Träume.

Träume.

also ich beherrsche ja luzides träumen nicht. luzides träumen ist, wenn einem im traum bewusst ist, dass es nur ein traum ist und man eigentlich schläft, und sogar auch, wenn man den traum selber lenken kann.

als tobi und ich das erste mal was miteinander hatten, damals, 2006, und das dann auseinander ging, bin ich das erste mal – ich glaube, das war ein stupider taff-beitrag – über luzides träumen gestolpert und ich wollte mir das unbedingt selber beibringen, was ja geht, um – höhö, richtig opfer-like – mir tobi im traum herzuwünschen. mit ein bisschen übung bin ich so weit gekommen, dass ich zumindest einen traum in frage gestellt habe, also noch während er andauerte, und bei einem weiteren war ich sogar so weit, dass ich mich, weil ich „keinen bock mehr auf den traum“ hatte, einfach aufgeweckt habe, was aber, trotzdem irgendwie … nicht hundertprozentig selbst gesteuert war, sondern trotzdem irgendwie noch mit einem gewissen anteil von .. machtverlust? .. handlungsunfähigkeit. also es lief trotzdem alles ab wie in so einem film, wie träume bei mir eigentlich immer sind.

ich muss sagen, für mich ist es schon ein riesen ding, wenn mir im traum überhaupt bewusst wird, dass das ein traum und nicht die realität ist, weil ich das, wie gesagt, bis auf die zwei male, nie habe.

seit dem tod meines vaters habe ich jetzt ein paar mal von ihm geträumt. vielleicht so .. fünf, sechs mal? .. könnte auch öfter gewesen sein.

und in jedem traum, in dem mein vater plötzlich vor mir stand, mit mir geredet hat, oder einfach nur irgendwie „da“ war, ist mir bewusst, dass das nicht sein kann und dass das einfach nur ein traum ist.

in der nacht von freitag auf samstag habe ich geträumt, dass meine eltern zusammen einkaufen waren. ich war bei uns zuhause, auch, wenn das zuhause ganz anders aussah. das haus war richtig modern eingerichtet, es war am hang und eine große fensterfront erstreckte sich über die küche mit einem wohn-essbereich und sorgte für einen ungestörten blick ins tal. theoretisch. aber dazu später. ich hörte das auto in der einfahrt und meine mutter kam mit lauter lebensmitteln und tüten und zeugs herein, stellte alles ab und ich hörte draußen, dass da noch jemand war. mir war gleich klar, dass das mein vater sein musste, und das aber gar nicht sein kann. mir war gleich klar, dass … ich hier schon wieder ausgetrickst werden sollte, weil mein vater doch eigentlich tot ist. – „ist das papa da draußen? ist er noch am leben?“, hab ich meine mutter gefragt. die war total irritiert, skeptisch und fühlte sich schon fast angegriffen, also sehr realistisch eigentlich, und meinte empört: „wie ‚ist der noch am leben‘? was redest du für einen quatsch?! natürlich ist er noch am leben!“ – ich hab gleich mit einem augenrollen halb durch den raum gestöhnt: „war ja klar, dann ist das schon wieder ein traum!“ ich schaute dabei raus, durch die fensterfront ins tal, und mir fiel auf, dass der himmel ein gemälde war, nicht sinnbildlich, sondern tatsächlich. es sah aus, als wäre das ein bild aus einem märchenbuch der gebrüder grimm oder das coverbild von so einem altmodischen, billigen 99 cent schoko-adventskalender. ich zeigte auf den himmel und sagte genervt: „natürlich! guckt euch doch mal den unrealistischen himmel an! das sieht aus wie aus einem beschissenen adventskalender!“ mein vater kam herein, er hatte noch die verfassung wie vor dem schlaganfall, so wie er mir immer im traum erscheint, und schaute mich an. ich hab zurückgeguckt und fragte sehr konfrontierend und selbstbewusst: „du weißt, dass du eigentlich tot bist?“ – „hä, wieso soll ich tot sein?! ich bin doch hier!“, antwortete er. – „nee. du bist schon relativ früh gestorben.“ sein gesicht veränderte sich, so wie als ob ihm gerade ein licht aufgegangen wäre, und er meinte vorsichtig: „mit 72, ne?“ – „nee, mit 73.“ er fing an zu weinen. und dann bin ich aufgewacht.

die nacht von samstag auf sonntag habe ich wieder von ihm geträumt, und ich glaube, dies war nur deshalb der fall, weil ich mir den samstag über öfter gedanken über diesen traum gemacht habe. in dem traum saßen mein vater und ich zusammen am tisch und er zeigte mir eine art… fotoalbum bzw. gemalte collage, die er über die meilensteine seines lebens gemacht hatte. unter anderem waren da auch die geburt meines bruders und mir. seine ausbildung und so weiter. ich fing an zu weinen, weil mir klar war, dass ihm gar nicht klar ist, dass auf dieser collage eigentlich schon längst sein tod stehen müsste und dieser fehlt, und dass das hier alles gar nicht wirklich passiert, sondern nur wieder ein weiterer traum ist.

in meinen träumen versuche ich meinen vater immer davon zu überzeugen, dass er eigentlich nicht mehr am leben ist und eigentlich tot und weg sein müsste. in meinen träumen denkt er immer noch, er wäre noch lebendig, so wie wir alle. und nur deshalb ist mir auch immer bewusst, dass das träume sind.

nicht ein einziges mal habe ich der „lüge“ in meinem traum je geglaubt und habe das auch immer selbstbewusst meinem vater im traum so gesagt. und ich versuche irgendwie mir selber herzuanalysieren, woher das kommt. ganz stumpf gesagt hätte ich jetzt angenommen: naja, weil wohl sein tod mir durch mark und bein gegangen und sogar im allerletzten hintereck meines unterbewusstsein angekommen ist. weniger stumpf, mehr philosophierend, hätte ich gesagt: naja, weil ich mir mein ganzes leben über bewusst war, dass er sich selbst zu tode frisst mit seinem ungesunden lebensstil und man ihn nie aus dieser ignoranz rausholen und ihn von der wahrheit überzeugen konnte. und selbst über den tod hinaus will ich ihn davon überzeugen. wir alle um ihn herum wussten, dass ihn sein lebensstil mal ins grab bringt und er hat es nie geglaubt. und genauso ignorant, wie er im traum immer ist, oder .. nicht ignorant, sondern eher naiv-kindlich, genauso war er auch in der realität immer.

schon krass, was träume so .. können.

suzaku

Kommentar verfassen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen