, ich fahr mit dir für ein verlängertes wochenende nach erfurt“, dann würde sie vermutlich vor freude heulen. kein scheiß. ich weiß, dass ich das nicht kann. und genauso kann sie auch nicht die freude mir bereiten, die ich immer hatte, wenn mein vater irgendetwas mit mir unternehmen wollte. wie ich sagte, jeder hat seinen liebling und wir waren es nicht füreinander. aber bloß, weil man nicht die ultimative nummer eins ist, heißt es doch nicht, dass es gänzlich unmöglich ist, dem anderen eine freude zu bereiten. aber es ist einach so, dass .. meine mutter, was das angeht, wie unter alzheimer leidet. ich bin einfach für meine mutter immer diejenige, mit der es „immer streit gibt“. ich werde mein gesamtes leben lang dieses image nicht los und das ist auch die antwort auf ihre frage: „du denkst immer, dass ich kevin anders behandle als dich, wieso denkst du das?“ ich glaube, der schlimmere teil war für mich früher nicht, dass sie kevin mehr liebt oder ihn ach so viel besser behandelt hat oder hätte, aber – und das is auch das, was mich beim inder so unglaublich aggressiv gemacht hat – dass ich für sie immer das schwarze schaf bin. ich bin nicht nur weniger wert gewesen als mein bruder, sondern auch weniger als die anderen kinder, denen sie recht gab, wenn sie lügen über mich verbreitet haben, oder töchtern von freundinnen, die sie lieber als mutter gehabt hätten.
die freiheit, die ich empfinde, ist quasi der inbegriff von „ist der ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“. und ja, das war mir irgendwo verstandesmäßig schon immer bewusst, aber mein herz hat jetzt auch begriffen, dass es vollkommen egal ist, was ich tue, denn meine mutter möchte das glauben, dass es mit mir immer nur streit gibt. sie möchte, dass ich der unruhestifter – diesmal eindeutig negativ behaftet – bin und bleibe. ich empfinde meine mutter wie… hm, ihr habt sicherlich auch schon mal davon gehört, dass es zum beispiel mütter (oder auch väter) gibt, deren kinder gestorben sind und diese dann so tun – und das auch wirklich glauben (gibts auchn guten film mit will smith) -, als würde das kind noch leben. einfach, weil es zu schmerzhaft wäre, die wahrheit und damit diesen unendlichen schmerz zuzulassen, kapselt sich die psyche ab und will für immer in dieser scheinwelt leben. genau so ist meine mutter, was die vergangenheit angeht, deshalb hat sie auch beim inder so reagiert, wie sie reagiert hat. und was ich begriffen habe, was ich eben als „freiheit“ bezeichne, ist, dass das nicht nur die vergangenheit betrifft, das war mir schon lange klar, sondern dass das mich mit einschließt. mein charakter ist in ihrer welt eingefroren (mal unabhängig davon, dass mein vielleicht zeitweise unfairer charakter ihr gegenüber ja auch irgendwo seinen grund und ursprung in ihrer zuerst da gewesenen ablehnung hatte, ich meine, als kind analysiert man nicht, ob die mutter charaktertechnisch „dein typ“ ist oder nicht oder du ihrer bist, man möchte einfach nur von ihr geliebt werden). ich wusste, dass ich in gewisser weise für immer den schwarzen peter bei ihr habe, aber in welchem ausmaß, in diesem … „psyche kapselt sich ab und wird für immer der lüge glauben“-maß, das hab ich erst mit dem satz: „mit dir gibt es immer streit, wann immer wir kontakt haben“ begriffen. und das gibt mir unendliche narrenfreiheit. das erste, was ich mit dieser neu gewonnenen narrenfreiheit zum beispiel gemacht habe, ist, dass ich ihr – eine kleinigkeit, kann aber trotzdem so als präzedenzfall oder „schlüsselmoment“ angesehen werden – weder einen guten rutsch, noch ein frohes, neues jahr gewünscht habe. es ist vollkommen egal, ob ich das tue oder nicht, denn – ehrlich ohne bockigkeit sein zu wollen – ich bin und bleibe für immer die, mit der es nur streit gibt. vergessen sind die letzten zwei jahre, die sind wie nie passiert. es hat überhaupt keinen wert und es ist auch vollkommen irrelevant, was ich tue (an positivem wie negativem), weil meine mutter wie so ein alzheimer-patient ist, der früher oder später alles vergisst und einfach nur wieder zurückfällt in seine eigenen glaubenssätze. so, wie er sich die welt gemacht hat. die welt, in der derjenige auch leben will.
dieses beispiel mit dem verstorbenen kind, das ein elternteil nicht wahrhaben will, trifft für mich den nagel auf den kopf. sie möchte nicht glauben, dass ich ihr vielleicht, manchmal, zum teil oder auch nur ein bisschen mal was gutes will oder wollte. sie will nicht akzeptieren, dass auch sie fehler gemacht hat, wir kinder und mein vater zwar auch, aber dass jeder, einfach wirklich JEDER von uns vieren, an dieser familiendynamik seinen teil dazu beigetragen hat. sie sieht sich immer nur als opfer, als opfer ihres bösen ehemannes, ihrer immer nörgelnden tochter, ihres sohnes, der sich nicht für sie interessiert und sie im stich lässt. für sie zählt nur, dass sie von morgens bis abends gearbeitet hat, um den kindern – trotz einer ehe mit einem egoisten – ein vermeintlich schönes leben zu bieten (finanziell gesehen), für sie zählt nur, dass sie jegliche ausbeutung durch meinen vater runterschlucken und willenlos akzeptieren musste, um ein ehe- und familienkonstrukt zu bieten, von dem sie selber geglaubt hat, dass es das ist, was die kinder benötigen. ihre leitsätze, die es galt zu erfüllen, und deren pflicht zur erfüllung uns – und speziell mir, weil ich eben das jüngere kind war – als schuld angekreidet wurde. und ihr ist auch nicht bewusst, dass das ihre leitsätze sind und fernab jeglicher realität war, die weder sich mein bruder, noch ich mir für uns gewünscht hätte.
schon krass. ich glaub, ich hab hier tausend sachen vergessen. millionen sachen könnte ich vermutlich auch noch hier weiter aufschreiben und erzählen. aber.. krass, ne? .. ich finde es immer wieder erstaunlich, wie a) so die psyche eines einzelnen funktioniert (damit meine ich nicht mal speziell die meiner mutter, sondern eines jeden) und b) welche dynamiken bestimmte charaktere beim zusammenspiel miteinander bilden.
ich weiß jetzt aber auch nicht, wie das nun mit ihr weitergeht. es ist aber auch nicht so, dass ich ratlos vor dieser problematik bzw. situation stehe, dass ich mir sorgen mache oder aus wut und trotz irgendwas mache, schon gar nicht dieses unreife „boah niiiiiie wieder werde ich…“-ding. nee. aktuell ist es gerade so, wie ich es jetzt in bestimmt 50.000 zeichen beschrieben habe und mehr mal nicht. ende januar hat meine mutter geburtstag, ich werde ihr selbstverständlich nach wie vor dazu gratulieren, rechne aber nicht mit einer krassen reaktion da drauf, zumal tobi und ich da sowieso in berlin auf dem slimane-konzert sind. ansonsten weiß ich aber auch gar nicht, was ich da nun groß noch dazu schreiben soll, also ich meine als „fazit“, mein fazit habe ich ja bereits in form von dieser beschriebenen freiheit genannt.
mit sicherheit werde ich noch ein paar gedanken zu dieser sache äußern, aber für heute solls erstmal reichen. (ihr hattet ja jetzt nun lang genug gerade lesefutter XD)
suzaku
5 Gedanken zu „In diesem Leben werd‘ ich kein Familienmensch mehr.“
Das klingt doch nach einer gelungenen Familienfeier, harr harr… nein im Ernst: das ist eine Eskalation wie Autoren für Filme oder TV-Serien sie sich ausdenken, nur extremer. Wenn’s wenigstens für eins gut war, dann für deine Erkenntnis über Freiheit.
danke dir! ja, da müssen die autoren nur mal bei mir reinblättern, stoff für zehn weitere staffeln xD und ja, ich denke, mehr konnte man hier auch nicht rausziehen an erkenntnissen…
Test
Danke für deinen Beitrag und deine offenen Worte, sie haben mir so gezeigt, dass es anderen auch ähnlich ging in der Kindheit (auch Scheidungskind, Mutter hat Bruder mehr geliebt, noch heute auch wenn er nichts für sie tut und ich alles. Ich aber trotzdem immer die böse bin und alles falsch mache). Deswegen fühle ich deine Worte sehr.
denke dir! im grunde genommen will ich aber gar nicht so sein, also ich will auch nicht in der opferrolle sein von wegen „oh, sie hat meinen bruder mehr geliebt“ (was auf keinen fall heißt, dass das andere nicht dürfen, ich finde, jeder muss/darf/sollte das empfinden und leben, was er eben empfindet), ich meine, joa, dann hat sie das halt, aber mein leben ist weitergegangen. ist nur schwierig selber weiterzugehen oder sich daran zu erinnern, dass man ja längst weitergegangen IST, wenn andere menschen einen immer wieder in eine alte rolle hineinzwängen. keine ahnung, bin müde und weiß nicht, was ich mit meinem kommentar eigentlich ausdrücken wollte, trotzdem viele grüße an dich xD 🙂