The only butterflies.
lieder, die man oft hört, verlieren irgendwann die „erinnerungskraft“, wenn man ursprünglich etwas mit dem lied verbunden hat. aber jedes mal, wenn ich dieses lied höre, die ersten paar sekunden, kommt sie wieder zurück und bleibt für einen kurzen moment, bis sie wieder verfliegt.
ich hatte das lied in den tagen, kurz bevor mein vater gestorben ist, oft gehört, und dadurch lief es auch auf der fahrt zum altersheim, als wir schon wussten, dass er gestorben war.
On the verge of no return, why’d you keep fucking it up?
Don’t wanna have to bury you, but nothing seems to get through your skull One day, the only butterflies left will be in your chest As you march towards your death, breathing your last breath I hate to say, „I told you so“, but look how the bruises showwas für ein zufall, dass dieser text wie arsch auf eimer passt. und gerade weil dieser text so gut passt, fühlt sich dieses lied einfach noch mehr wie tod an. wenn ich das lied höre, kann ich noch spüren, wie sich die haut meines toten vaters angefühlt hat, als ich ihn das erste mal berührt habe, nachdem ich mich an sein bett gesetzt hatte.
mein vater hat sein leben lang auf seine gesundheit geschissen, hatte jahrelang diabetes und mit sicherheit auch millionen andere zivilisationskrankheiten wie bluthochdruck und co., die ich als kind gar nicht mitbekommen habe. ich weiß, dass seine nieren schon stark belastet und zerstört waren, da war ich noch ein kind, als der arzt das festgestellt hatte. und übergewicht hatte er eh immer, seine tabletten hat er auch oft unregelmäßig oder gar nicht eingenommen, und das, obwohl er eigentlich hätte spritzen müssen, was er aber nicht wollte. beim arzt war er auch nur alle paar jahre mal, meistens, wenns gar nicht anders ging oder wenn bereits etwas passiert war und er quasi zum arzt gebracht wurde und ihm nicht mehr entrinnen konnte.
ich selber bin ja ein ziemlicher gesundheitsjunkie. ich glaube, das einzige, was nicht bis auf den letzten krümel ausperfektioniert ist, ist mein schlaf, der kommt nämlich leider oft zu kurz, vorallem im sommer. aber was vorallem die ernährung angeht, da macht mir so schnell keiner was vor, glaub ich.
im zuge dessen schau ich auch gerne die ernährungs docs. für die, denen das nichts sagt, das ist ein ärzteteam, das eben mit der anpassung der ernährung eines patienten dessen beschwerden lindern oder heilen möchte. ich weiß gar nicht, wann das im tv kommt, weil ich das eigentlich immer online sehe, und so ziemlich jede folge in und auswendig kenne.
ganz oft kommen dann bei den ernährungs docs auch so klassische zivilisationskrankheiten, wie sie auch mein vater hatte. und ganz oft frage ich mich, wie mein vater wohl gelebt hätte, hätte er vielleicht auch den ein oder anderen tipp realisiert. ich schau mir dann so folgen an, wie sie irgendwas über verschiedene öle erklären, wie bestimmte lebensmittel wie im körper reagieren und solche sachen und bei vielen dingen finde ich, dass sie ganz einfach zu ändern wären. und ich empfinde das als so .. seltsam und heftig, dass ich meinen vater an sowas verloren habe, denn mein vater ist nicht an altersschwäche gestorben, sondern mal krass gesagt an multiplem organversagen. da war gegen ende hin einfach alles am arsch.
es ist so krass für mich, dass ich in meinem freundeskreis auch hier und da mal gefragt werde, ob ich einen tipp gegen das ein oder andere wehwehchen habe, weil die meisten wissen, dass mich sowas total interessiert und falls ich nicht sofort eine antwort habe, dann schnell eine finden werde. – und dazu im vergleich einfach gar nichts für meinen vater tun konnte. der frühe tod und das viele leid durch schlaganfall und co. war einfach so krass UNNÖTIG, das hätte man einfach verhindern können. also nicht, dass ich da jetzt .. verzweifelt, schockiert, emotional zurückblicke, sondern .. es ist einfach so eine art ironie des schicksals. wobei man mir jetzt auch vorwerfen könnte, dass ich nur aufgrund meiner vorgeschichte so ernährungs-fixiert bin, aber das, muss ich sagen, finde ich überhaupt nicht so. ich empfinde es eher als „lustigen“ zufall.
wenn ich heute die sendung schaue, denke ich ganz oft an meinen vater. ich schaue mir die für mich leckeren, gesunden rezepte an und stelle mir vor, wie mein vater gesagt hätte: „wäh, wie ekelhaft, das esse ich nicht.“ man hat ihm einfach gar nichts nahe bringen können, er war so sehr davon überzeugt, dass gesundes essen immer kacke schmeckt und lieber würde er essen genießen und dann halt früher sterben, als dass man ihm so seine freude (=essen) nehmen würde. – und öfter mal frage ich mich, wie man ihn vielleicht mit den richtigen sachen doch noch hätte „catchen“ können. aber für all das war ich auch noch zu jung, das hätte ich vor zwanzig jahren bringen müssen und da hatte ich selber noch keinen plan von ernährung und auch nicht davon, wie man vielleicht auch mit kleinen schritten langsam in die richtige richtung geht.
keine ahnung. irgendwie musste ich da grad dran denken.
suzaku
3 Gedanken zu „The only butterflies.“
Jeder hat ja sein eigenes Schicksal, aber ich glaube, bei meinem Mann ist das mit der Ernährung sehr ähnlich wie bei deinem Vater. Die sind meine ich auch der gleiche Jahrgang . Habe ich auch schon längst aufgegeben, ihm da reinzureden. Er wohnt alleine und ernährt sich aus der Mikrowelle.
Ja jeder muss letzten Endes selber wissen, was er tut, bzw. ich sehe das ähnlich mit dem „Schicksal“, jedes Leben ist für eine andere Lektion da.
Genau – so kann man es auch sagen.