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Day: 31. Juli 2024

Ich bewundere, wie das Leben funktioniert.

Ich bewundere, wie das Leben funktioniert.

als ich heute morgen zur arbeit gefahren bin, ist die sonne aufgegangen und schien mir von der seite ins gesicht. sie war goldgelb, so, wie man es kennt, wenn ein sehr heißer sommertag bevorsteht. ich hatte vor ein paar tagen eine cover-version von einem tokio hotel lied entdeckt, von einem mädel, das mich witzigerweise total an anne, also meine ex, erinnert hat. und diese kombination aus der cover-version zusammen mit der sonne, die mir ins gesicht schien, hat mich plötzlich gedanklich sofort ins jahr 2002 zurückkatapultiert, als ich in den zug nach darmstadt stieg, um anne das erste mal zu treffen. das war meine erste größere zugfahrt alleine und für mich fühlte sich das genauso an wie als ob ich das erste mal alleine in ein fremdes land fliegen würde. es war ein warmer sommertag und die sonne ging unter und schien mir dabei genauso goldgelb ins gesicht wie heute morgen. auf den ohren war „cry ophelia“ von adam cohen.

seitdem ist dieses gefühl, das ich damals bei der zugfahrt hatte, in diesem gitarrenriff am anfang präserviert und wird für mich auch für immer unlöslich mit diesem lied verknüpft sein. und wie ich so daran dachte, an das wochenende auf dem chattertreffen in darmstadt, wie die luft gerochen hat früh morgens, als noch alle in ihren zelten geschlafen hat, ehe lautstark „jump“ durch die boxen gedröhnt wurde, um alle aufzuwecken, an diesen sand auf dem großen platz, der die schlaghosen verdreckte, und auch an annes weißblond gebleichte haare, die ich damals total hammer fand (xD), hatte ich irgendwie lust darauf, einfach nochmal kurz von diesem wochenende fünf minuten erleben zu dürfen. manchmal bekomme ich bei erinnerungen genauso lust darauf, ganz genau das nochmal zu erleben wie man auch lust auf eine bestimmte süßigkeiten wie schokolade oder chips bekommen kann. nur können diese sachen nicht nochmal erlebt werden, die bleiben einfach nur in deiner erinnerung (wenn sie denn dort überhaupt bleiben). und je älter man wird, desto schwieriger wird es, sich solche erinnerungen zu schaffen. solche, die ein leben lang bleiben und die sich, wenn man irgendwann wieder daran denkt, genauso anfühlen, als würde man immer noch in diesem moment stecken.

wenn ich daran denke, wann ich in den letzten fünf jahren solch einen moment erlebt habe, irgendeinen davon, dann war das 2019 bei dem backstreet boys konzert in mannheim, das quasi „erste“, womit die bsb-ära eingeleutet wurde. das, womit der wahn losging. bzw. der moment, den ich meine, ist auch der moment, mit dem alles losging. bei dem meet and greet, als mike (dessen namen ich damals noch gar nicht kannte) mich hinter die leinwand geschickt hat, rebecca noch da stand und die jungs wie eine traube um sie herumstanden. einer mit einer schwarzgrauen lederjacke, drehte sich um und erst da hab ich gecheckt, dass es kevin – mein kevin – war und mich direkt angeschaut hat. dieser blick und der ganze moment fuhr mir durch mark und bein, aber im positiven sinne. das ist auch so ein moment, in dem man nur funktioniert und überhaupt keine kontrolle über sich hat, über seine gedanken hat oder gar ein bewusstsein dafür, dass man eigentlich ja normalerweise… kontrolle und gedanken hat. es gibt wirklich nur wenige situationen und momente im leben, wo das gehirn einfach komplett runterfährt und man nur handelt. – und zwar nicht für ne kurze minute, wie wenn zb einem etwas rausrutscht, was man vielleicht nochmal hätte überdenken sollen, weil dann so schnell das gehirn wieder einsetzt und man sich denkt: „FUCK“, sondern .. wo man minutenlang einfach nur … irgendwie funktioniert. so stelle ich mir das im negativen sinne auch vor, wenn etwas passiert, keine ahnung, ein unfall und man versucht irgendwie zu überleben. aber der moment in mannheim.. kevin hat sich umgedreht und mich angelächelt, ganz normal und nett halt, und ich hab ihn angestrahlt, ich denke mit solch funkelnden augen, dass er sofort gecheckt haben musste, dass er mein liebling ist. ich bin wie ferngesteuert auf ihn zugelaufen, nicht gerannt, nicht euphorisch, sondern schnurstracks, zielgerichtet, immer noch mehr am strahlen und hab ihn in den arm genommen. ich glaube, es kann sich kein mensch vorstellen, wie das ist, wenn man fan von jemandem ist und denjenigen mal umarmen kann, wenn man es nicht selber erlebt hat. und es ist auch witzig, wie viel man da über sich selber lernt. ich dachte immer, ich wäre jemand, der in so einem moment entweder anfängt zu heulen oder zu kreischen. tatsächlich habe ich glück und bin wohl jemand, der einfach nur seine schnauze hält und bewundernd strahlt, maximal vielleicht noch versteinert, wenn der moment zu spontan kommt, wie in warschau, als kevin plötzlich im hotel ums eck kam und ich wie son klotz da stand und nicht mal auf sein „hi“ antworten konnte.

keine ahnung, was ich mit diesem eintrag bewirken will. eigentlich gar nichts. ich husche von einer erinnerung zur nächsten und bewundere das leben. wie das leben so funktioniert. wie viele erinnerungen und informationen so ein kopf alles tragen kann. und ich bin auch gespannt, wie ich das leben empfinden werde, wenn ich älter bin. ich meine nicht mal die einstellung, so wie gestern im eintrag angerissen, sondern wie sich all die erinnerungen dann in meinem kopf sortieren. wenn ich an mein leben um 2002 als beispiel denke, dann fühlt sich das in erster linie so für mich an wie .. hm. naja, als kind. ein kindlicher kopf eben. kindliche, unreife, dumme gedanken, auch wenn ich damals schon solche moment wie der im zug nach darmstadt wertschätzen konnte. dann so zeiten wie um 2008, was ich komischerweise viel mehr als „ich“ bezeichne, als jetzt zum beispiel um 2014. bei 2008 fühle ich mich – im nachhinein, hat man ja gestern gesehen, wie es tatsächlich damals war – viel mehr wie ich, viel authentischer, als um 2014 zum beispiel, keine ahnung wieso. 2008 war die zeit, in der ich so viel in köln war und das empfinde ich sehr zu mir zugehörig. eigenständig, meinem eigenen kopf nachgehend. 2014 fühlt sich zum beispiel an wie so ein … joa, faules jahr, wo ich mich auch hab gehen lassen, wo das ganze vegan-ding gestartet ist, aber trotzdem.. keine ahnung. da war ich auch noch bei dem alten arbeitgeber, bei dem schrecklichen, und alles war so .. keine ahnung. da hab ich mich zum beispiel auch nicht mehr jeden tag geschminkt, was ja eigentlich für mich schon normalität ist. (damals dachte ich noch, das wäre halt eine phase aus 2008 gewesen, sich jeden tag zu schminken, mittlerweile weiß ich aber, das gehört das zu mir.)

keine ahnung. waren jetzt einfach irgendwie gedanken. vielleicht fands ja jemand unterhaltsam. manchmal hab ich echt so zweifel, wie viel unterhaltungsfaktor ich noch bieten kann, to be honest. eine gesunde psyche gepaart mit einem erwachsenenleben ist halt nicht mehr so interessant wie mental health issues.

in diesem sinne,

suzaku