Und irgendwann kommt unweigerlich der Tag, an dem es nicht mehr so schlimm ist wie an dem davor.

Und irgendwann kommt unweigerlich der Tag, an dem es nicht mehr so schlimm ist wie an dem davor.

und irgendwann kommt unweigerlich der tag, an dem es nicht mehr so schlimm ist wie an dem davor.

mensch, was würde ich nur ohne meine dawsons creek zitate machen?

das war der erste gedanke, den ich heute morgen hatte. wobei ich jetzt nicht sage, das ist der ultimative tag, an dem es mir erstmalig komplett besser geht und von dem es nun an nur noch bergauf geht, aber es ist der erste tag, an dem ich aufgewacht bin und nicht dachte: „leute, verbrennt mich am besten gleich mit.“ – das ist eh mein running gag. gleich mitverbrennen. ich weiß, befremdlicher humor, und auch nur für diejenigen erlaubt zu betreiben, die meinem vater sehr nahe standen. das ist wie witze über fettleibigkeit oder psychischen leiden, die dürfen auch nur die machen, die selbst betroffen sind.

aber zurück, heute, oder sagen wir „jetzt gerade“, denn bei einem trauerfall ist zeit eine tückische bitch, geht es mir besser. ich bin gestern nach hause gekommen und habe erstmal zwei stunden auf dem sofa geschlafen. am abend, als wir bei unserem sushimann waren, wars zwar nicht so viel besser, aber irgendwie habe ich diesen zusatzschlaf gebraucht, ich bin an diesem morgen das erste mal nur noch müde und nicht komplett am arsch und wie überfahren.

auf arbeit merke ich, wie der nasenbohrer sich richtig um mich kümmert. gestern schon nicht mehr so wie vorgestern, aber das ist auch okay so. am ersten tag hat er immer wieder versucht auf ganz liebe art und weise das gespräch zu suchen, also nicht über meinen vater unbedingt, sondern einfach so irgendwie nett zu sein. das war sehr auffällig, aber schön. er war bis eben der einzige, der sich getraut hat, face to face sein beileid auszusprechen. generell merke ich sonst immer noch wie die leute mich meiden. gestern, als ich gegangen bin, stand eine kollegin beim affen (an dem ich vorbei muss, um das büro zu verlassen) und hat sich mit dem unterhalten. sie hat sich, noch bevor ich aufgestanden bin, versucht die ganze zeit hinter der trennwand zu halten, obwohl sie das sonst nie macht, sonst stellt sie sich immer in die mitte zwischen den platz vom affen und von mir und spricht quasi in unsere runde, vom nasenbohrer, dem affen und mir. als ich dann gegangen bin, hat sie krampfhaft versucht den affen zu fokussieren in dem ach so wichtigen gespräch und als ich ein „ciao“ in die runde sagte, konnte sie nicht mal selbiges erwidern. verständlich, aber trotzdem irgendwie seltsam, wenn ich ehrlich bin. also nicht seltsam, dass leute so reagieren, sondern seltsam so behandelt zu werden. ähnlich seltsam habe ich mich gefühlt, als ich gestern in anderen tagebüchern meinen namen und von der unsicherheit gelesen habe, mir eine nachricht zu schreiben. auch wenn ich das jetzt nicht gleich stelle, weil eine erste „beileidsbekundung“ ja nicht das gleiche ist wie jemandem dann in folge dessen im weiteren verlauf irgendwelche .. tipps oder sowas geben zu wollen, aber ich musste daran denken, als ich vor nicht allzu langer zeit noch selber überlegt habe, was ich einem guten freund schreibe, der auch ein elternteil verloren hat. ich habe gefühlt stundenlang im internet gegoogled, was man am besten sagt, nicht nur irgendwelche sprüche, sondern auch berichte, wie sich diejenigen fühlen und warum man was sagen oder nicht sagen sollte. ich dachte schmunzelnd, dass ich in zukunft nie wieder sowas googlen muss. auch wenn – und ja, das habe ich gestern schon gesagt – jeder anders trauert, aber ich wüsste, so behaupte ich frech, von nun an immer, was ich sagen würde. nicht, dass es dann gut wäre, man weiß natürlich nie, was der andere gerne hören oder wie er behandelt werden möchte, aber mir selber würde eine solche nachricht vermutlich nun leichter fallen.

da ich heute, nein, jetzt gerade, so gut auf der höhe bin, könnte ich vielleicht etwas abarbeiten, das in meinen tagebuchnotizen steht. wobei ich die am besten in einer rührseligen laune schreibe, aber gut. is wie es is. akzeptanz.

zumindest habe ich einen stichpunkt, den ich mit „okayenem“ gefühl abarbeiten kann, der da lautet: baum aussuchen. – ich wollte von freitag erzählen, als wir den baum auf dem friedhof ausgesucht haben. kommt mir vor wie vor tausend jahren, dabei ist es nicht mal eine woche her. was ich nicht wusste, ist, dass es da nochmal unterschiede gibt, zwischen baumbestattung und waldbestattung. von meinem arbeitskollegen in meiner alten firma, der damals ja verstorben ist, kannte ich so eine waldbestattung. das war wirklich in so einem, ich glaube, es heißt immer „friedwald“, wo man auf den ersten blick gar nicht merkt, dass hier verstorbene liegen. also das wirkt tatsächlich wie ein stinknormaler wald. das ist bei meinem vater nicht so, was ich aber bis dato selbst nicht wusste. und zwar wird mein vater auf einem friedhof bestattet, der so ein „waldabteil“ hat, wo eben diese baumbestattungen sind. man sieht da schon, dass es sich dabei um gräber handelt, denn überall sind täfelchen an den bäumen befestigt. ich glaube, das war in diesem friedwald bei meinem arbeitskollegen nicht so. zumal da alles richtig … waldig war, mit gebüschen und so. in dem friedhof, auf dem mein vater ab nächster woche liegen wird (klingt btw so unrealistisch), ist alles gepflegt. das sind halt bäume, aber das gras ist flach, bzw. da GIBT es gras.

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15:28 und ich bin von der arbeit zurück. sitze auf der couch und tippe nun hier weiter, was ich heute morgen angefangen habe.

der tag heute war tatsächlich ein ganz normaler tag. ich habe auf arbeit witze gemacht, mich unterhalten, normal gearbeitet, wie als wäre nichts. und ich fühle mich auch ganz normal und wie als ob nichts besonderes wäre. um ehrlich zu sein, irritiert mich das ein wenig. ich fühle mich nicht wirklich schlecht, ich habe gelesen, dass menschen, die sich bei einem trauerfall irgendwann (oder auch schneller) wieder gut fühlen, ein schlechtes gewissen haben, da sie ja viel trauriger sein müssten. ich glaube, über solche mechanismen bin ich im allgemeinen drüber hinausgewachsen. und ich weiß, dass ich mich jetzt zwar gut fühle, das ganze aber mit einem schlag wieder vorbei sein kann und es das auch wird. aber es wird auch wieder tage geben, an denen ich mich so wie jetzt fühle. ein auf und ab. und die auf und ab’s werden halt irgendwann weniger. willkommen im neuen leben.

eigentlich ist es nur eine kleinigkeit, aber es lässt mich komischerweise trotzdem nicht zu 100% los. und zwar war ich heute genervt von einer zeichnung, die ich machen musste. bzw. von allgemein dem projekt, das ich gerade bearbeite. zuerst wars nur eine kleinigkeit, die bis nächste woche irgendwann fertig sein musste, plötzlich explodierte das ganze ding und es musste bis heute mittag fertig werden. isses natürlich nicht, total utopisch. und was soll das auch – die absprachen waren ganz andere und plötzlich heißt es: „jo, in zwei stunden muss es fertig sein und der umfang verzehnfacht sich übrigens.“ – äh nein? na jedenfalls hasse ich es, mit dem zeichenprogramm auf arbeit zu arbeiten, denn das is einfach nur scheiße und von 500 vor christus, so altbacken is der scheiß. na jedenfalls war ich genervt und meinte: „oh man, die woche fühlt sich an wie hundert jahre, es ist erst donnerstag!“ – daraufhin meinte der nasenbohrer: „ach jetzt komm! sei nicht so dramatisch.“ – um ehrlich zu sein, hat mich das ultra gestört. klar wollte er nur so eine art „kopf hoch“ loswerden und mich aufheitern, aber .. das war nicht mal meinem vater geschuldet, sondern .. ich war einfach normal genervt. abgesehen davon war ich heute .. ultra gut drauf, also verglichen dazu, dass mein vater letzte woche gestorben ist, war ich mal echt gut drauf. wir haben heute viele witze über … ärsche, die bibel und andere kollegen gemacht und .. ich war mal weit weg von dramatik. null komma gar nicht über meinen vater, tod oder sonstige unangenehme themen geredet. keine ahnung wieso, aber dieses „sei nicht so dramatisch“ blieb jetzt so sehr in meinem kopf hängen, das hat mich richtig genervt. wie als ob ich eine spur zu viel gejammert oder getrauert hätte und das, obwohl ich heute das komplette gegenteil war und mich auch überhaupt nicht nach trauer gefühlt habe. naja.

ich war aber vorher dabei, von freitag zu erzählen, als wir den baum ausgesucht haben.

naja, meine mutter und ich sind da ja dann zusammen zu diesem friedhof gefahren, also das war wieder eine stunde anfahrt von mir daheim, während mein bruder von der arbeit aus gefahren kam, der termin war ja um 11:00. ich weiß noch, dass ich aufs klo musste. witzigerweise muss ich an solchen krassen momenten immer aufs klo. schon bevor mein bruder überhaupt ankam und wir draußen auf ihn warteten, kam der herr, mit dem mein bruder den termin ausgemacht hatte, auf uns zugelaufen, unterlagen und ein ordner fest verschränkt in beiden armen und fragte vorsichtig: „wir haben einen termin zusammen? zum baum aussuchen?“, meine mutter sagte geknickt: „ja, aber wir warten noch auf unseren sohn.“ – „nur keine eile, ich bin da drüben in meinem büro, kommen sie einfach vorbei, wenn er da ist.“ – als er wieder gegangen war, fragte meine mutter mich: „es heißt ‚mein‘ sohn, gell? ‚unseren‘ sohn geht ja nicht, dein vater ist ja nicht mehr da.“

der herr, der uns die bäume gezeigt hatte, war vielleicht mitte vierzig, keine ahnung. nicht ganz so alt. er war bestimmt knappe zwei meter groß und hatte richtig schöne blaue augen, die total rausstachen. ein sehr freundlicher kerl, jedoch sehr ruhig. ich denke, er wollte uns einfach raum zum trauern geben und uns nicht überfordern. mich hingegen störte diese stille, also sie setzte mich innerlich unter druck.

wir kamen beim ersten bereich an, wo bäume für die baumbestattungen waren. es war so ein leichter hügel, der an den kolumbarien für weitere urnen angrenzte. der herr drehte sich zu uns um und meinte: „hier wäre der erste bereich, der für die baumbestattung möglich wäre. dieser baum hier, die nummer fünf“, er zeigte auf ein kleines schildchen mit der zahl an einem baum, der direkt vor uns war, „der wäre zum beispiel potentiell möglich.“ wir standen dann vor einem stück… land, gras, whatever mit ein paar bäumen drauf. ich fühlte mich wie: „so, hier isses, jetzt such mal aus.“ wir drei standen da, wie bestellt und nicht abgeholt, total überfordert und keiner wusste so recht irgendwas zu sagen, zu machen oder sonst irgendwas zu tun. normalerweise – also zumindest in den letzten tagen – ergriff ich dann immer die initiative, da man das von meiner mutter eh nicht erwarten kann und erstaunlicherweise von meinem bruder auch nicht. das ist auch immer so ein moment, in dem ich denke: „ach baba, jetzt bin ich mit mama und kevin alleine“, weil ich mich witzigerweise irgendwie so fühle, als wäre ich nun der mann im haus. aber diesmal war auch ich mit meinem latein am ende. gerade aufgrund der ruhigen art des mitarbeiters fühlte ich mich komischerweise – obwohl er sehr sympathisch rüberkam – nicht so recht „connected“ oder irgendwie aufgehoben oder so, ich stand einfach da und fühlte mich wie komplett ohne anleitung, von wegen: „jo da mach mal.“ ich versuchte irgendwie irgendetwas zu sagen und meinte: „also alle bäume hier, die eine zahl haben, kämen quasi in frage?“ – „ja genau“, antwortete er. mein bruder schaute mich unsicher an, lächelte zu dem mitarbeiter und meinte vorsichtig: „ja ähm…“, er schaute zu mir, „dann gehen wir mal und gucken?“, schaute er fragend den mann an. – „ja nur zu“, antwortete er sanft und ließ uns vorauslaufen, während er am wegrand stehen blieb. mein bruder tat ein paar schritte ins gras, vor mir, ich betrat es ebenfalls und stand nun inmitten von ein paar bäumen und müsste plötzlich weinen. totale überforderung, das erste mal seit dem tod. ich meine, wie soll man denn hier jetzt einen schönen baum aussuchen, der würdig genug ist, dass man den eigenen vater da begräbt!? .. keine ahnung, die urne, der sarg, alles andere war so einfach, aber das hier…? unsicher haben wir uns ein paar bäume ausgesucht, bzw. mal „andiskutiert“, ich fand alle irgendwie doof, wenn ich ehrlich bin. der ganze waldabschnitt hat mir überhaupt nicht zugesagt, mir war aber nicht klar, dass das nur einer von vielen war. mein bruder und meine mutter haben hinterher über den mitarbeiter gesagt, dass er so super lieb und sympathisch war, fand ich auch, aber .. ich fand es etwas .. naja, schwierig, dass der uns da so drin „schwimmen“ ließ, also ich hätte viel mehr informationen benötigt, aber .. wenn man so gar nichts weiß, kann man noch nicht mal irgendwas fragen, wenn ihr wisst, was ich meine. zaghaft suchten wir uns halt irgendeinen aus. der mann kam angelaufen mit einem großen friedhofsplan und meinte: „ah okay, die nummer 33 ..“, er suchte den baum auf dem plan. – „da wäre noch südosten und nordosten frei.“ – erst da wurde mir klar, dass nicht pro baum eine urne liegt, sondern mehrere urnen. ich fand das doof und war innerlich enttäuscht, wenn ich ehrlich bin. ich hätte am liebsten einen baum ganz alleine für meinen vater gehabt. wir schauten zusammen auf den plan und erst da verstand ich so ein bisschen das system. hätte er mir das mal vorher gezeigt. man sah auch deutlich, wo schon jemand bestattet war, an den namensschildchen am baum. ich fragte: „wo geht denn die sonne unter?“ – er kramte sein handy und damit auch eine kompass-app raus, um ganz sicher zu gehen, stellte sich ein paar schritte weiter und meinte: „hier.“ – hm. direkt am hügel. kein so schöner platz, wie ich fand. merkte man mir auch an. wir suchten nach einem anderen baum, wir alle waren uns einig, dass wir einen dickeren, älteren baum möchten. am besten mit vielen zweigen. wir fanden einen nächsten, der etwas schief stand. mein bruder und meine mutter mochten ihn, ich fand ihn etwas.. nackt und freistehend. nicht so schön. ich fragte direkt wieder nach der untergehenden sonne und ob dieser platz frei wäre. gab nur noch einen platz daneben. so ging das noch ein, zwei mal. – „weil sie immer nach der untergehenden sonne fragen.. sollen wir uns mal explizit nur bäume anschauen, wo noch der westen frei wäre?“ – „ja.“ ich hatte das einfach mal so entschieden, ich glaube, ich hätte mich in allem gegen meinen bruder und meine mutter durchsetzen können. keine ahnung, wie ich überhaupt auf die idee mit der sonne kam. er schaute auf den plan und meinte: „hier ist fast nirgendwo mehr westen frei.“ – „die untergehende sonne wird wohl öfter gefragt…“, bemerkte ich, doch er antwortete: „nee, eigentlich gar nicht.“ er fand noch ein paar bäume in einem anderen waldstück, wo öfter mal der westen frei war. – „da müssen wir aber noch ein stückchen weiter laufen.“ – „das macht nichts.“ also sind wir weitergelaufen. es wurde dichter und dunkler. wir kamen an ein paar gräber vorbei, viele waren von kindern. als nächstes kam ein größeres stück mit vielen bäumen. er zeigte uns hier und da mal einen baum, wo wir den westen hätten haben können, aber das waren alles mickrige kleine pflänzchen. – „schade. ich will so einen richtig fetten baum haben.“ – er duzte mich nun und sagte lächelnd: „dann suchst du dir jetzt einen richtig fetten baum.“ irgendwie war das innerlich so für mich der startschuss. nicht mehr unsicher, nein, ich bin losgelaufen, hab die anderen drei da stehen lassen und dachte mir innerlich: „so baba, jetzt suchen wir dir einen richtig geilen baum aus.“ – puh, war aber gar nicht so schwer. vor lauter bäume sah man .. die bäume nicht mehr. mir fiel ein baum auf, an dem direkt daneben eine tanne war. keine ahnung, was für eine sorte tanne das war, ich hatte nie einen grünen daumen. dachte mir: „das wäre doch auch nett, nicht einfach einen platz an einem baum, sondern ein platz an zwei bäumen.“ ich lief alleine umher, der mann lief geduldig und langsam hinterher und meinte irgendwann: „also ich habe noch sehr viel zeit, ich hab erst um 13.00 den nächsten termin. ich kann euch aber auch alleine lassen und wenn ihr einen schönen gefunden habt, gebt ihr mir bescheid. die bäume sind ja nummeriert.“ – „man kann sagen, überall die plätze sind frei, wo kein namensschild ist?“ – „ja genau. es kann sein, dass vielleicht ein platz reserviert ist, wo noch kein schild angebracht wurde, aber ich habe an jedem baum mindestens noch einen platz frei.“ – wir einigten uns darauf, dass wir alleine weitersuchten. er lief zurück zu seinem büro. meine mutter schlug dann irgendwann mal den baum mit der tanne vor. – „ja, der ist mir auch schon vorher aufgefallen.“ – „die tanne ist der lieblingsbaum von eurem vater. genau die sorte, weil die nadeln so weich sind.“ sie strich einen zweig. – „dann ist das der richtige“, sagten mein bruder und ich fast gleichzeitig. es waren nur die vier himmelsrichtungen belegt, die dazwischen nicht. zwei stellen fanden wir schön, hinterher haben wir rausgefunden, es waren südwesten und südosten. hatte zuerst zu südwesten tendiert, aber nachdem wir uns mehrmals da hingestellt hatten, fanden wir einstimmig südosten schöner. wussten wir da aber noch nicht, wir haben uns nur die namen gemerkt, zwischen denen mein vater liegen würde. – „seine nachbarn“, witzelte mein bruder. wir liefen zurück zum büro, der mann saß mittlerweile wieder an seinem schreibtisch und schaute auf, mein bruder dachte zuerst, er würde telefonieren, tat er aber nicht und winkte uns hinein. – „wir haben einen gefunden an dem platz, wo wir zuletzt waren.“ – „okay, wo wir zuletzt waren…“, er holte den passenden plan aus, breitete ihn auf seinem tisch aus. ich stand direkt vor seinem schreibtisch, mein bruder und meine mutter beide schräg hinter mir. ich übernahm wieder den lead, ich war zurück aus dem loch. ich schaute auf die zeichnung, hab die draufsicht sofort erkannt (technischer zeichner halt), er zeigte mir den baum, den ich längst selber gefunden hatte und meinte: „da wären noch vier plätze frei.“ – ohne näher auf die namen zu gucken, zeigte ich schnurstracks, zielstrebig und selbstbewusst auf das kürzel „SO“ – südosten. der mann schaute zu mir auf, als wolle er, leicht schmunzelnd, sagen: „ernsthaft? kein westen?“ – „ja, genau da“, sagte ich eisern. – er grinste und sagte: „ich will’s ihnen nicht ausreden“, und kramte sofort die unterlagen hervor, „ich hab mich nur gewundert.“ – „’s wird ‚gessen, was auf d’r tisch kommt“, hab ich entschlossen gegrinst. – er lachte: „na hoffentlich nicht immer.“ er druckte die unterlagen aus, die wir gemeinsam ausgefüllt haben. da habe ich dann auch gemerkt, dass nochmal ein großer haufen kosten auf uns zukommt, das beim bestatter war nicht alles. hatte ich mich auch schon gewundert, so billig eine ganze bestattung? das konnte ich mir nicht vorstellen. er hat uns das täfelchen überreicht, das wir gravieren lassen müssen, er nannte ein paar orte, wo wir das machen lassen können, „leider kommen die schildchen nicht von uns, ich fände das auch schöner, wenn wir das machen würden.“ vorname und name muss drauf, der rest ist uns überlassen. es wurden noch ein paar sachen besprochen und dann haben wir uns auch schon wieder verabschiedet.

hinterher haben mein bruder, meine mutter und ich uns noch am friedhof auf eine bank gesetzt, das war da, als ich mein handy rausholte und direkt weitere organisatorische sachen ansprach und aufgaben verteilte. das hatte ich ja neulich schon erwähnt. wir haben uns auch über meine „tante“ unterhalten, die blöde bitch. sorry, aber isso. wir unterhielten uns auch über meine oma, also die mutter meines vaters, die ja auch noch lebt. mein bruder hatte die damals bei seiner hochzeit nicht eingeladen, weil das verhältnis allgemein ja nicht so prickelnd ist, aber jetzt auch nicht hart zerstritten. es ist halt nur kein oma- oder eben familiäres verhältnis. – „ich muss sagen, kevin, damals war ich schon etwas verwundert, dass du die nicht eingeladen hast. ich gebs zu, ich hätte es rein aus höflichkeit getan, aber nicht, weils mir was bedeutet. aber heute im nachhinein muss ich sagen, find ichs gut, dass du sie nicht eingeladen hast.“ wir haben uns etwas länger über meine „tante“ und meine oma unterhalten und irgendwann scherzte mein bruder prustend: „ja im ernst, mir würden eine million leute einfallen, die netter zu mir sind als xyz (der nachname meiner oma, wir nennen die nicht mal oma, sondern nennen nur ihren nachnamen [der nicht der gleiche ist wie unserer], wenn wir über sie sprechen). da kann ich ja auch gleich den zu meiner hochzeit einladen, der war auch netter als xyz es jemals war!“, und zeigte auf das büro von dem mann XD alter, ich musste so lachen. ich hab hinterher noch mehrmals darüber gelacht XD .. den einladen XD – „ja is doch so“, lachte mein bruder, „ey willste zu meiner hochzeit kommen?“ .. hach, geilo xD

wir haben uns entschlossen, den vornamen und namen auf die tafel zu gravieren mit den jahreszahlen von geburt und tod. kein genaues geburts- oder sterbedatum.

jupp. so war das. mittlerweile ist 16.53, tobi ist oben im büro. der hat letzte nacht arbeiten müssen und hat den vormittag über geschlafen. vorher kam er kurz runter und meinte, er würde noch ein paar geschäftsmails lesen, ein paar kleinigkeiten abarbeiten, solange ich noch tagebuch schreibe. ich werde jetzt gleich noch kochen.

es ist seltsam. der heutige tag war ein tag wie jeder andere. und das obwohl ich nun eine stunde lang darüber geschrieben habe, wo wir nächste woche meinen vater begraben werden. aber das ist wohl nun so. viele seltsame tagen werden wohl noch folgen.

suzaku

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