Innere Zerpflückungsdingsi mal wieder.
als ich heute morgen zur arbeit gefahren bin, kam mir irgendwie in den sinn, ich weiß gar nicht, mit welcher herleitung, dass ich schon ein ganz gutes leben habe. mir kommt da immer diese typisch amerikanische beschreibung „blessed“ in den sinn, obwohl ich null gläubig bin. – und dann ist mir in der nächsten sekunde eingefallen, wie ich früher, vor ganz langer zeit und gefühlt in einem ganz anderen leben, immer vom kompletten gegenteil überzeugt war. so in der art: „warum bin eigentlich genau ICH derjenige, dem’s so scheiße geht?“
nicht nur, dass ich das heute gar nicht mehr sehe, finde ich auch – aber das hab ich auch schon hundert mal gesagt – diese frage so … dumm. gaby köster hat mal in einem interview nach ihrem schlaganfall auf die frage, ob sie sich jemals gefragt habe, warum ausgerechnet sie so einen schweren schlaganfall erlitten habe: „nö, warum auch? das wäre doch für jeden anderen genauso beschissen gewesen.“ – und dieser satz ist mir so nachhaltig im kopf geblieben. seitdem habe ich mich nie wieder gefragt, warum irgendetwas ausgerechnet MIR passiert, weil .. wie gaby es sagte, es für jeden anderen doch genauso kacke gewesen wäre. ich gehe sogar noch einen schritt weiter und versuche mir die frage so zu beantworten: „weil ich es besser verkrafte als andere.“ – zumindest rede ich mir das so zu, als positiver ansporn. weil jemand anderes, der vielleicht an meiner stelle stünde, daran zerbrechen würde. und mit dieser denkweise ist man quasi im positiven dazu „gezwungen“, das beste aus dieser lage zu machen.
passend dazu habe ich mich in letzter zeit etwas ganz anderes gefragt. und zwar habe ich seit kurzem wieder vermehrt kontakt zu ex-mitpatienten aus der klinik. wir haben ja immer noch die whatsappgruppe von damals und eigentlich wird die sonst mehr dazu genutzt, sich gegenseitig zum geburtstag zu gratulieren. aber in letzter zeit ist da wieder ein bisschen mehr los, weil flo – einer von der gruppe – gefragt hatte, ob man sich nicht wieder treffen wolle, und da jetzt so ein bisschen die „planung“ losgetreten wurde.
parallel dazu hatte ich vor einer weile, als ich doch mit diesen schulterschmerzen krankgeschrieben zu hause saß, mal christine angechattet. christine war auch eine meiner therapiegruppe, die aber recht spät erst zur gruppe hinzugestoßen ist, mit der ich mich aber sehr gut verstanden und recht „deepe“ gespräche geführt habe. christine ist gut zehn jahre älter als ich und mit ihr hatte ich so einige gemeinsamkeiten. wir hatten auch noch nach der klinik, genauer gesagt bis vor zwei jahren noch regelmäßigen kontakt, der dann irgendwie abgerissen ist.
sie hatte sich über meine sprachnachricht sehr gefreut und hatte dann eine selbige zurückgeschickt.
und irgendwie, durch diesen … wieder-kontakt mit meiner therapiegruppe habe ich mehr oder weniger erfahren (was ich teilweise schon wusste), dass bis auf hermann (von dem ich es schlichtweg nicht weiß) jeder entweder immer noch oder wieder in behandlung ist. von zwölf leuten sind quasi fast alle wieder oder immer noch depressiv oder angstpatient. ich muss sagen, dass mich das schon erschreckt hat. also überhaupt nicht wertend im sinne von: „boah, kriegst du dein leben nicht in den griff?!“, sondern halt eher .. mitfühlend. ich meine ja, man kann mir ja vorwerfen, dass ich mein leben auch nicht im griff hätte (SCHWARZES LOCH LACHT… wobei ich dazu später auch noch was sagen will), aber zumindest bin ich nicht so unglücklich, dass ich professionelle hilfe in anspruch nehmen müsste oder mir wünsche.
und natürlich drängt sich mir hier unweigerlich die frage auf: warum? warum bin ich (neben eventuell hermann) der einzige, der irgendwie davon „losgekommen“ ist? ich meine.. unsere „traumata“ waren jetzt alle ungefähr gleich – ich meine von der schwere her -, also ich würde nicht sagen, dass irgendeiner davon, auch nicht ich, es besonders leicht oder schwer hatte im vergleich zum rest der gruppe. also es war jetzt niemand dabei, der zum beispiel .. keine ahnung, jahrelang vergewaltigt wurde oder .. keine ahnung, einen mord miterlebt hat oder gefangenschaft, krieg oder weiß der geier was für brutale umstände. ich meine, wir alle haben in irgendeiner weise ablehnung und/oder gewalt von unseren eltern erfahren oder sind mit deren psychischen problemen groß geworden oder eben alles davon.
mir kommt da natürlich auch der begriff „resilienz“ in den sinn, allerdings .. naja, es klingt so arrogant von sich selber zu behaupten: oh wow, ich bin viel resilienter als alle andere, ätschi. – zumal man resilienz auch erlernen kann und .. naja, vielleicht ist mir auch einfach irgendwie .. aus was für auch gründen immer es leichter gefallen, resilienz zu erlernen? – wobei die frage ist, ob das überhaupt stimmt, denn die resilienz ist ja die widerstandsfähigkeit gegenüber krisen und .. hatte ich seit der klinik überhaupt eine echte krise? .. wenn, dann der tod meines vaters. aber auch hier: definiere „krise“.
ich habe mich auch gefragt, ob mein möchtegern-ads (ist ja nicht offiziell diagnostiziert worden, sondern nur semi-offiziell xD) vielleicht dazu beiträgt. dass ich irgendwie gelernt habe, meine unbeständige ads-persönlichkeit als stärke einzusetzen, nämlich, dass, wenn eine krise kommt, ich mir selber sage: „ach, du bist eh ne sprunghafte bitch, morgen ist dir das eh scheißegal lol“
apropos scheißegal – schwarzes loch! LOL
eine freundin von mir hat mich auf meinen fischrestaurant-eintrag hin angechattet und wir haben ein bisschen so über das schwarze loch geredet. und sie hat mir dann so ein bisschen gespiegelt – also nicht bewusst oder absichtlich oder willentlich – wie halt ihre wahrnehmung von der ganzen geschichte war/ist, weil ich meinte, ich hab das eigentlich nie – also auch früher nicht – so richtig als „sucht“ angesehen. und hier kommt mir auch eine andere nachricht in den sinn, von einer leserin, die meinte, ich hätte mich halt damit abgefunden, eine sucht im leben zu haben. – und da ist das wort schon wieder gefallen – „sucht“ – wenn auch beim ersten mal durch mich selber.
und da wollte ich nochmal .. nee, klarstellen wollte ich es nicht, denn das ist mit der intention, etwas nach außen hin deutlich zu machen, ich wollte es jedoch für mich selber nochmal definieren und aufschreiben.
ich habe das schwarze loch eigentlich zu keiner zeit als echte sucht empfunden. und das erste mal ist mir auch klar geworden, was wirklich eine *sucht* bedeutet, denn ich kenne das gefühl einer richtigen SUCHT, aber nicht in zusammenhang mit einer person (naja gut, doch, vielleicht mit tobi damals). ich hab mich damit nie wohl gefühlt, das als sucht zu bezeichnen, weil ich für meine betrachtung hin nicht dünn genug war, aber wenn ich tatsächlich echt je an einer echten sucht gelitten habe, dann muss das doch irgendwie die magersucht gewesen sein. auch wenn es sich für mich immer noch falsch anfühlt, den begriff zu verwenden, denn mit dem gewicht, was ich hatte, war ich für mich definiert nicht magersüchtig.
aber dieses gefühl sich seines zustandes bewusst zu sein und dabei eine unglaubliche hoffnungslosigkeit zu empfinden und zu wissen, dass man da mit eigener kraft vermutlich nicht rauskommt, das kenne ich echt nur von der sucht nach nichts-essen. ich erwähne hier immer diesen schlüsselmoment, indem meine mutter butterbrezeln gekauft hat und ich in meinem zimmer saß, seit wochen nichts mehr richtiges gegessen hatte, und bitterlich geweint habe, weil ich so einen hunger und schmerzen im körper hatte und so dringend eine dieser verdammten brezeln essen wollte, ich es aber einfach nicht über mich gebracht habe, das auch zu tun. und dieses realisieren dieser sackgasse, in der man sich befindet, denn eigentlich will man einfach nur weitermachen mit abnehmen, aber das is kein spiel, das man unendlich lang treiben kann.
und dieses gefühl beschreibt für mich eine echte sucht. und das hatte ich mit keiner einzigen sekunde mit dem schwarzen loch. klar, ich hab da oft gelitten und auch bei holly, da hing ich auch drin, aber .. ich hab mich eigentlich immer so gefühlt, als ob ich das weirderweise auch irgendwie zum „spaß“ mache. um so ein bisschen schwung ins leben zu bringen. also ich hatte zu keiner sekunde gedacht, ich komm vom schwarzen loch nicht mehr los, lol. sondern es war immer ein: „wenn ich nicht mehr WILL, dann kann ich auch einfach aufhören.“ – ha, sagen das auch nicht alle raucher? .. aber gut, vielleicht gibt es auch unterschiedliche arten von sucht bzw. womöglich kann man da auch keine klare linie ziehen wie in der mathematik. so, ab diesem wert hast du die definition „sucht“. oder doch? diagnostik funktioniert ja in gewisser hinsicht auch so? ..
OH MAN, WAS FÜR NE INNERE UNTERHALTUNG HIER! XD
ansonsten, um noch was auflockerndes zu erzählen: mich hat gestern eine wespe gestochen, wtf!
und zwar bin ich einfach so von einem zimmer ins andere, also ich war im badezimmer und hatte mir die hände gewaschen und wollte ins gästezimmer, spür ich mit einem schlag einen unheimlichen schmerz im handgelenk. ich schau so drauf, sitzt da einfach ne wespe, die sich gerade fröhlich an mir vergreift. alter! direkt erstmal weggeschlagen und mein erster impuls war, den nächstbesten gegenstand zu greifen und das ding damit zu erschlagen. also ich bin normalerweise kein mensch, der insekten tötet, ich trage in der regel alles in den garten, aber bei sowas – ey, no mercy! mir ist dann der schmerz schon pochend in die gesamte hand gefahren, ich hatte auch übelst den schnellen herzschlag auf einmal, in sekundenschnelle erstmal zurück zum waschbecken, eiskaltes wasser drüberlaufen lassen und mit der anderen hand das handy rausgeholt und gegoogled, was man bei einem wespenstich macht. ganz ehrlich, ich glaub mich hat zuletzt ne wespe als kind gestochen, keinen plan ey. hab dann auch den stichheiler genommen (also so ein ding, das heiß wird) und meinen stich gegrillt, was auch nochmal höllische schmerzen waren und hab es anschließend mit eis gekühlt. ich glaub, meine schnelle und richtige reaktion, weil ich alles das gemacht habe, was im internet empfohlen wird, war der grund, warum es mittlerweile nicht mehr zu spüren ist. gestern nachmittag war dann noch so das gefühl eines blauen flecks da und heute merke ich gar nichts mehr davon. und damit wäre bewiesen – ich hab keine allergie! xD ich war mir zwar sicher, dass ich keine hätte, aber richtig gewusst habe ich es, um ehrlich zu sein, nicht. aber ey leck, ich hab nicht gedacht, dass son kack wespenstich so weh tut. ich meine, der schmerz war zwar sehr schnell wieder weg, aber erstmal doch ganz schön zu spüren.
naja, hätten wir das auch mal wieder erledigt lol.
in diesem sinne, ich wünsch euch nen schönen start in die woche,
suzaku