Redaktionsflair.

Redaktionsflair.

hattet ihr euch früher genau so euren arbeitsalltag vorgestellt, wie er nun ist?

keine ahnung warum, aber gerade ist mir ganz kurz, wie so ein aufflackerndes licht, vor dem inneren auge erschienen, wie ich früher als jugendlicher, oder als.. älteres kind, jüngerer jugendlicher, mir mal meinen späteren job vorgestellt habe. und zwar dachte ich früher immer an so die klassische bürotätigkeit, wo ich .. keine ahnung, irgendwelche sachen ausdrucke und zu meinem chef ins büro gehe, diese abliefere etc. genau genommen habe ich es mir genau so vorgestellt, wie es in den.. amerikanischen filmen immer ist, irgendwo in irgendwelchen.. redaktionen. viel papier, viele telefone, trennwände, eine große, glänzend polierte fensterfront, irgendwo in einem hochhaus im sechszehnten stock. wo man rausschaut, und man sieht gegenüber ganz viele weitere hochhäuser. – was ich da mache? .. keine ahnung, irgendwelche sachen einscannen, sachen abheften, emails schreiben, sowas halt. mit bleistiftrock und pumps.

manchmal macht man einen schritt zurück und betrachtet alles aus der distanz. ich hätte nicht gedacht, dass ich mal das tue, was ich tue. hätte ich als jugendlicher gewusst, was ich mal machen werde, was ich mal machen soll, ich hätte sofort zig tausend panikattacken bekommen. – „oh mein gott, woher soll ich das wissen? weiß ich doch nicht, wie man dieses und jenes macht!“ – gut, das denke ich mir heute auch noch gerne mal xD ..

in der realschule saß eine neben mir, nadine (nicht zu verwechseln mit nadin ohne e, mit der ich so dick befreundet war), die war so ein richtiges mathe-brain. eins weiter neben ihr saß dann noch so ein brain, die war aber in allem gut. nadine „nur“ in mathe, dafür aber mit abstand die beste. unser klassenlehrer in der.. puh, ich weiß gar nicht mehr, in welcher klasse das war, ich glaube, in der neunten, der hat immer zum „einstimmen“ in den matheunterricht ein paar kopfrechenübungen gemacht. er hat sie immer laut aufgesagt und wurde dann von mal zu mal immer schneller, quasi so: „fünf mal acht………. plus 20…….. minus zehn… mal drei.. plus fünfzehn, geteilt durch acht, minuszwanzigplusdreißigmalsieben“ – und in der regel waren am ende nur noch so fünf schüler mit dabei und davon war nur eine oder zwei beim richtigen ergebnis. nadine war, soweit ich mich erinnere, immer dabei und nur ganz selten hatte sie sich mal verrechnet. irgendwann meinte sie, sie möchte staatlich geprüfter techniker für maschinenbau werden. und ich dachte mir so: „wow, du freak.“

wenn ich mir vorstelle, was ich heute so mache. heute bin ich quasi genau der gleiche „freak“, denn ich habe exakt diesen beruf. normalerweise würde ich nicht sagen, dass ich meinen job supergut mache, ich bin jetzt technisch auch nicht der allerbegabteste. witzigerweise – und das ist auch so eine sache, die man sich als jugendlicher gar nicht denkt (zumindest habe ich das damals nicht) – braucht man das auch gar nicht zu sein. die wenigsten sind in ihrem job super herausragend, klar, dann wäre man auch nicht herausragend.

keine glänzende fensterfront im sechszehnten stockwerk, wenig papier, wenig telefon, schon gar kein chef, in dessen büro ich gehe und dessen unterlagen ich so feinsäuberlich vorbereitet habe, wie er es mir zuvor aufgetragen hat. ich komm rein, mach meinen scheiß, geh wieder heim. so ganz und gar nicht… connected, kommunikativ, geschäftig und hektisch. kein redaktions-flair irgendwo bei einer new yorker zeichnung. keine ordner, in die ich irgendwas abheften muss, keine besprechungsräume, die ich mit belegten brötchen und kaffee vorbereiten muss, kein bleistiftrock und pumps, sondern.. maschinenberechnungen, verteilerrohre, mechanischer abrieb, sterilisationsverfahren.

lustig.

suzaku

5 Gedanken zu „Redaktionsflair.

  1. Das ist eine interessante Frage, über die ich schon ein paar Minuten nachdenke.
    Ich weiß gar nicht mehr, ob ich überhaupt konkrete Vorstellungen hatte, aber ich kann mich erinnern, dass ich mir (vor über 20 Jahren…) weniger PC-Arbeit im Berufsalltag vorgestellt habe als ich sie jetzt habe. Das ist aber wahrscheinlich in jedem Beruf so. Damals begann es gerade erst, dass immer mehr Leute Zugang zu Computern und zum Internet hatten. Im Studium haben wir noch ganz viel klassisches Arbeiten auf/mit Papier gelernt, Wissen, das schon ein paar Jahre später völlig überholt war.
    Wenn man mir damals gesagt hätte, dass ich irgendwann für eine ganze Reihe Statistiken verantwortlich sein würde, hätte ich das auch nie geglaubt und mir nicht zugetraut. Besonders anspruchsvoll sind die aber auch nicht. Ich mache keine komplizierten Berechnungen, eigentlich ermittele ich nur einen Haufen Zahlen und stelle sie übersichtlich dar.
    Was du über herausragende Fähigkeiten sagst, ist auch meine Erfahrung. Es reicht meistens völlig, Dinge durchschnittlich oder leicht überdurchschnittlich zu können – und oft auch, die Kenntnisse und Aufgaben zu haben bzw. zu übernehmen, die andere abschrecken. In unserer Abteilung betrifft das hauptsächlich Dinge, die mit Excel gemacht werden.
    Viele Grüße!

  2. Hm, mein Kommentar ist verschwunden. Ich hatte ihn aber sicherheitshalber kopiert:
    Das ist eine interessante Frage, über die ich schon ein paar Minuten nachdenke.
    Ich weiß gar nicht mehr, ob ich überhaupt konkrete Vorstellungen hatte, aber ich kann mich erinnern, dass ich mir (vor über 20 Jahren…) weniger PC-Arbeit im Berufsalltag vorgestellt habe als ich sie jetzt habe. Das ist aber wahrscheinlich in jedem Beruf so. Damals begann es gerade erst, dass immer mehr Leute Zugang zu Computern und zum Internet hatten. Im Studium haben wir noch ganz viel klassisches Arbeiten auf/mit Papier gelernt, Wissen, das schon ein paar Jahre später völlig überholt war.
    Wenn man mir damals gesagt hätte, dass ich irgendwann für eine ganze Reihe Statistiken verantwortlich sein würde, hätte ich das auch nie geglaubt und mir nicht zugetraut. Besonders anspruchsvoll sind die aber auch nicht. Ich mache keine komplizierten Berechnungen, eigentlich ermittele ich nur einen Haufen Zahlen und stelle sie übersichtlich dar.
    Was du über herausragende Fähigkeiten sagst, ist auch meine Erfahrung. Es reicht meistens völlig, Dinge durchschnittlich oder leicht überdurchschnittlich zu können – und oft auch, die Kenntnisse und Aufgaben zu haben bzw. zu übernehmen, die andere abschrecken. In unserer Abteilung betrifft das hauptsächlich Dinge, die mit Excel gemacht werden.
    Viele Grüße!

  3. Ich wusste mit 14, welchen Job ich machen möchte und hab damn auch genau das gemacht. Viele Sachen, die ich mir vorgestellt habe, sind auch genauso, aber unglaublich, an was ich überhaupt nicht gedacht habe oder wissen konnte.
    Interessanter Gedankengang

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