Unfreundlich und schlecht gelaunt.

Unfreundlich und schlecht gelaunt.

das war ja jetzt wieder logisch.

heute morgen bin ich um 4:23 aufgewacht und dachte mir so: „gut, der wecker klingelt heute eh um 5:00, also kann ich direkt aufstehen“ und wie ich das denke, merke ich: „hä, ich kann mein auge gar nicht mehr aufmachen“ und genau da schießt es mir durch den kopf – ist natürlich wie immer. denn immer, wenn ich aufwache und mein auge nicht mehr aufkriege, liegt es daran, dass mich über nacht irgendwas tolles gestochen haben muss und das auge komplett zugeschwollen ist. was ist? – genau das. herrlich. warum ausgerechnet heute? W-A-R-U-M. reicht natürlich nicht, dass mein vater letzte woche gestorben ist und heute der erste tag wäre, an dem ich wieder zur arbeit muss, wo jeder hans und franz zu mir herkommt und sein beileid ausspricht, nein, dann muss ich auch noch aussehen wie quasimodo und jeder denkt sich mitleidig: „oh, bestimmt ist das vom vielen weinen. ich sprech sie lieber nicht drauf an, starre aber vorsichtshalber nochmal zwei minuten länger drauf.“ – ja blah. ich heul bestimmt nicht mit einem auge.

jedenfalls hab ich nun spontan homeoffice angeschlossen. als ob ich so zur arbeit geh. als ob ich HEUTE so zur arbeit geh. aber irgendwie muss mein augenlid besonders toll duften oder whatever, die viecher stechen mich STÄNDIG da und witzigerweise fast nur rechts. die stechen mich quasi nirgendwo anders, nein, nur dort.

zumindest war ich jetzt früh genug wach, um direkt in aller ruhe mein outlook zu checken und auch gleich für jeden kack tag die kommenden zwei wochen ab 14:00 mein outlook auf abwesend zu stellen. als ob ich jetzt länger arbeite. so seh ich aus. SO SIEHT MEIN RECHTES AUGE AUS.

bin mal gespannt, wann sich der erste meldet. gut, mein gruppenleiter wird der erste sein, der sich meldet, um die projekte mit mir zu besprechen. hab keine ahnung, was schon erledigt ist und was ich noch machen muss. aber ich glaube, heute homeoffice zu machen könnte zu einem sehr ruhigen tag führen. kein mensch wird mich heute freiwillig anrufen. mit sicherheit, so wie ich die firma kenne (eigentlich jede firma), wird sich die nachricht über meinen vater wie ein laubfeuer verbreitet haben. nervt mich trotzdem hart. ich wollte nicht noch zusätzlich irgendwie… „auffallen“, „quer schießen“ oder .. ach keine ahnung, ihr wisst, was ich meine.

das ist auch so etwas, über das ich noch im tagebuch schreiben wollte. da habe ich mich auch schon mit tobi gestern abend im bett unterhalten. und zwar, wie andere leute reagieren. keine ahnung. ich glaube auch, wenn ich jetzt darüber so tippe, kommt das total schlecht gelaunt und unfreundlich rüber. so fühle ich mich auch. hab ich ja gestern schon geschrieben, teilnahmslos und desinteressiert. aber ich glaube, mittlerweile wirkt es eher schlecht gelaunt und angepisst. wobei ich eigentlich nicht angepisst oder schlecht gelaunt bin, ich bin einfach… gar nichts. geht mir alles am arsch vorbei, hab ich ja schon gesagt.

naja, ich wollte darüber schreiben, wie andere leute reagieren. ich meine, ich kenne das ja schon von der klinik. oder von meinem coming out damals als bi (wobei ich immer noch irgendwie komisch finde, sich bei bisexuell „outen“ zu müssen [oder generell sich outen zu MÜSSEN], aber da sieht man halt, in was für einem konservativen kaff ich gelebt habe). die menschen reagieren alle komplett unterschiedlich und noch dazu oft so, womit man gar nicht gerechnet hätte. und man merkt, wer darin „erfahrung“ hat und wer nicht, also oft, nicht immer. das war damals mit der klinik auch so. manche tun so, als wäre nix, manche schreiben dir eine standardmessage, manche sind komplett überfordert, manche sind total lieb. und so oft hat man das eigentlich ganz anders eingeschätzt. und ich finde es auch irgendwie krass und komischerweise irgendwie „lustig“, auch wenn es das nicht ist, dass .. ich jetzt so … auf der anderen seite stehe. ich meine, dass die leute um mich herum sagen: „oh, blah, die arme, was sagen wir jetzt? hast du schon mit ihr gesprochen? nee, ich auch nicht.“ ich fühle mich eigentlich wie jemand, den man ohne probleme auf jeden dreck ansprechen kann, weil ich eigentlich mit allem total locker, direkt und offen bin. aber ich glaube, gerade das mittlere wort – direkt – schreckt viele ab.

und eigentlich, und darauf wollte ich hinaus (und deshalb auch: es wirkt sicher unfreundlich und angepisst), ist es scheißegal, was andere sagen. tatsächlich ist es total wurscht. wenn ich eine nachricht im whatsapp oder sonstwo bekomme, egal wie lang oder lieb oder sonstwas sie ist, klicke ich sie an, lese sie, komplett emotionslos und tippe einfach nur „danke <3“, weil ich weiß, das gehört sich so. und weil ich weiß, dass es für andere schwierig war, mir irgendwas nettes oder eben überhaupt zu schreiben. aber genau genommen ist es total wurscht, was andere einem sagen. na zum einen, weil.. das macht ihn auch nicht wieder lebendig, aber das ist ja klar. aber andererseits… es gibt rein gar nichts, nicht eine silbe oder ein wort, das mich irgendwie .. aufheitert, lächeln lässt, fröhlich macht oder auch .. trauriger oder irgendwie fertig macht. das vielleicht zur entlastung anderer (wobei sie das ja nicht wissen). – „und wenn sich jemand total mühe gemacht hat, um was richtig liebes zu schreiben?“, hat tobi mich gestern gefragt. – „maximal schmunzle ich kurz, aber richtig in meinem herzen kommt es nicht an.“ ich glaube, was das angeht, reagiere ich auf den tod einfach nur so, wie ich mit allem bin, nur extremer. ich höre mir die meinung von anderen schon an, aber eigentlich mach ich schlussendlich eh das, was ich selber meine. und meistens weiß ich, dass ich mir die meinungen von anderen eigentlich erst gar nicht anhören brauche, weil ich am ende sowieso so handle, wie ich es schon von anfang an vorhatte. eine freundin von mir hat gestern mit mir gechattet und auch ganz viel, also verhältnismäßig viel, über mich und zum tod meines vaters gesagt, von wegen, ich bin eine starke frau und ich hab schon so viel durchgestanden und etc pp. und irgendwie, ich weiß, das klingt so arrogant und unfreundlich, ich weiß ja, dass die allermeisten einfach nur lieb und irgendwie für mich da sein wollen, aber ich hatte eigentlich schon gar keinen bock mir das anzuhören, was sie mir im whatsapp gesprochen hatte, weil ich mir dachte: „jo, ich weiß das eh schon alles.“ ich weiß, dass ich stark bin. und ich weiß, dass ich sowas durchstehe. das haben schon ganz andere leute durchstehen müssen. und ich weiß, das klingt so böse und arrogant, aber.. die meisten menschen geben mir tipps (also nicht nur jetzt hier mit meinem vater, sondern allgemein im leben), von denen ich mir denke: „was soll ich damit?“, weil ich dann schon eine viel coolere idee habe. und wenn ich diese dann oft äußere, sagen die meisten: „boah, das ist ja noch viel besser.“ und ich denke mir innerlich: „ich weiß.“

das ist auch etwas, was mir auch schon im tagebuch oft widergespiegelt wurde. früher habe ich mir so viele gedanken gemacht, also vorallem noch bei mytb, weil ich immer so viele klicks pro eintrag und auch verhältnismäßig viele leser hatte, aber verglichen dazu haben mir nur selten leute messages geschrieben. ich hab schon öfter von lesern gehört, dass sie gar nicht wissen, was sie mir schreiben sollen, weil sie finden, ich komme schon selber gut zurecht und ich würde die hilfe anderer gar nicht benötigen. oder weil ich wohl oft sowas ausstrahle, was andere denken lässt: „was will die denn mit mir oder dem, was ich ihr sage? die findet das doch eh quatsch, wenn ich der jetzt irgendwas erzähle.“ früher war ich total .. irritiert, dass andere so denken. heute sehe ich es, zumindest was das „hilfe anderer benötigen“ (oder viel mehr nicht benötigen) betrifft, selber so – auch wenn ichs natürlich immer noch blöd finde, deshalb weniger nachrichten zu kriegen lol.

wobei das meiste jetzt aber hier eher auf allgemein zutrifft und nicht auf genau die situation mit meinem vater. beim tod eines elternteils kann man eh keine super genialen tipps geben, das is mir schon klar. was ich aber explizit erwähnen muss, ist mattes, den ich ja, genau heute vor zwei wochen, wiedergesehen habe in köln. der ist echt lieb. der schreibt mir jeden morgen wie es mir geht oder schickt mir irgendeinen lieben emoji. das find ich echt süß.

ich habe noch ungefähr fünf milliarden stichworte aufgeschrieben, die mir gestern nach dem letzten eintrag eingefallen sind. sachen, die ich eigentlich auch noch tippen wollte, aber .. auf die habe ich jetzt keinen bock. ich schreib das vermutlich irgendwann heute nachmittag oder so. keine ahnung. ich weiß gerade eh nicht, womit ich meine freizeit füllen soll. am liebsten würde ich einfach nur dasitzen und auf bessere zeiten warten. keine ahnung.

suzaku

2 Gedanken zu „Unfreundlich und schlecht gelaunt.

  1. Ja, das war auch so mein Eindruck beim Lesen… dass es nichts wirklich Passendes oder Sinnvolles oder in irgendeiner Form Tröstendes, und sei es auch nur für einen winzigwinzigen Moment, gibt, das man dir in dieser schlimmen Zeit schreiben könnte… dass dich gerade einfach nichts erreichen wird. Deshalb habe ich gelesen und geschwiegen; und still mitgefühlt… lg zora

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